28.02.2024 Aufrufe

reisen EXCLUSIV Frühjahr 2024

“Das Weite suchen" Mittelmeer Hotels Asien Kreuzfahrt Skandinavien Istanbul und vieles mehr

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EDITORIAL<br />

EIN LEBEN AUF GROSSEM FUSS<br />

Malte, der Mann an meiner Seite, ist lustig. Von Berufs wegen meist absichtlich,<br />

aber privat durchaus mal ungewollt (verraten wir ihm aber nicht).<br />

Eine unserer ersten Reisen führte in ein sogenanntes Barfuß-Hotel. Für<br />

mich war es nicht die erste Erfahrung, tagelang mit nackten Füßen über<br />

Sand zu spazieren. Für ihn schon. Und er hat sich echauffiert. Barfuß – das klang für<br />

ihn wie Zwang. Dabei soll es doch das Gegenteil symbolisieren: Freiheit.<br />

Allerdings war er der Erste, der innerhalb einer Minute seine Vorurteile ablegte und<br />

wie selbstverständlich bei Ankunft seine Schuhe in einen Beutel zwang, der viel zu<br />

klein war. Denn er hat Schuhgröße 49.<br />

Und mit dieser Schuhgröße kommen Probleme. Schnorcheln, beispielsweise, ist<br />

schwierig. Kaum ein Hotel verleiht Flossen in dieser Größe. Völlig undenkbar in einem<br />

asiatischen Land. Wer auf so großem Fuß lebt, muss sein Equipment eben mitbringen.<br />

Verstehe ich, nur ist der Koffer dann schnell voll. Ein Paar Wanderstiefel von ihm einzupacken,<br />

bedeutet eine sehr eingeschränkte Kofferhälfte, die übrig bleibt. Schuhgepäck<br />

muss wohlüberlegt sein. Oder extra verpackt.<br />

Als wir zu unserem letzten Winterurlaub aufbrachen, hat er die Sondertasche Schuhe<br />

in Köln vergessen. Also seine wie meine. Nur dass ich in jeden Schuhladen dieser Welt<br />

spazieren kann, um mir ein paar Ersatzstiefel zu kaufen. Bei seiner seltenen Größe ist<br />

das schier unmöglich. Also stapfte er zehn Tage lang mit Sneakern durch den wadenhohen<br />

Schnee. Und nassen Füßen.<br />

Foto: Julia Breuer/juliaslieblinge; Illustration: Crazy nook/Shutterstock.com<br />

Und bei den üblichen Annehmlichkeiten im Hotel – eben den Frotteeschlappen – über<br />

die wir Normalfüßler uns so freuen, kann er nur müde lächeln. Ein besonders hübsches<br />

Exemplar hatten wir einmal in Kyoto. Seine Schlappen reichten bis zur Mitte seines<br />

Fußes – oder wie der Arzt es so schön beschreibt: »Die Fußwurzel ist damit noch nicht<br />

verpackt.« Aber nur mit eben diesen formschönen Schluffen durfte das Spa betreten<br />

werden. Und der Riesenfuß, der muss dann draußen bleiben oder mit viel Mühe erklären,<br />

dass der Schuh nur nicht passt und sein Auftreten in mitgebrachten Gummischlappen<br />

keine Respektlosigkeit ist, sondern Rettung in der Not. Aber in Japan gilt:<br />

Geht nicht, gibt es nicht. Und so meinte die Spa-Mitarbeiterin liebevoll, während sie<br />

versuchte, die kleinen Sandalen an seinen Fuß zu drücken: »Ahhh, will fit someday.«<br />

Was soll er machen? Er nimmt es mit Humor. Das kann er. Schon allein von Berufs<br />

wegen.<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Instagram @fraumuksch<br />

frühjahr <strong>2024</strong><br />

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