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lich sinnvoll, wenn dieser<br />
auf EU-Ebene einen anderen<br />
Schutzstatus für Deutschland<br />
erhält. Vor allem muss es<br />
unbürokratischer möglich<br />
sein, dem Wolf beizubringen,<br />
dass das Eindringen in<br />
Weiden und Pferche schmerzhaft<br />
und lebensgefährlich ist.<br />
Zwar ist die Möglichkeit zur<br />
Entnahme problematischer<br />
Tiere inzwischen gesetzlich<br />
verankert, aber der Weg zur<br />
Freigabe ist viel zu langwierig.<br />
Eine <strong>St</strong>udie in den USA hat<br />
gezeigt, dass das Rissgeschehen<br />
abnimmt, wenn Wölfe<br />
verstehen, dass jedes Mal<br />
wenn sie in eine Koppel eindringen,<br />
einer von ihnen fehlt.<br />
Mit anderen Worten: Wenn<br />
es in einer Gegend gehäuft zu<br />
Problemen kommt, muss man<br />
das Einzeltier oder ein Tier<br />
des Rudels möglichst zeit- und<br />
ortsnah erlegen dürfen. Dann<br />
merken sich die Wölfe: „Wo es<br />
nach Schaf etc. riecht, ist einer<br />
von uns tot umgefallen.“ Denn<br />
Lebensgefahr ist das einzige,<br />
was Wölfe wirklich abhält.<br />
Und was ist mit den wolfsabweisenden<br />
Zäunen, die<br />
empfohlen werden?<br />
Grundsätzlich präferiert der<br />
Wolf Beute, die er bequem<br />
erreichen kann und von der<br />
keine Gefahr ausgeht. Außerdem<br />
zieht er es vor, Hindernisse<br />
zu unterqueren. Hat er<br />
aber gelernt, dass er Zäune<br />
auch überspringen kann und<br />
maximal einen <strong>St</strong>romschlag<br />
abbekommt, wird er das tun.<br />
Außerdem wird er das Erlernte<br />
weiter geben an Nachkommen<br />
und Rudelmitglieder.<br />
Und Wölfe können sehr hoch<br />
springen. Da müsste man<br />
schon drei bis vier Meter<br />
hohe Zäune er richten, um sie<br />
sicher draußen zu halten. Und<br />
selbst dann – Wölfe können<br />
Hindernisse schräg anspringen<br />
und dann an ihnen hochlaufen.<br />
Das mit den Zäunen<br />
hat aber noch eine andere<br />
Dimension. Wenn man wie<br />
empfohlen einen Elektrozaun<br />
mit mindestens 5000 Volt<br />
20 Zentimeter über dem<br />
Boden anbringt, um den Wolf<br />
abzuhalten, werden darin<br />
andere Tiere wie Amphibien,<br />
Füchse, Hasen etc. förmlich<br />
gegrillt. Ich halte das langfristig<br />
für nicht zielführend. Wir<br />
müssen dahinkommen, dass<br />
wir ein aktives Management<br />
haben. Das heißt, dass wir<br />
schnell und wirksam eingreifen<br />
dürfen müssen mit der<br />
Konsequenz, dass es erlaubt<br />
sein muss, da, wo Nutztiere<br />
gerissen wurden und es zu<br />
Begegnungen mit Menschen<br />
kam, zu schießen. Was allerdings<br />
vermieden werden<br />
muss, ist Wölfe zu schießen,<br />
die einen Wurf versorgen,<br />
also beispielsweise eine laktierende<br />
Fähe. Auf diese Art<br />
und Weise würde der Bestand<br />
des Wolfes nicht gefährdet.<br />
Der Zuwachs des Wolfsbestandes<br />
in Deutschland ist<br />
so hoch, dass die Entnahme<br />
einzelner Exemplare seinen<br />
günstigen Erhaltungszustand<br />
nicht gefährden kann –<br />
günstig aus Sicht der Artenschützer.<br />
Aber ökologisch<br />
fragwürdig.<br />
Das Gespräch führte<br />
Dominique Wehrmann<br />
Schon<br />
immer<br />
das<br />
Beste<br />
Foto: Privat<br />
ZUR PERSON<br />
Friedrich Noltenius<br />
ist von Hause aus Kaufmann und Jäger. Er lebt in Sachsen.<br />
Mit dem Einzug der Wölfe in Deutschland und in sein<br />
Revier hat er sich umfassende Kenntnisse über die Tiere<br />
angeeignet. Inzwischen ist er deutschlandweit als Redner<br />
und Kenner bei Vorträgen etc. im Einsatz (zum Beispiel<br />
beim Göttinger Pferdeforum) und bloggt über seine<br />
Gedanken und Erfahrungen.<br />
wolfszone.de.<br />
<strong>12</strong>/<strong>2021</strong><br />
<strong>St</strong>.GEORG<br />
21<br />
www.stassek.com