AUTOINSIDE Ausgabe 10 – Oktober 2022
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FOKUS CARROSSERIE FOKUS<br />
Carrosseriebranche im Wandel<br />
Der Fachkräftemangel<br />
ist verheerend<br />
Felix Wyss ist Inhaber der Aarauer Carrosserie Werke AG und Präsident von Carrosserie Suisse. Als Unternehmer<br />
weiss er, wie wichtig es ist, in die eigenen Mitarbeitenden zu investieren, um dem Fachkräftemangel vorzubeugen.<br />
Zudem legt er seinen Berufskollegen ans Herz, sich der Digitalisierung nicht zu verweigern. Max Fischer<br />
Felix Wyss, Inhaber Aarauer Carrosserie Werke AG<br />
Herr Wyss, wo liegen Ihrer Meinung nach<br />
die grössten Herausforderungen der Carrosseriebranche<br />
in Zeiten der Digitalisierung?<br />
Felix Wyss, Inhaber Aarauer Carrosserie<br />
Werke AG: Es ist generell wichtig, bestehende<br />
Strukturen aufzubrechen und neue Dinge zu<br />
implementieren. Egal wo. Das Prinzip «Stillstand<br />
ist Rückschritt» lässt sich auf jede Branche<br />
anwenden. Die Carrosseriebranche ist davon<br />
nicht ausgenommen und meiner Meinung<br />
nach sogar speziell gefährdet: Denn über Jahrzehnte<br />
hat bei der Mehrheit der Carrosseriebetriebe<br />
alles verhältnismässig gut funktioniert<br />
und jetzt müssen sich die Betriebe plötzlich<br />
neuen Begebenheiten anpassen.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Das Auto ist über 130 Jahre alt. Während den<br />
ersten <strong>10</strong>0 Jahren des Automobils waren Karosseriebauer<br />
autonome Unternehmer, die<br />
eigenständig handeln und wirtschaften konnten.<br />
Sie wussten, wie man Fahrzeuge instand<br />
setzt und repariert und niemand machte ihnen<br />
diese Kompetenz streitig. In den letzten<br />
30 Jahren hat sich dies, zum Leidwesen vieler<br />
in der Branche, verändert. Hersteller machen<br />
immer striktere Vorgaben und die ganze<br />
Welt wird digitaler und komplexer. Doch man<br />
sollte das als Unternehmer nicht so negativ sehen<br />
und stattdessen die Chancen anerkennen<br />
und nutzen, die die Digitalisierung mit sich<br />
bringt. Beispielsweise werden viele mühselige<br />
analoge Prozesse durch einfache digitale Prozesse<br />
abgelöst.<br />
Wie verändern Elektroautos und immer<br />
mehr elektronische Bauteile <strong>–</strong> Stichwort<br />
Matrix-Licht oder Radarsensoren <strong>–</strong><br />
die Anforderungen an Carrossiers?<br />
Grundsätzlich verändert das Elektroauto für<br />
uns in der Karosseriebranche nichts. Die Autos<br />
sind vom Chassis her schliesslich aus Blech<br />
und Lack. Was jetzt im Kontext von elektrischen<br />
Antrieben benötigt wird, ist die entsprechende<br />
Ausbildung im Hochvoltbereich, um<br />
Fahrzeuge ordnungsgemäss spannungsfrei zu<br />
schalten. Auch all die Kalibrierungsgeschichten<br />
sind in meinen Augen kein Problem, sondern<br />
eine Chance. Als die ersten Parksensoren<br />
vor 25 Jahren auf den Markt kamen, dachte<br />
ich, ich würde nie wieder eine Stossstange<br />
bearbeiten. Heutzutage reparieren bei uns im<br />
Betrieb wir doppelt so viele Stossstangen wie<br />
damals.<br />
Also haben Carrossiers in Zukunft<br />
nichts zu befürchten?<br />
Ich glaube, in den nächsten 20 Jahren nicht,<br />
nein. Spannend wird es dann, wenn die ersten<br />
selbstfahrenden Fahrzeuge kommen. Dort<br />
wird sich dann eher die Büchse der Pandora<br />
öffnen. Auch wenn das alles noch Zukunftsmusik<br />
ist, werden Carrossiers meiner Meinung<br />
nach ihr Geschäft dann in den Ausbau<br />
bzw. die Ausstattung verschiedener autonomer<br />
Fahrzeugtypen verlagern können.<br />
Als Unternehmer weiss Felix Wyss, wie wichtig es ist, in die eigenen Mitarbeitenden zu investieren. Dies zahle sich<br />
mittelfristig aus und helfe das Berufs-Image zu fördern. Fotos: AGVS-Medien<br />
… sofern es dann den Beruf noch gibt?<br />
Den Beruf wird es garantiert auch dann noch<br />
geben. Selbst wenn der Fachkräftemangel momentan<br />
verheerende Ausmasse angenommen<br />
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<strong>Oktober</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>