AUTOINSIDE Ausgabe 3 – März 2024
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BILDUNG<br />
Reichweite könne auf anderen Kanälen ohne<br />
kostenpflichtige Ads mit immensem Streuverlust<br />
kaum mehr erreicht werden. Zudem<br />
sei das Potenzial auch gross, weil erst wenige<br />
Autohäuser einen Tiktok-Kanal pflegen. Insgesamt<br />
analysiert die Agentur die Daten von<br />
1559 Accounts von Schweizer Unternehmen<br />
auf Tiktok. Davon sind 45 Konten aus dem<br />
Autogewerbe, 29 davon wurden erst 2023<br />
hinzugefügt.<br />
Judith Bähler veranschaulicht den Nutzen mit<br />
weiteren positiven Aspekten: «Man erhöht die<br />
Sichtbarkeit. Zudem kann sich das Unternehmen<br />
als Arbeitgeber positionieren und erreicht<br />
auch Personen, die nur passiv auf Stellensuche<br />
sind. Potenzielle Bewerberinnen und Bewerber<br />
sehen weiter nicht ein Standardschreiben,<br />
sondern bekommen auch unbewusst ein Gefühl<br />
für die Firma, den Arbeitsplatz und den<br />
Teamspirit mit <strong>–</strong> und das wirkt.»<br />
Die Strategieberaterin rät entschieden davon<br />
ab, das Ämtchen einem Lernenden zu übergeben.<br />
«Nur weil man ein bisschen Kochen<br />
kann, eröffnet man ja auch nicht ein Restaurant»,<br />
so Bähler. «Die Jungen tummeln sich<br />
auf den Kanälen, aber sie sind keine Fachpersonen.»<br />
Diese Tatsache könne sich rasch negativ<br />
auf das Firmenimage auswirken, schon<br />
nur dann, wenn man das Tragen von Schutzkleidung<br />
bei einem Videodreh missachte.<br />
«Man präsentiert die Firma nach aussen, der<br />
Kanal ist der digitale Showroom», sagt sie.<br />
Zudem sei auch von Fail-Videos, die zwar gut<br />
laufen würden, abzuraten. «Was ist die Botschaft,<br />
wenn das Dach eines teuren Autos als<br />
Flaschenöffner benutzt wird?» Das alles seien<br />
Das sagt Alex Ernst, Initiator des Tiktok-Kanals<br />
Alex Ernst, Geschäftsführer MB Auto-Center Benno<br />
Müller. Foto: mbautocenter<br />
Alex Ernst ist seit Januar Geschäftsführer des<br />
Auto-Center Benno Müller, das zur MB Auto-<br />
Center Gruppe gehört. Er war der Initiator des<br />
Tiktok-Kanals für das MB Auto-Center, als er<br />
noch in seiner Funktion als Leiter Verkauf in Zug<br />
tätig war. Er hat vieles versucht, um die offenen<br />
Stellen im Betrieb zu besetzen. Die sozialen<br />
Medien haben ihm nun neue Türen geöffnet.<br />
Beispiele für Videos mit dem Potenzial, viral<br />
zu gehen, aber langfristig mit der Gefahr,<br />
dem Unternehmen zu schaden. Es sei keine<br />
gute Idee, ohne Strategie und definiertes Ziel<br />
planlos Videos zu produzieren.<br />
«Tiktok lebt vom Austausch mit der Community.<br />
Man sendet nicht nur Inhalte, sondern<br />
geht in den künstlerischen Austausch», ergänzt<br />
Leon Djelmo, Content Creator bei der<br />
Herr Ernst, würden Sie den Schritt in die<br />
Tiktok-Welt wieder machen? Empfehlen Sie<br />
diese Investition Ihren Kollegen im Autogewerbe<br />
weiter?<br />
Alex Ernst: Absolut! Zeiten, in denen es ausreichend<br />
war, ein Stelleninserat zu publizieren<br />
und auf Bewerbungen zu warten, sind meines<br />
Erachtens vorbei. Wichtig ist aber, dass<br />
die erstellten Inhalte authentisch sind und zur<br />
Zielgruppe sowie natürlich zur Plattform Tiktok<br />
passen.<br />
Haben Sie ein Beispiel für eine schöne Rückmeldung,<br />
die Sie seit dem Auftritt auf Tiktok<br />
erhalten haben?<br />
Rückmeldungen gab es viele, im privaten wie<br />
auch geschäftlichen Umfeld. Das schönste<br />
Feedback war aber die Dankbarkeit der<br />
Angestellten, welche tagtäglich einen top Job<br />
hinter den Kulissen machen. Diesen Menschen<br />
konnten wir eine wertschätzende Plattform<br />
geben.<br />
Spürten Sie eine Verbesserung bezüglich der<br />
Bewerbungen?<br />
Der Erfolg der mit mBusiness gestarteten<br />
Kampagne hat selbst unsere optimistischsten<br />
Erwartungen übertroffen. Die Zugriffszahlen<br />
auf unsere Website mit den Stelleninseraten ist<br />
nach dem Start im Mai 2022 um sagenhafte 240<br />
Prozent angestiegen. Wir konnten folglich innerhalb<br />
weniger Monate alle zu dieser Zeit offenen<br />
Stellen besetzen.<br />
mBusiness GmbH. Deshalb reagiere man am<br />
besten auch auf Kommentare und nehme so<br />
die Trends auf. Tiktok habe sich gemausert<br />
und werde dem Image einer Plattform für einfache<br />
Tanzvideos von Minderjährigen schon<br />
lange nicht mehr gerecht. «Die Altersgruppe<br />
verschiebt sich weiterhin nach oben, schon<br />
nur deshalb, weil auch die Eltern der Jugendlichen<br />
die App nutzen um zu sehen, was dort<br />
läuft. Und die Jungen nutzen Tiktok bereits<br />
wie eine Suchmaschine.» Das sei eine Chance,<br />
um mit Begriffen zum Thema Auto sichtbar<br />
zu werden. Wenn man keinen Kanal pflege,<br />
könne man auch die Kontrolle verlieren. Man<br />
wisse dann nicht einmal, was andere zum<br />
eigenen Unternehmen posten.<br />
«Eine gute Kampagne auf Tiktok kommt eher einer guten Netflix-Serie gleich», sagt Judith Bähler, Strategieberaterin<br />
und Tiktok-Expertin bei mBusiness GmbH. Gemeinsam mit Inhaber Mischa Birnstiel und Leon Djelmo, Content Creator,<br />
sorgt sie für einen nachhaltigen Auftritt auf Tiktok.<br />
«Nur mit einer Strategie und einem Verständnis<br />
für die Plattform generiert man ein nachhaltiges<br />
Wachstum», sind Birnstiel und sein<br />
Team überzeugt. «Was bringen beispielsweise<br />
Videos auf Hochdeutsch, wenn man als Zielgruppe<br />
die Kunden in der Region definiert<br />
hat? Die Quote für funktionierende Videos<br />
liegt viel tiefer als man meint. Wir sind zufrieden,<br />
wenn fünf bis zehn Prozent der Views<br />
zu Likes werden. Dann hat das Video funktioniert.»<br />
•<br />
Weitere Infos unter:<br />
mbusiness.ch<br />
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