LE-4-2022
LOGISTIK express Journal 4/2022
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LOGISTIK express 4/<strong>2022</strong> | S72<br />
Um die Energiekrise zu bewältigen wurden<br />
die Kohlekraftwerke hochgefahren, die jetzt<br />
50 Prozent mehr Strom produzieren. Das verärgert<br />
Klimaschützer, denn das Land der<br />
Mitte ist ohnehin der größte CO2-Emittent<br />
der Welt. Durch die krisengeplagte und<br />
schwächelnde Wirtschaft im Land der Mitte<br />
wackeln nun auch Klimaziele. Das Ausbalancieren<br />
von Energiesicherheit und Dekarbonisierung<br />
wird zunehmend schwieriger.<br />
Neuer Logistikriese soll Lieferkettenprobleme<br />
beseitigen<br />
Ein staatlicher Logistikkonzern, die China Logistics<br />
Group, soll nun die Lieferketten retten.<br />
Der am 6. Februar <strong>2022</strong> offiziell gegründete<br />
Konzern ist eine Fusion aus fünf Logistik-Unternehmen<br />
¬ darunter die ehemalige China<br />
Railway Materials Group (4). Als strategische<br />
Investoren sind zudem die China Eastern Airlines,<br />
die China COSCO Shipping Group und<br />
die China Merchants Group beteiligt. Der<br />
neue Logistikriese soll internationale Handelsverbindungen<br />
und Frachtdienstleistungen<br />
entwickeln und so die globalen Lieferketten<br />
(re-)organisieren. Er ist in dreißig chinesischen<br />
Provinzen und allen fünf Kontinenten aktiv.<br />
Darüber hinaus besitzt China Logistics direkt<br />
120 Eisenbahnlinien, 42 Lagerhäuser, 4,95<br />
Millionen m² Lagerfläche und eine globale<br />
Flotte von drei Millionen Fahrzeugen. Allerdings<br />
existieren bisher keinerlei Neuigkeiten<br />
über konkrete Maßnahmen der China Logistics<br />
Group.<br />
Wie kann die Situation verbessert werden?<br />
Die Supply Chain-Krise hat generell viele Ursachen.<br />
Dazu gehören natürlich die Pandemie<br />
und erneute Produktions- und Hafenschließungen<br />
in China. Aber gerade die Erholung<br />
und der erneute Konsumanstieg bereiten<br />
die größten Probleme. Aber auch fehlende<br />
Schiffscontainer, ein Mangel an Fahrern in<br />
der Logistik, der Preisanstieg durch erhöhte<br />
Nachfrage bei Rohstoffen, die Halbleiterkrise<br />
und der Chip-Mangel (der Produktionsprozesse<br />
stört) sowie das Fehlen an Lagerfläche<br />
für den Anstieg an Bestellungen sind Gründe.<br />
Generell kann die Einführungen neuer<br />
Technologien in die Lieferkette wie Künstliche<br />
Intelligenz (KI) Herausforderungen<br />
lindern. Die Voraussagende Analyse und<br />
Voraussagende Nachfrageprognose führen<br />
zu einer besseren Planung und Vorbereitung<br />
auf künftige Nachfragesituationen<br />
und die Bereitstellung von benötigter Transportkapazität.<br />
Wichtig sind Plattformen, die<br />
die Transparenz der Lieferkette verbessern,<br />
wie z. B. Lieferanten-Suchplattformen und<br />
Übersichten über die Frachtraten in Echtzeit.<br />
Die gigantische Abhängigkeit der Lieferketten<br />
vom Land der Mitte muss verringert werden.<br />
Ausweichlieferanten in anderen Ländern<br />
müssen gefunden werden. Die Produktion<br />
und Beschaffung wird langfristig wohl wieder<br />
lokaler werden. Eine Entwicklung die als Glokalisierung<br />
(Globalisierung plus Lokalisierung)<br />
bezeichnet wird. Die Wertschöpfungs- bzw.<br />
Lieferketten werden kürzer und fehlerärmer.<br />
Die Sicherheit von Supply Chains wird gegenüber<br />
dem chinesischen Preisvorteil priorisiert.<br />
Eine aktive Netzwerk- und Supply<br />
Chain-Planung, eine digitale Bestandsprognose<br />
und -disposition sowie eine umfassende<br />
logistische Kapazitätsplanung führen zu einer<br />
größeren Krisensicherheit der Unternehmen.<br />
Weitere Maßnahmen, die Unternehmen anwenden<br />
können, sind die Wiedereinführung<br />
von Pufferlagern, Umstieg vom anfälligen Justin-Time-Push-<br />
auf Pull-Modus in der Produktion<br />
und die Sicherung des Cash Flows im Unternehmen.<br />
Wenn man die Krise als Chance betrachtet,<br />
können durch die Aufdeckung von<br />
Schwächen nun Lieferketten resilienter gestaltet<br />
werden. (DR)<br />
Literatur:<br />
1 Ausbrüche in mehreren Städten, Corona:<br />
Millionen Chinesen im Lockdown, 30. August<br />
<strong>2022</strong>, ZDF.de<br />
2 Carmakers hit as China's heatwave forces<br />
more power rationing, CNN Buisness, 22. August<br />
<strong>2022</strong>, Link<br />
3 China places millions into Covid lockdown<br />
again as economy continues to struggle, 31.<br />
August <strong>2022</strong>, The Guardian, Link<br />
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