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St. Georg_12_2021

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EDITORIAL<br />

Über das<br />

Wegschauen<br />

Manchmal möchte man wegschauen. Manchmal<br />

muss man es. Aber eigentlich darf man es<br />

nie. Schon gar nicht als Journalist.<br />

Lange weggeschaut, bzw. nicht so genau<br />

hingeschaut, haben die internationalen<br />

Dressurrichter. Dann, wenn es um das Maul<br />

ging. Ein Bereich, der, so sollte man meinen,<br />

durchaus auch im Rahmen der Wertnotenfindung<br />

eines Blickes gewürdigt werden<br />

sollte. Dort hatte sich schon seit mehr als fünf<br />

Jahren die Unsitte breit gemacht, klebrige<br />

Zuckermasse, „Marshmallow Fluff“, an Lippe<br />

und Maulwinkel zu schmieren. Klebt grässlich<br />

und sieht von weitem nach Schaum aus,<br />

der auch noch lange hält – perfekt! Der Weltreiterverband<br />

(FEI) will diese Praxis nun<br />

verbieten (s. S. 13). Damit gibt er <strong>St</strong>ewards<br />

– endlich – die Gelegenheit, dieser Schminkerei,<br />

mit der natürlich auch Lippenverletzungen<br />

übertüncht werden können, eine recht liche<br />

Handhabe zu agieren. Schon lange wurde<br />

darüber berichtet, passiert ist nichts. Auf den<br />

Barrikaden hätte man die erwartet, die da<br />

vor der Weltöffentlichkeit für dumm verkauft<br />

wurden, die Richter. Aber irgendwie kam<br />

von deren Seite nichts. Und auch die anderen<br />

Beteiligten, im FEI-Sprech „<strong>St</strong>akeholders“,<br />

Teilhaber, wussten davon, reagierten aber<br />

nicht. Man ist ja irgendwie eine große Familie.<br />

Wenn Erb onkel Egon frauenfeindliche<br />

Witze erzählt und lautstark bei Tisch furzt,<br />

zucken halt auch alle und keiner macht was.<br />

Es könnte einem ja zum Nachteil gereichen.<br />

Achtung! Wir haben diskutiert, ob wir das<br />

Bild des mutmaßlich von einem Wolf zerfleischten<br />

Ponys abdrucken sollen oder nicht.<br />

Wir sind zu dem Schluss gekommen: Ja, wir<br />

müssen! Auf Seite 19 ist das Bild, das illustriert,<br />

wie es aussieht, wenn ein „größeres<br />

Raubtier“ seinen Heißhunger gestillt hat.<br />

Das Wolfsproblem wird immer größer, die<br />

Politik reagiert halbherzig, die Lobbyarbeit<br />

der Deutschen Reiterlichen Vereinigung<br />

Nüchterne Balken dokumentieren die grausame Wahrheit:<br />

wolfsverursachte Nutztierschäden seit 2010.<br />

(FN), man ist geneigt auch da das Adjektiv<br />

„mutmaßliche“ zu ergänzen, trägt auch keine<br />

Früchte. Noch nicht. Kommt bestimmt bald,<br />

solange werden halt noch Ponys, Fohlen und<br />

Jungpferde gefressen. Guten Appetit, lieber<br />

Wolf (böse Wölfe gibt es ja nur im Märchen).<br />

Sobald wir online von einem mutmaßlichen<br />

Wolfsriss berichten, rüstet sich die<br />

Social Media-Gemeinde zum <strong>St</strong>urm auf die<br />

Redaktion. Tenor, immer noch und nach wie<br />

vor für mich unverständlich: Die Menschen<br />

seien doch selbst schuld, wenn sie ihre Pferde<br />

auf der Weide halten. Und überhaupt, neulich<br />

habe ja mal ein Jäger ein Pferd versehentlich<br />

erschossen. Das würden wir nicht berichten.<br />

Dies sind die Momente, in denen ich mich frage,<br />

wer da in sein Handy tippt. Wissen diese<br />

Menschen, wie schrecklich es sein muss, ein<br />

geliebtes Pony derart zerfetzt des Morgens<br />

aufzufinden? Insofern – das Bild ist nichts für<br />

schwache Nerven. Aber auch hier gilt: Wegschauen<br />

ist keine Option, dann ändert sich<br />

nämlich nichts.<br />

Und ändern muss sich etwas.Irgendwie ist<br />

es schlicht und einfach verrückt: Der <strong>St</strong>aat<br />

meint einerseits mehr als nur sanften Druck<br />

ausüben zu müssen, um Haltungsbedingungen<br />

und Zeitpunkt des ersten Trainings von<br />

Pferden mittels Leitlinien zu verbessern,<br />

weil es die Pferdewelt aus eigener Kraft nicht<br />

schafft. Andererseits bezahlt derselbe <strong>St</strong>aat,<br />

und damit wir als <strong>St</strong>euerzahler, Ausgleichszahlungen<br />

dafür, wenn draußen gehaltene<br />

Pferde dem Artenschutz geopfert werden.<br />

Und das in Zeiten, in denen das Geld sicherlich<br />

an anderer <strong>St</strong>elle dringend gebraucht<br />

wird. Das kann man nicht verstehen.<br />

Foto: DBBW<br />

Nr.1<br />

ALLES<br />

FLIESST<br />

Zaubert dem<br />

Reiter ein Lächeln<br />

ins Gesicht.<br />

Nr. 1 Alles fliesst<br />

ergänzt den Nährstoffbedarf<br />

des Pferdes<br />

äußerst zielgenau auf der<br />

Basis modernster ernährungs-<br />

und naturwissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Jan Tönjes,<br />

Chefredakteur<br />

jan.toenjes@st-georg.de<br />

Dinkelackerring 63<br />

67435 Neustadt/Wstr.<br />

Tel.: 06324-8205750<br />

info@dr-susanne-weyrauch.de<br />

www.dr-susanne-weyrauch.de

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