Erster Stopp: Oslo. Die norwegische Hauptstadt wird durch ein Meer aus kleinen Inselchen angefahren, von denen ich jede Einzelne gerne besitzen würde. Das neue Munch-Museum in Oslo ist nicht nur von außen der letzte Schrei. 100
SKANDINAVIEN | MS Europa 2 Luxus wartet auf der MS Europa 2 in allen Ecken. Egal ob im Sonnenschein an Deck oder mit Austern satt im Restaurant. chen sieben für die Veranda und sehr viel Licht. Wir haben eine Couch, einen Schreibtisch, ein King-Size-Bett, ein großes Bad und ein separates WC. Sowie einen großen Kleiderschrank, denn wenn etwas wichtig ist auf einer Kreuzfahrt, dann Ordnung halten. Sonst endet das schnell im Chaos. Das Verlassen des Hafens möchten wir live erleben. Wir gehen auf Deck acht zur Sansibar. Am Heck. Blick auf die Frachter, die im Kieler Hafen liegen. Die Planken sind aus Teakholz, die Passagiere stehen an der Reling und genießen diesen feierlichen Moment. Ich bin ehrlich Wir genießen nicht nur, wir begießen den Moment auch. Gerne mit Gin Tonic. Als wir 2013 mit der Europa 2 in der gäis kreuzten, war Gin der angesagteste Drink der Welt. Und die MS Europa 2 hatte die größte Auswahl in der Schiffsbranche. Jetzt lernen wir, Gin ist out. Wein ist in. Macht aber nichts, wir möchten an alten Gewohnheiten festhalten. Zumindest am ersten Abend. Der überaus freundliche Kellner spürt gleich, dass wir besondere Beweggründe haben, diese Reise anzutreten. Er macht ein Foto von uns. Und weiß in den nächsten Tagen unseren Namen. Dieser exzellente Service allein macht dieses Schiff so einzigartig. Die Europa 2 ist gut gebucht. Die Altersklasse der Mit<strong>reisen</strong>den ist nicht, wie das Vorurteil besagt geriatrisch, sondern erfrischend gemischt. Auch Kinder sind an Bord, die man immer wieder fröhlich und mit ihren neuen Freunden über das Schiff streifen sieht. Die wichtigste Mahlzeit für die Kinder, und eventuell für mich, ist die Waffelstunde auf dem Sonnendeck. Immerhin ist die MS Europa 2 ein deutsches Schiff und was lieben fast alle Deutschen Genau Waffeln Also gibt es jeden Tag um 1 Uhr frisch gebackene Waffeln mit allerlei Toppings an der Poolbar. Doch zurück zum Gin Tonic. Zum ersten Abend. Wir genießen die Abendsonne und bemerken, dass das 22 Meter lange Schiff durch den Nord-Ostsee-Kanal gleitet. Über uns klappern die Teller. Ja, es ist Abendessenzeit. Und jeder weiß, das Wichtigste auf einer Kreuzfahrt sind die Mahlzeiten. Das Restaurant Yacht Club auf Deck neun ist ein Buffetrestaurant. Jeden Tag werden hier frische Meeresfrüchte serviert, Hummer, Krebse und Shrimps. Ab und an auch Austern. Und zwar so viel das Herz begehrt. Zugegeben, das hat auch uns angelockt. Und damit sind wir ganz typische Gäste der MS Europa 2, denn die kommen, so erklärt uns General Manager Frank Neumann, am ersten Abend gerne hierher. Nachsehen, ob wirklich genug da ist. Die ualität testen und eben die sündhaft teuren Lebensmittel. Der Klassenkampf der Kreuzfahrtschiffe wird hier nicht gefochten. Es gibt zwar keine festen Tischzeiten und klassische Platzordnung, aber eine begrenzte Anzahl an Tischen in den jeweiligen Spezialitätenrestaurants. Dementsprechend wird um frühe Reservierung gebeten. Am besten schon vor Antritt der Reise, sonst ist alles ausgebucht. Denn die kulinarische Weltreise bei so einem Törn ist mindestens so wichtig wie die Aussicht auf Norwegens Prachtlandschaft. Und die Auswahl ist enorm, insbesondere für ein Schiff dieser Größe. Es gibt insgesamt sieben Themenrestaurants und bis auf das Hauptrestaurant Weltmeere mit großem Speisesaal und den Yacht Club ist Reservieren Pflicht. Spontaneität ist hier keine Tugend. Dafür muss sich nicht dringend in Schale geworfen werden. Sich hübsch machen ist im Trend, allerdings braucht es keinen Smoking oder das feine Abendkleid. Sneaker dürfen auch getragen werden. Hier muss keiner über die Schiffsflure in High Heels stolpern. Doch natürlich sind nicht die Annehmlichkeiten an Bord der alleinige Grund für eine Reise. Das Schiff ist wichtig, doch die Ziele sind wichtiger. Also erster Stopp Oslo. Die norwegische Hauptstadt wird durch ein Meer aus kleinen Inselchen angefahren, von denen ich jede Einzelne gerne besitzen würde. Kleine rote Häuser ziehen vorbei. Ab und an ein Leuchttürmchen. Mein Gott, was für eine Idylle. In Oslo selbst lohnt es sich, das meistparodierteste Gemälde der Welt anzusehen. Ich meine das gespenstische Gesicht mit dem klaffenden Mund und den hohlen Augen, das nicht nur das Filmplakat zu »Kevin – Allein zu Haus« inspirierte, sondern auch Horrorfilme und sogar ein Emoji. In natura verschwindet all dieses Popkulturrauschen, während man von der geuälten Kraft des Bilds ergriffen wird. Das neue, durchaus spektakuläre Munch-Museum in Oslo präsentiert drei Versionen von »Der Schrei« das Gemälde, eine Zeichnung und einen lithografischen Druck in einem schwach beleuchteten Raum. Dieser dunkle Kokon ist nicht dazu gedacht, Gefühle der Existenzangst zu kultivieren, sondern es ist ein Nebeneffekt der Bedingungen, die notwendig sind, um die Kunst zu erhalten. »Munch malte auf Karton und verwendete Pigmente mit sehr wenig l, um eine flache, matte Oberfläche frühjahr <strong>2024</strong> <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 101