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St. Georg_12_2021

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SPECIAL WAS KOSTET EIN PFERD?<br />

oder Zuchtverbänden durchgeführt.<br />

Außerdem werden auch immer wieder<br />

Pferde zwangsversteigert, bzw. ganze<br />

Bestände bei Hofauflösungen veräußert.<br />

Motto: „Alles muss raus!“ Damit<br />

ist dann auch so ziemlich die gesamte<br />

Bandbreite der Preise, zu denen ein<br />

Pferd den <strong>St</strong>all wechselt, umrissen. Hier<br />

Champagner zur millionenschweren<br />

Nachwuchshoffnung, dort keine 2.000<br />

Euro für den schmalen Vierjährigen, der<br />

noch aufgepäppelt werden muss.<br />

Das Prinzip jeder Auktion ist dankbar<br />

einfach: Traumpferd finden und dann<br />

solange darauf bieten, bis der Hammer<br />

der Auktionators auf das Versteigerungspult<br />

donnert – „… zum Dritten,<br />

verkauft“! Klingt einfach, ist es aber<br />

dann doch nicht. Zumindest hat man<br />

aber die Preisgestaltung in der Hand.<br />

Wenn das eigene Budget erschöpft ist,<br />

hört man auf zu bieten. Zumindest in<br />

der Theorie ist das so. In der Praxis aber<br />

sieht es anders aus. Auktionen sind,<br />

zumindest, wenn sie als Live-Event<br />

durchgeführt werden, immer auch<br />

ein bisschen Show – Musik, Licht. Ein<br />

emotionales Erlebnis. Nicht selten mit<br />

dem Resultat, dass die Emotionen mit<br />

den Bietenden durchgehen und sie ihr<br />

selbstgesetztes Limit in der gerne mit<br />

martialischen Begriffen beschriebenen<br />

„Schlacht der Gebote“, aus der jemand<br />

„siegreich hervorgeht“, überziehen.<br />

Für die Versteigerungen der Zuchtverbände<br />

gibt die Deutsche Reiterliche<br />

Vereinigung (FN) jährlich eine <strong>St</strong>atistik<br />

heraus. Demnach hat ein Reitpferd (angeboten<br />

wurden im Jahr 2020 insgesamt<br />

779, die meisten im Alter von drei bis<br />

fünf Jahren) auf einer Zuchtverbandsauktion<br />

durchschnittlich 24.187 Euro<br />

gekostet. In diesen Wert sollte man gedanklich<br />

einrechnen, dass die offiziellen<br />

Verkaufsstatistiken selten Rückkäufe<br />

ausweisen. Der „echte“ Durchschnittserlös<br />

dürfte also geringer ausgefallen<br />

sein. Außerdem werden immer wieder<br />

hohe Summen für die teuersten Pferde<br />

vermeldet. Im Jahr 2020 waren für das<br />

teuerste Auktionspferd 340.000 Euro<br />

angegeben. Auf die 779 Pferde der <strong>St</strong>atistik<br />

umgelegt, sind das alleine schon<br />

durchschnittlich 436 Euro.<br />

Kaufen im Netz<br />

Die Suche nach dem passenden Pferd<br />

findet häufig über die Tastatur statt,<br />

ehorses war mal ein <strong>St</strong>art Up, jetzt ist es<br />

ein „Global Player“.<br />

Um die 30 Prozent der Pferde stammen<br />

mittlerweile aus dem Ausland. Und<br />

weil Pferde „made in Germany“ international<br />

gefragt sind, „spricht“ ehorses<br />

mittlerweile elf Sprachen. Die gewisse<br />

Skepsis gegenüber Online-Pferde handel<br />

zu Beginn der Internetplattform im<br />

Jahr 1999 ist vorbei. Dennoch befinden<br />

sich die Macher von ehorses in einem<br />

ständigen Optimierungsprozess. Sicherheit<br />

von Kunden daten sind ein Thema.<br />

Das Kleingedruckte:<br />

Auktions-Algebra<br />

Wer ein Pferd auf einer Auktion erwerben<br />

möchte, sollte sich vorher die<br />

Auktionsbedingungen genau durchlesen.<br />

Entscheidend für die Abrechnungssumme,<br />

die nach dem Nettopreis,<br />

zu dem man das Wunschpferd<br />

ersteigert hat, zu zahlen ist, ist die<br />

steuerliche Veranlagung des Verkäufers.<br />

Dabei werden drei verschiedene<br />

Verkäufertypen unterschieden:<br />

a) privater Verkäufer/Hobbyzüchter:<br />

0 Prozent Umsatzsteuer<br />

b) pauschalierter Landwirt: 10,7 Prozent<br />

Umsatzsteuer<br />

c) gewerblicher Unternehmer: 19 Prozent<br />

Umsatzsteuer<br />

Wird das Pferd für 15.000 Euro zugeschlagen,<br />

entstehen dabei folgende<br />

Kosten bei einer Käufergebühr von<br />

600 Euro (auf die einheitlich 19 Prozent<br />

Umsatzsteuer zu entrichten ist):<br />

a) 15.714 Euro<br />

b) 17.319 Euro<br />

c) 18.564 Euro.<br />

Ein Unterschied von knapp 3.000<br />

Euro, den man also auch noch in seiner<br />

Gesamtkalkulation im Hinterkopf<br />

haben sollte.<br />

Aber auch die Anbieter werden überprüft.<br />

Und: „Es soll schon vorgekommen<br />

sein, dass Menschen Interesse, an einem<br />

Pferd bekundet haben, nur um mal<br />

wieder zu reiten. Deswegen empfehlen<br />

wir durchaus, fürs Ausprobieren ruhig<br />

50 Euro zu nehmen, quasi als eine Art<br />

Schutzgebühr“, verrät Geschäftsführerin<br />

Lena Büker.<br />

Online-Auktionen<br />

5 bis 10 Jahre alt, <strong>St</strong>ockmaß mindestens 1,60, im Umkreis von 100 Kilometern – das Angebot<br />

nach seinen Wünschen zu filtern geht ganz einfach beim Online-Pferdemarkt.<br />

Foto: slawik.com<br />

Nicht erst seit Corona, aber seit der<br />

Pandemie boomen Online-Auktionen.<br />

Systeme gibt es mehrere.<br />

Simon Kohlenbrenner ist der Kopf<br />

hinter Horse24. Lange hat er daran<br />

getüftelt, ein sicheres System aufzustellen.<br />

Jeder weiß, wo große Umsätze<br />

getätigt werden, werden die Hacker<br />

wach. Über 100 Online-Auktionen hat<br />

das System seit Frühjahr 2020 gestemmt,<br />

mehr als 3.000 Reitpferde,<br />

Fohlen und Hengste wurden verkauft<br />

in mehr als 50 Länder. Kohlen-<br />

72 <strong>St</strong>.GEORG <strong>12</strong>/<strong>2021</strong>

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