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St. Georg_12_2021

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XENOPHON AKTUELL<br />

„Richtig reiten reicht“<br />

Xenophon setzt sich ein für den Erhalt der klassischen Reitkultur<br />

Der Verein XENOPHON hat sich<br />

benannt nach dem altgriechischen<br />

Philosophen, Feldherren und<br />

Schriftsteller Xenophon, dem<br />

Autor der ältesten schriftlichen<br />

Reitlehre: „Über die Reitkunst“.<br />

XENOPHON e.V. setzt sich nachdrücklich<br />

für den Erhalt der<br />

klassischen Reitkunst ein – zum<br />

Wohle der Pferde und zur Freude<br />

ihrer Reiter. Weitere Infos:<br />

xenophon-klassisch.org<br />

Unschwer zu erkennen, dass dieser weiße <strong>St</strong>reifen kein „echter“ Schaum ist.<br />

Foto: Toffi<br />

Maulwischerei<br />

Es ist schon traurig! Der Weltreiterverband<br />

FEI hat sein Regelwerk<br />

Dressur überarbeitet und darin<br />

nun folgenden Passus aufgenommen: Es<br />

ist strengstens verboten jedwede weiße<br />

Substanz rund um das Pferdemaul zu<br />

verwenden, um Schaum zu imitieren.<br />

Dies stellt einen Betrugsversuch dar<br />

und verstößt gegen das Wohlbefinden<br />

des Pferdes, weil es Verletzungen an der<br />

Lippe überdecken könnte. Wer dies tut,<br />

wird verwarnt oder erhält eine gelbe<br />

Karte.<br />

Für diejenigen, die das Thema nicht<br />

verfolgt haben: Es geht um weiße<br />

Zuckerpaste, die man im Supermarkt<br />

kaufen kann und die manche Menschen<br />

sich aufs Brot schmieren. Dressurreiter<br />

hingegen streichen ihren Pferden damit<br />

das Maul ein, um Richtern und Zuschauern<br />

vorzugaukeln, ihre Pferde würden<br />

ganz toll kauen und schäumen. So wie es<br />

sein soll, wenn ein Pferd reell von hinten<br />

nach vorne über den Rücken gearbeitet<br />

wird. Aber wer bei der Ausbildung gepfuscht<br />

hat, muss eben in die Trickkiste<br />

greifen.<br />

Toll, dass die FEI jetzt eine Regel dagegen<br />

aufgenommen hat – auch wenn<br />

das Problem schon seit fünf Jahren<br />

bekannt ist. Aber immerhin, nun haben<br />

die <strong>St</strong>ewards eine Handhabe, wenn<br />

ihr Gummihandschuh bei der Gebisskontrolle<br />

am Maulwinkel kleben bleibt.<br />

Was man sich allerdings fragt: Was<br />

geht in den Köpfen der „Reiter“ vor, die<br />

sich solcher „Hilfsmittel“ bedienen?<br />

Nicht allzu viel anscheinend. Wie die<br />

FEI im betreffenden Absatz ja bereits<br />

anmerkt, es ist Betrug. Es vertuscht<br />

Ausbildungsmängel. Und möglicherweise<br />

überschminkt es auch Verletzungen<br />

des Pferdes im bzw. am Maul. Das ist<br />

die eine Seite. Die andere Seite ist die,<br />

ob Reiter, die solche Tricks anwenden,<br />

denn eigentlich gar kein Ehrgefühl und<br />

Gewissen haben – als Sportler im Allgemeinen,<br />

vor allem aber als Pferdesportler,<br />

die es mit einem Lebewesen zu tun<br />

haben, das ihnen ausgeliefert ist und für<br />

dessen Wohlergehen sie die Verantwortung<br />

tragen. Ob nun Doping, <strong>St</strong>acheln in<br />

Gamaschen oder eben Zuckerpaste ums<br />

Maul – hier wird versucht, mit unlauteren<br />

Mitteln sportliche Leistungen zu<br />

erringen, die noch dazu auf Kosten des<br />

Sportpartners Pferd gehen. Wir leben<br />

in einer Zeit, in der der Pferdesport<br />

um seine Existenz bangen muss. Im<br />

Internet kursiert eine Petition, die die<br />

Abschaffung des Pferdesports bei Olympia<br />

fordert. Sie hat innerhalb weniger<br />

Wochen mehr als 62.000 Unterschriften<br />

bekommen (bei Drucklegung dieses<br />

Heftes). Wenn man erlebt, dass ein<br />

Dachverband derartige Regeln aufstellen<br />

muss, kommt man nicht umhin zu<br />

sagen, die schwarzen Schafe unter den<br />

Reitern (denn glücklicherweise gibt es ja<br />

auch andere) sind eifrig dabei, den Sarg<br />

des Pferdesports zusammenzuzimmern.<br />

Dies ist ein weiterer Nagel darin.<br />

Lehrgangstermine und aktuelle Neuigkeiten von Xenophon finden Sie unter<br />

xenophon-klassisch.org<br />

80 <strong>St</strong>.GEORG <strong>12</strong>/<strong>2021</strong>

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