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XENOPHON AKTUELL<br />
„Richtig reiten reicht“<br />
Xenophon setzt sich ein für den Erhalt der klassischen Reitkultur<br />
Der Verein XENOPHON hat sich<br />
benannt nach dem altgriechischen<br />
Philosophen, Feldherren und<br />
Schriftsteller Xenophon, dem<br />
Autor der ältesten schriftlichen<br />
Reitlehre: „Über die Reitkunst“.<br />
XENOPHON e.V. setzt sich nachdrücklich<br />
für den Erhalt der<br />
klassischen Reitkunst ein – zum<br />
Wohle der Pferde und zur Freude<br />
ihrer Reiter. Weitere Infos:<br />
xenophon-klassisch.org<br />
Unschwer zu erkennen, dass dieser weiße <strong>St</strong>reifen kein „echter“ Schaum ist.<br />
Foto: Toffi<br />
Maulwischerei<br />
Es ist schon traurig! Der Weltreiterverband<br />
FEI hat sein Regelwerk<br />
Dressur überarbeitet und darin<br />
nun folgenden Passus aufgenommen: Es<br />
ist strengstens verboten jedwede weiße<br />
Substanz rund um das Pferdemaul zu<br />
verwenden, um Schaum zu imitieren.<br />
Dies stellt einen Betrugsversuch dar<br />
und verstößt gegen das Wohlbefinden<br />
des Pferdes, weil es Verletzungen an der<br />
Lippe überdecken könnte. Wer dies tut,<br />
wird verwarnt oder erhält eine gelbe<br />
Karte.<br />
Für diejenigen, die das Thema nicht<br />
verfolgt haben: Es geht um weiße<br />
Zuckerpaste, die man im Supermarkt<br />
kaufen kann und die manche Menschen<br />
sich aufs Brot schmieren. Dressurreiter<br />
hingegen streichen ihren Pferden damit<br />
das Maul ein, um Richtern und Zuschauern<br />
vorzugaukeln, ihre Pferde würden<br />
ganz toll kauen und schäumen. So wie es<br />
sein soll, wenn ein Pferd reell von hinten<br />
nach vorne über den Rücken gearbeitet<br />
wird. Aber wer bei der Ausbildung gepfuscht<br />
hat, muss eben in die Trickkiste<br />
greifen.<br />
Toll, dass die FEI jetzt eine Regel dagegen<br />
aufgenommen hat – auch wenn<br />
das Problem schon seit fünf Jahren<br />
bekannt ist. Aber immerhin, nun haben<br />
die <strong>St</strong>ewards eine Handhabe, wenn<br />
ihr Gummihandschuh bei der Gebisskontrolle<br />
am Maulwinkel kleben bleibt.<br />
Was man sich allerdings fragt: Was<br />
geht in den Köpfen der „Reiter“ vor, die<br />
sich solcher „Hilfsmittel“ bedienen?<br />
Nicht allzu viel anscheinend. Wie die<br />
FEI im betreffenden Absatz ja bereits<br />
anmerkt, es ist Betrug. Es vertuscht<br />
Ausbildungsmängel. Und möglicherweise<br />
überschminkt es auch Verletzungen<br />
des Pferdes im bzw. am Maul. Das ist<br />
die eine Seite. Die andere Seite ist die,<br />
ob Reiter, die solche Tricks anwenden,<br />
denn eigentlich gar kein Ehrgefühl und<br />
Gewissen haben – als Sportler im Allgemeinen,<br />
vor allem aber als Pferdesportler,<br />
die es mit einem Lebewesen zu tun<br />
haben, das ihnen ausgeliefert ist und für<br />
dessen Wohlergehen sie die Verantwortung<br />
tragen. Ob nun Doping, <strong>St</strong>acheln in<br />
Gamaschen oder eben Zuckerpaste ums<br />
Maul – hier wird versucht, mit unlauteren<br />
Mitteln sportliche Leistungen zu<br />
erringen, die noch dazu auf Kosten des<br />
Sportpartners Pferd gehen. Wir leben<br />
in einer Zeit, in der der Pferdesport<br />
um seine Existenz bangen muss. Im<br />
Internet kursiert eine Petition, die die<br />
Abschaffung des Pferdesports bei Olympia<br />
fordert. Sie hat innerhalb weniger<br />
Wochen mehr als 62.000 Unterschriften<br />
bekommen (bei Drucklegung dieses<br />
Heftes). Wenn man erlebt, dass ein<br />
Dachverband derartige Regeln aufstellen<br />
muss, kommt man nicht umhin zu<br />
sagen, die schwarzen Schafe unter den<br />
Reitern (denn glücklicherweise gibt es ja<br />
auch andere) sind eifrig dabei, den Sarg<br />
des Pferdesports zusammenzuzimmern.<br />
Dies ist ein weiterer Nagel darin.<br />
Lehrgangstermine und aktuelle Neuigkeiten von Xenophon finden Sie unter<br />
xenophon-klassisch.org<br />
80 <strong>St</strong>.GEORG <strong>12</strong>/<strong>2021</strong>