Schlank&Gesund 04/2023

Conny, das Social-Media-Phänomen – für all jene,
die den Amtswahnsinn von innen und außen kennen.
Und all jene, die im Job schon mal „Bin ich hier in ner
Behörde oder was?“ gedacht haben.
UNTERHALTUNG
MAKE AMT GREAT AGAIN!
ROMAN
DAS GRÖSSTE ABENTEUER
DER ISLÄNDISCHEN GESCHICHTE
Der fiktive kleine Ort Segulfjörður erlebt Sonnenschein satt. 1906, nach der
vierten erfolgreichen Heringssaison, säumen bunte Holzhäuser den Fjord,
am Hafen treffen aus ländische Fischer auf einheimische Frauen und überall
winkt die Chance auf schnell verdientes Geld. Auch für den jungen Waisen
Gestur, der mittlerweile volljährig ist und sich kopfüber in diese neue Welt
mit ihren ungeahnten Möglichkeiten stürzt. Doch dann holt das Schicksal zu
einem fiesen Kinnhaken aus, der dem Treiben am Fjord ein jähes Ende setzt.
Conny, Beamtin im öffentlichen Dienst, macht den
Job seit Jahrzehnten. Mit ihren Kolleginnen – Tiefeinatmen-Petra,
Gegen-alles-Gisela, Kussi-Doris,
Küken- Dilara und Du-bist-der-Change-Ronja – trotzt
sie Aktenbergen, Management-Geschwätz, Digitalisierung
und viel zu selbstbewussten Bürgern. Und
wenn gar nichts mehr geht: „Da bin ick nicht zuständig,
Mausi.“
Hallgrímur Helgason:
60 Kilo Kinnhaken
Klett-Cotta, 672 Seiten, 26,– Euro
Wortgewaltig und humorvoll erzählt Hallgrímur Helgason vom abenteuerlichen
Weg Islands in die Moderne.
60 Kilo Kinnhaken wurde in Island mit dem Preis für den besten Roman des
Jahres ausgezeichnet.
Conny from the block:
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
dtv, 288 Seiten, 13,– Euro
Connys Kolleginnen sind ihr wohl oder übel zur Familie
geworden. Der alltägliche Behördenwahnsinn
schweißt sie zusammen. Zwischen Kaffee- und Raucherpausen
wird diskutiert, gelästert und gestritten
– und mit Neugierde über das Liebesleben der Belegschaft
gewacht. Aber keine Sorge, Conny bleibt Herrin
der Lage und ihrem Mantra treu: „Nix muss sich
ändern, damit alles so bleibt, wie es ist!“
Conny und ihre Kolleginnen bringen es auf den Punkt:
Digitalisierung, Amtsschimmel, Achtsamkeit und Faxgeräte
bedienen – Beamte sind alles – nur nicht faul.
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Stefan Bollmann:
Zeit der Verwandlung. München 1900
und die Neuerfindung des Lebens
Klett-Cotta, 384 Seiten, 28,– Euro
SACHBUCH
MÜNCHEN 1900:
LABORATORIUM DER MODERNE
Ausgerechnet in der bierseligen, faschingsverwöhnten Kunststadt München
kommt es zwischen 1886 und 1914 zu einem beispiellosen kulturellen
Aufbruch: Psychotherapie und Jugendstil, Secession und Satirezeitschrift,
Frauen emanzipation und fluide Geschlechter – das alles gedeiht hier erstmals
und in beispielloser Vielfalt. In München versteht man zuerst, dass
Jugend ein Lebensgefühl ist. Ein Hypnosearzt entwickelt gleichsam aus dem
Nichts die Verhaltenstherapie. Um die Kunst vor Bevormundung zu schützen,
entstehen die erste Secession und in ihrem Gefolge mit dem Blauen
Reiter die abstrakte Kunst. Neue Zeitschriften und Kabaretts machen München
zur unheimlichen Satirehauptstadt des von Berlin aus regierten Reiches.
Unterdessen zeigt Franziska zu Reventlow, dass freie Liebe nicht länger
Männersache ist. Und mit der Erfindung des modernen Tanzes verschwimmen
die traditionellen Geschlechterrollen und Geschlechts identitäten dann
endgültig. Ein ebenso grandioses wie buntes Panorama des Aufbruchs und
der Veränderung, in dessen Zentrum begabte Frauen und Männer stehen, die
diese Verwandlung herbeigesehnt, erkämpft und gelebt haben.
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