AUTOINSIDE Ausgabe 10 – Oktober 2022
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POLITIK & RECHT<br />
Autogewerbe und Politik<br />
«Tempo 30 ist ein klassisches<br />
Stellvertreter-Thema»<br />
Thomas Hurter, Zentralpräsident<br />
Thomas Hurter ist seit einem Jahr<br />
Zentralpräsident des AGVS. Er zieht<br />
eine positive Bilanz und bereitet<br />
den AGVS zusammen mit dessen<br />
Partnerverbänden auf die Wahlen<br />
2023 vor. Hier gilt es, die Synergien<br />
zu nutzen, um dem Auto und<br />
dem Individualverkehr in Bern mehr<br />
Gewicht zu verschaffen.<br />
Reinhard Kronenberg<br />
Ein Jahr Thomas Hurter als AGVS-<br />
Zentralpräsident. Was sehen Sie,<br />
wenn Sie in den Rückspiegel blicken?<br />
Thomas Hurter: Die Arbeit im Verband bereitet<br />
mir ausgesprochen grosse Freude. Ich begegne<br />
seit meinem Antritt im <strong>Oktober</strong> 2021<br />
vielen motivierten und engagierten Persönlichkeiten<br />
in den Mitgliederbetrieben, in den<br />
Sektionen, im Zentralvorstand und in der Geschäftsstelle.<br />
Diese Begegnungen vermitteln<br />
mir die Gewissheit, dass der AGVS und seine<br />
Mitglieder bereit sind, die Herausforderungen<br />
der Zukunft tatkräftig anzupacken. Dazu<br />
trägt auch bei, dass wir die interne Organisation<br />
geklärt haben und sich die punktuell<br />
veränderten Prozesse und Abläufe inzwischen<br />
eingespielt haben.<br />
Der AGVS hat Sie unter anderem auch<br />
deshalb gewählt, um sein politisches<br />
Profil zu schärfen.<br />
Das Auto und mit ihm der motorisierte Individualverkehr<br />
stehen seit Jahrzehnten unter<br />
politischem Dauerdruck. Zusammen mit den<br />
Partnerorganisationen des AGVS stellen wir<br />
sicher, dass wir auf politischer Ebene in die<br />
Mobilitätsthemen eingebunden sind und uns<br />
als Stimme des motorisierten Individualverkehrs<br />
noch stärker Gehör verschaffen. Gerade<br />
im Hinblick auf das für uns wichtige Wahljahr<br />
2023 sind wir mit unserer Überzeugung besonders<br />
gefordert, dass das Auto auch in Zukunft<br />
eine zentrale Rolle spielen wird und muss.<br />
Was kann ein Politiker an der<br />
Verbandsspitze besser als jemand,<br />
der nicht in der Politik ist?<br />
Es geht nicht um besser oder schlechter, sondern<br />
um einen Grundsatzentscheid, den ein<br />
Verband fällt. Mobilität ist für unsere Gesellschaft<br />
und für unsere Wirtschaft enorm<br />
wichtig. Hier werden in Zukunft grosse und<br />
gleichzeitig interessante Veränderungen mit<br />
enormen Auswirkungen auf unser Wirtschafts-<br />
und Bevölkerungswachstum anstehen.<br />
Im Interesse des einzelnen Mitglieds<br />
ist es eine zentrale Aufgabe des Verbands,<br />
politisch Einfluss zu nehmen. Dazu kann ich<br />
sicher meinen Dienst leisten.<br />
Wo sehen Sie die grösseren Herausforderungen<br />
für das Autogewerbe<br />
und seine Mitglieder?<br />
Bezogen auf das Mitglied sind das primär<br />
Fragen seines Geschäftsmodells. Neben aktuellen<br />
Themen wie Lieferschwierigkeiten<br />
bei den Neuwagen und einem ausgetrockneten<br />
Occasionsmarkt gehören Themen wie<br />
das Agenturmodell und damit verbunden die<br />
Frage nach den Margen, die Auslastung der<br />
Werkstätten, der Zugang zu Daten, die für die<br />
Reparatur nötig sind, die permanente Ausund<br />
Weiterbildung auch und gerade in Bezug<br />
auf die Elektromobilität, die Profilierung als<br />
eigene Marke sowie grundsätzlich alles, was<br />
zum Profil eines künftigen Mobilitätsberaters<br />
in einem umfassenderen Sinn gehört. Und<br />
last but not least die Frage der Energieversorgung<br />
der Zukunft, sei es für die Gesellschaft,<br />
die Wirtschaft und die Mobilität.<br />
Und politisch?<br />
Hier sind die Herausforderungen nicht kleiner.<br />
Stichworte dazu sind aufgrund von sinkenden<br />
Einnahmen und neuen Mobilitätsformen Finanzierung<br />
der Strasseninfrastruktur, die Umstellung<br />
auf die Elektromobiliät und die damit<br />
verbundenen Herausforderungen bezogen auf<br />
den dringend nötigen Ausbau der Infrastruktur,<br />
Mobilität der Zukunft und alles, was wir <strong>–</strong><br />
oder was die Politik <strong>–</strong> darunter versteht. Nicht<br />
neu, aber jetzt sehr akzentuiert dazu gekommen,<br />
die ganze Frage der Energieversorgung<br />
in Zukunft.<br />
Die grossen Linien in der Verkehrs-,<br />
Energie- und Umweltpolitik werden<br />
auf europäischer Ebene gemacht.<br />
Wie gross ist hier der Spielraum für<br />
die Schweiz überhaupt noch?<br />
Hier müssen wir uns nichts vormachen <strong>–</strong> er<br />
ist und bleibt überschaubar, weil wir gar nicht<br />
umhin kommen, die grossen Linien zu übernehmen.<br />
Ein Beispiel ist der CO 2 -Absenkpfad.<br />
Die von der EU eingeschlagene Richtung<br />
gilt für alle Hersteller, wir werden hier<br />
keine Insel sein können. Aber wie wir unsere<br />
Mobilität ausgestalten und wie wir sie finanzieren,<br />
das entscheiden wir in der Schweiz<br />
selbständig.<br />
2023 finden in der Schweiz die nächsten<br />
nationalen Wahlen statt. Was kann das<br />
Autogewerbe beitragen, damit möglichst<br />
viele autofreundliche Politiker gewählt<br />
werden?<br />
Im Grundsatz wird es darum gehen, unsere<br />
Mitgliedern darauf zu sensibilisieren, wie relevant<br />
das Thema Mobilität und damit das<br />
Auto auch auf politischer Ebene für sie als<br />
Unternehmer ist. Daraus abgeleitet wird es<br />
darum gehen, in den einzelnen Kantonen und<br />
zusammen mit den Sektionen Kandidaten zu<br />
bezeichnen, die der motorisierten Mobilität<br />
positiv gegenüber stehen und die vom Autogewerbe<br />
unterstützt werden sollen. Es braucht<br />
viel mehr bürgerliche Parlamentarier, die bereit<br />
sind, für das Auto und für eine Technologieoffenheit<br />
einzustehen. Wir dürfen nicht<br />
vergessen, dass steigende Mobilität durch Wirtschafts-<br />
und Bevölkerungswachstum entsteht.<br />
Politisch wichtige Partner des AGVS sind<br />
Strasseschweiz, Auto-Schweiz, die Astag<br />
und der Schweizerische Gewerbeverband.<br />
Funktioniert das zusammen?<br />
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<strong>Oktober</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>