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EDITORIAL<br />
Über das<br />
Wegschauen<br />
Manchmal möchte man wegschauen. Manchmal<br />
muss man es. Aber eigentlich darf man es<br />
nie. Schon gar nicht als Journalist.<br />
Lange weggeschaut, bzw. nicht so genau<br />
hingeschaut, haben die internationalen<br />
Dressurrichter. Dann, wenn es um das Maul<br />
ging. Ein Bereich, der, so sollte man meinen,<br />
durchaus auch im Rahmen der Wertnotenfindung<br />
eines Blickes gewürdigt werden<br />
sollte. Dort hatte sich schon seit mehr als fünf<br />
Jahren die Unsitte breit gemacht, klebrige<br />
Zuckermasse, „Marshmallow Fluff“, an Lippe<br />
und Maulwinkel zu schmieren. Klebt grässlich<br />
und sieht von weitem nach Schaum aus,<br />
der auch noch lange hält – perfekt! Der Weltreiterverband<br />
(FEI) will diese Praxis nun<br />
verbieten (s. S. 13). Damit gibt er <strong>St</strong>ewards<br />
– endlich – die Gelegenheit, dieser Schminkerei,<br />
mit der natürlich auch Lippenverletzungen<br />
übertüncht werden können, eine recht liche<br />
Handhabe zu agieren. Schon lange wurde<br />
darüber berichtet, passiert ist nichts. Auf den<br />
Barrikaden hätte man die erwartet, die da<br />
vor der Weltöffentlichkeit für dumm verkauft<br />
wurden, die Richter. Aber irgendwie kam<br />
von deren Seite nichts. Und auch die anderen<br />
Beteiligten, im FEI-Sprech „<strong>St</strong>akeholders“,<br />
Teilhaber, wussten davon, reagierten aber<br />
nicht. Man ist ja irgendwie eine große Familie.<br />
Wenn Erb onkel Egon frauenfeindliche<br />
Witze erzählt und lautstark bei Tisch furzt,<br />
zucken halt auch alle und keiner macht was.<br />
Es könnte einem ja zum Nachteil gereichen.<br />
Achtung! Wir haben diskutiert, ob wir das<br />
Bild des mutmaßlich von einem Wolf zerfleischten<br />
Ponys abdrucken sollen oder nicht.<br />
Wir sind zu dem Schluss gekommen: Ja, wir<br />
müssen! Auf Seite 19 ist das Bild, das illustriert,<br />
wie es aussieht, wenn ein „größeres<br />
Raubtier“ seinen Heißhunger gestillt hat.<br />
Das Wolfsproblem wird immer größer, die<br />
Politik reagiert halbherzig, die Lobbyarbeit<br />
der Deutschen Reiterlichen Vereinigung<br />
Nüchterne Balken dokumentieren die grausame Wahrheit:<br />
wolfsverursachte Nutztierschäden seit 2010.<br />
(FN), man ist geneigt auch da das Adjektiv<br />
„mutmaßliche“ zu ergänzen, trägt auch keine<br />
Früchte. Noch nicht. Kommt bestimmt bald,<br />
solange werden halt noch Ponys, Fohlen und<br />
Jungpferde gefressen. Guten Appetit, lieber<br />
Wolf (böse Wölfe gibt es ja nur im Märchen).<br />
Sobald wir online von einem mutmaßlichen<br />
Wolfsriss berichten, rüstet sich die<br />
Social Media-Gemeinde zum <strong>St</strong>urm auf die<br />
Redaktion. Tenor, immer noch und nach wie<br />
vor für mich unverständlich: Die Menschen<br />
seien doch selbst schuld, wenn sie ihre Pferde<br />
auf der Weide halten. Und überhaupt, neulich<br />
habe ja mal ein Jäger ein Pferd versehentlich<br />
erschossen. Das würden wir nicht berichten.<br />
Dies sind die Momente, in denen ich mich frage,<br />
wer da in sein Handy tippt. Wissen diese<br />
Menschen, wie schrecklich es sein muss, ein<br />
geliebtes Pony derart zerfetzt des Morgens<br />
aufzufinden? Insofern – das Bild ist nichts für<br />
schwache Nerven. Aber auch hier gilt: Wegschauen<br />
ist keine Option, dann ändert sich<br />
nämlich nichts.<br />
Und ändern muss sich etwas.Irgendwie ist<br />
es schlicht und einfach verrückt: Der <strong>St</strong>aat<br />
meint einerseits mehr als nur sanften Druck<br />
ausüben zu müssen, um Haltungsbedingungen<br />
und Zeitpunkt des ersten Trainings von<br />
Pferden mittels Leitlinien zu verbessern,<br />
weil es die Pferdewelt aus eigener Kraft nicht<br />
schafft. Andererseits bezahlt derselbe <strong>St</strong>aat,<br />
und damit wir als <strong>St</strong>euerzahler, Ausgleichszahlungen<br />
dafür, wenn draußen gehaltene<br />
Pferde dem Artenschutz geopfert werden.<br />
Und das in Zeiten, in denen das Geld sicherlich<br />
an anderer <strong>St</strong>elle dringend gebraucht<br />
wird. Das kann man nicht verstehen.<br />
Foto: DBBW<br />
Nr.1<br />
ALLES<br />
FLIESST<br />
Zaubert dem<br />
Reiter ein Lächeln<br />
ins Gesicht.<br />
Nr. 1 Alles fliesst<br />
ergänzt den Nährstoffbedarf<br />
des Pferdes<br />
äußerst zielgenau auf der<br />
Basis modernster ernährungs-<br />
und naturwissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse.<br />
Herzlichst Ihr<br />
Jan Tönjes,<br />
Chefredakteur<br />
jan.toenjes@st-georg.de<br />
Dinkelackerring 63<br />
67435 Neustadt/Wstr.<br />
Tel.: 06324-8205750<br />
info@dr-susanne-weyrauch.de<br />
www.dr-susanne-weyrauch.de