lich den Raum, aus dem es grün leuchtet, so findet man auch dort keine Besänftigung und Beruhigung, obschon grünes Licht an riskanten Arbeitsorten wie etwa in Minen gerade dazu eingesetzt wird. Doch in Muçollis schier raumfüllender, begehbarer Installation befällt einen vielmehr ein Schwindel. ‹Vertigo› lautet denn auch der Titel des Werks: Durch das regelmässig montierte Gestänge der zwei käfigartigen, konzentrischen Zylinder entsteht beim Abschreiten vor dem Auge eine Rotationsbewegung. Der Kreis, ein uraltes Symbol für den Lebenszyklus, wie auch das Rad, das bis heute als wichtigste Erfindung der Menschheit gilt, erscheinen hier zum ersten Mal und erweisen sich innerhalb der Ausstellung als Leitmotiv. Eros und Thanatos Beim Heraustreten aus dem grünen Raum entdeckt man in der kleinen Halle rechts neben dem Eingang eine fünfteilige Serie von Keramiken. Wie die Stahlskulpturen erwecken auch sie den falschen Anschein, aus einer industriellen Massenproduktion zu stammen. Im Gegensatz zur formalen Präzision bei Ersteren, zeigen die Keramiken jedoch auf den zweiten Blick feine Unterschiede, die von der kniffligen Zusammensetzung der gegossenen Grundelemente wie auch vom Überzug mit einer schwarzen, blanken Glasur herrühren. ‹Eggseeds› zeigt fünffach die monströse Fusion eines Eis und eines Samensprosses in einer Grösse, die wir gerade noch umgreifen könnten. Anstatt es der Natur zu überlassen, halten wir das Leben mehr und mehr in unseren Händen und tüfteln dabei nicht nur an der Aufschiebung und Abschaffung des Todes, sondern auch an der damit intrinsisch verbundenen Fortpflanzung. Auf diese verweist in der grossen Halle eine zweite Keramikserie: Für ‹Beginnings› hat die Künstlerin den Schulp von Tintenfischen nachgebildet – wiederum in einer Dimension, die Anita Muçolli (*1993, Burgdorf) lebt in Basel 2017–2020 BA Fine Arts, HGK FHNW, Basel 2020–2022 MA Fine Arts, Institute Art Gender Nature, HGK FHNW, Basel Einzelausstellungen (Auswahl) <strong>2023</strong> ‹Limbo›, Kulturfolger, Zürich 2022 ‹The Other›, Helvetia Kunstpreis 2021, Liste Art Fair, Basel 2021 ‹Scapes of Remembrance›, Sattelkammer, Bern Gruppenausstellungen (Auswahl) <strong>2023</strong> ‹A Place without Walls›, National Gallery of Kosovo, Pristina; ‹Disappear Here›, Museo Villa dei Cedri, Bellinzona 2022 ‹Peace or Never›, Diplomschau BA & MA Fine Arts, Kunsthaus Baselland, Muttenz; ‹Kiefer Hablitzel | Göhner Kunstpreis 2022›, Messe Basel; ‹Project 8›, space 25, Basel 2021 ‹Interior›, Kunsthalle Palazzo, Liestal; ‹Plattform21›, MASI, Palazzo Reali, Lugano; ‹Kiefer Hablitzel | Göhner Kunstpreis 2020›, Kunsthaus Langenthal 2020 ‹Life, Love, Justice›, Diplomausstellung BA & MA, Institut Kunst HGK FHNW, Kunsthaus Baselland, Muttenz; ‹We Said We Needed Space›, Der Tank, Basel 2019 ‹Greetings From Paradise›, Dock, Basel; ‹13. Jungkunst›, Halle 53, Winterthur 52 <strong>Kunstbulletin</strong> 12/<strong>2023</strong>
Anita Muçolli · Eggseeds, <strong>2023</strong> (an der Wand), schwarz emaillierte Keramik, Masse variabel, Ausstellungsansicht CACY, Yverdon-les-Bains. Foto: Anne-Laure Lechat FOKUS // ANITA MUÇOLLI 53
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