Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SPECIAL WAS KOSTET EIN PFERD?<br />
oder Zuchtverbänden durchgeführt.<br />
Außerdem werden auch immer wieder<br />
Pferde zwangsversteigert, bzw. ganze<br />
Bestände bei Hofauflösungen veräußert.<br />
Motto: „Alles muss raus!“ Damit<br />
ist dann auch so ziemlich die gesamte<br />
Bandbreite der Preise, zu denen ein<br />
Pferd den <strong>St</strong>all wechselt, umrissen. Hier<br />
Champagner zur millionenschweren<br />
Nachwuchshoffnung, dort keine 2.000<br />
Euro für den schmalen Vierjährigen, der<br />
noch aufgepäppelt werden muss.<br />
Das Prinzip jeder Auktion ist dankbar<br />
einfach: Traumpferd finden und dann<br />
solange darauf bieten, bis der Hammer<br />
der Auktionators auf das Versteigerungspult<br />
donnert – „… zum Dritten,<br />
verkauft“! Klingt einfach, ist es aber<br />
dann doch nicht. Zumindest hat man<br />
aber die Preisgestaltung in der Hand.<br />
Wenn das eigene Budget erschöpft ist,<br />
hört man auf zu bieten. Zumindest in<br />
der Theorie ist das so. In der Praxis aber<br />
sieht es anders aus. Auktionen sind,<br />
zumindest, wenn sie als Live-Event<br />
durchgeführt werden, immer auch<br />
ein bisschen Show – Musik, Licht. Ein<br />
emotionales Erlebnis. Nicht selten mit<br />
dem Resultat, dass die Emotionen mit<br />
den Bietenden durchgehen und sie ihr<br />
selbstgesetztes Limit in der gerne mit<br />
martialischen Begriffen beschriebenen<br />
„Schlacht der Gebote“, aus der jemand<br />
„siegreich hervorgeht“, überziehen.<br />
Für die Versteigerungen der Zuchtverbände<br />
gibt die Deutsche Reiterliche<br />
Vereinigung (FN) jährlich eine <strong>St</strong>atistik<br />
heraus. Demnach hat ein Reitpferd (angeboten<br />
wurden im Jahr 2020 insgesamt<br />
779, die meisten im Alter von drei bis<br />
fünf Jahren) auf einer Zuchtverbandsauktion<br />
durchschnittlich 24.187 Euro<br />
gekostet. In diesen Wert sollte man gedanklich<br />
einrechnen, dass die offiziellen<br />
Verkaufsstatistiken selten Rückkäufe<br />
ausweisen. Der „echte“ Durchschnittserlös<br />
dürfte also geringer ausgefallen<br />
sein. Außerdem werden immer wieder<br />
hohe Summen für die teuersten Pferde<br />
vermeldet. Im Jahr 2020 waren für das<br />
teuerste Auktionspferd 340.000 Euro<br />
angegeben. Auf die 779 Pferde der <strong>St</strong>atistik<br />
umgelegt, sind das alleine schon<br />
durchschnittlich 436 Euro.<br />
Kaufen im Netz<br />
Die Suche nach dem passenden Pferd<br />
findet häufig über die Tastatur statt,<br />
ehorses war mal ein <strong>St</strong>art Up, jetzt ist es<br />
ein „Global Player“.<br />
Um die 30 Prozent der Pferde stammen<br />
mittlerweile aus dem Ausland. Und<br />
weil Pferde „made in Germany“ international<br />
gefragt sind, „spricht“ ehorses<br />
mittlerweile elf Sprachen. Die gewisse<br />
Skepsis gegenüber Online-Pferde handel<br />
zu Beginn der Internetplattform im<br />
Jahr 1999 ist vorbei. Dennoch befinden<br />
sich die Macher von ehorses in einem<br />
ständigen Optimierungsprozess. Sicherheit<br />
von Kunden daten sind ein Thema.<br />
Das Kleingedruckte:<br />
Auktions-Algebra<br />
Wer ein Pferd auf einer Auktion erwerben<br />
möchte, sollte sich vorher die<br />
Auktionsbedingungen genau durchlesen.<br />
Entscheidend für die Abrechnungssumme,<br />
die nach dem Nettopreis,<br />
zu dem man das Wunschpferd<br />
ersteigert hat, zu zahlen ist, ist die<br />
steuerliche Veranlagung des Verkäufers.<br />
Dabei werden drei verschiedene<br />
Verkäufertypen unterschieden:<br />
a) privater Verkäufer/Hobbyzüchter:<br />
0 Prozent Umsatzsteuer<br />
b) pauschalierter Landwirt: 10,7 Prozent<br />
Umsatzsteuer<br />
c) gewerblicher Unternehmer: 19 Prozent<br />
Umsatzsteuer<br />
Wird das Pferd für 15.000 Euro zugeschlagen,<br />
entstehen dabei folgende<br />
Kosten bei einer Käufergebühr von<br />
600 Euro (auf die einheitlich 19 Prozent<br />
Umsatzsteuer zu entrichten ist):<br />
a) 15.714 Euro<br />
b) 17.319 Euro<br />
c) 18.564 Euro.<br />
Ein Unterschied von knapp 3.000<br />
Euro, den man also auch noch in seiner<br />
Gesamtkalkulation im Hinterkopf<br />
haben sollte.<br />
Aber auch die Anbieter werden überprüft.<br />
Und: „Es soll schon vorgekommen<br />
sein, dass Menschen Interesse, an einem<br />
Pferd bekundet haben, nur um mal<br />
wieder zu reiten. Deswegen empfehlen<br />
wir durchaus, fürs Ausprobieren ruhig<br />
50 Euro zu nehmen, quasi als eine Art<br />
Schutzgebühr“, verrät Geschäftsführerin<br />
Lena Büker.<br />
Online-Auktionen<br />
5 bis 10 Jahre alt, <strong>St</strong>ockmaß mindestens 1,60, im Umkreis von 100 Kilometern – das Angebot<br />
nach seinen Wünschen zu filtern geht ganz einfach beim Online-Pferdemarkt.<br />
Foto: slawik.com<br />
Nicht erst seit Corona, aber seit der<br />
Pandemie boomen Online-Auktionen.<br />
Systeme gibt es mehrere.<br />
Simon Kohlenbrenner ist der Kopf<br />
hinter Horse24. Lange hat er daran<br />
getüftelt, ein sicheres System aufzustellen.<br />
Jeder weiß, wo große Umsätze<br />
getätigt werden, werden die Hacker<br />
wach. Über 100 Online-Auktionen hat<br />
das System seit Frühjahr 2020 gestemmt,<br />
mehr als 3.000 Reitpferde,<br />
Fohlen und Hengste wurden verkauft<br />
in mehr als 50 Länder. Kohlen-<br />
72 <strong>St</strong>.GEORG <strong>12</strong>/<strong>2021</strong>