Auf der zentralen Plaza del Castillo finden sich Alt und Jung an lauen Choreografie zusammen. IM PUBLIKUM TREFFEN JUNG UND ALT AUFEINANDER. HIER IST JEDER WILLKOMMEN. WIRKLICH JEDER. 112 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
SKANDINAVIEN | Heartland Fotos: Maja Kongegaard Bramm, Kristian Holm, Tobias Staehr, Mathias Bak Larsen, Peter Kirkegaard, Erik Cheng, Mikkel Karstad, Nicolaj Niebuhr, Hannes Camper Auch in der Musikszene spricht sich herum, dass ein Auftritt beim Heartland-Festival zwar nicht die Massen bewegt, wie ein Stadionkonzert, dafür aber das Herz. Van Morrison war begeistert. Patti Smith auch. Und Robbie Williams konnte es auch nicht fassen, dass im Publikum Jung und Alt aufeinandertrafen. Hier ist jeder willkommen. Wirklich jeder. Ganz nebenbei finden vor der Wasserburg noch Yogaklassen statt, kurz nachdem sich eine enthusiastische Gemeinschaft vor einer Bühne mit einem Songbook von Klassikern warm gesungen hat (ich habe es geliebt!). Ja, das klingt abgefahren. Eine Mischung aus Woodstock, Retreat und Coachella (nur ohne Riesenrad!). Graf Michael Ahlefeldt-Laurvig-Bille hat 1994 die Verantwortung für das Schloss übernommen und hat irgendwann gesehen, dass sich das Gelände so wunderbar für ein dreitägiges Kulturereignis der Extraklasse eignen würde. Und seine Kreativität und vor allem seine Liebe zum Projekt, die spürt man hier in jedem Winkel. »Ich werde glücklich, wenn ich das sehe«, sagte Graf Michael Ahlefeldt. »Überall fröhliche, lächelnde, küssende Menschen.« Was das Festival außerdem besonders macht? Es giert nicht nach internationalem Erfolg. Die meisten Besucher kommen aus Dänemark. Das bedeutet auch, dass die Tickets, die Wegweiser oder auch die Essensmenüs in dänischer Sprache verfasst sind. Kann einen stören. Muss es aber nicht. Es macht es so schön authentisch. Und irgendwie auch so unfassbar freundlich. Denn auch Geschubse sucht man vergeblich. Hier dürfen noch Weinflaschen samt Gläser mit auf die Wiese wandern. Es liegt auch kaum Müll herum. Es ist das friedlichste, herzlichste und überraschendste Festival der Welt. Die Besucher sind Alt-Hippies oder Alt-Popper. Hipster treffen auf etablierte Kulturmenschen. Die Jugend auf erfahrene Festivalgänger. Das Heartland ist aber nicht nur eine Spielwiese für Erwachsene. Kinder sind willkommen. Es gibt extra ein Hjerteland. Ein eigenes Kinderfestival mit reichlich Abenteuer- und Spielmöglichkeiten. Und wer mit den Kleinen vor der Bühne tanzen will, muss sich nicht sorgen. Hier geht es nämlich gesittet zu. Alkohol ja, aber in Maßen. Drogen – ich habe nichts gerochen und nichts gesehen. Etwas körperlicher wurde es beim Auftritt von JJ Paulo. JJ Paulo wurde in Tansania geboren, wo Musik und Tanz oft eine kollektive Angelegenheit sind, an der ein jeder teilnimmt. JJ Paulo stand auf der kleinsten Bühne des Festivals, die sicherlich nicht größer ist als ein Kinderplanschbecken. Doch afrikanische Rhythmen zusammen mit seiner unermüdlichen Energie haben beim Publikum nicht nur für die allerbeste Laune gesorgt, sondern auch für reichlich Bewegung und eine beeindruckende Zusammengehörigkeit, die richtig schön berührend war. Und genau das macht dieses Festival aus. Es berührt. Wer morgens über den Zeltplatz spaziert, um sich ein Frühstück zu besorgen, muss Geduld mitbringen. Klar. Aber er findet auch eine Bäckerei in einem umgebauten Stall, in der frisches Brot und Leckereien gebacken werden. Von einem der besten Bäcker Dänemarks. Und die Wartezeit wird mit einer Tanzeinlage versüßt. Eine Person tanzt vor und sicherlich 40 Menschen ahmen angeordnet im Kreis Schritte und Bewegungen nach. Es hat was Esoterisches. Aber cool. Mitmachen erwünscht. Kein Muss. Niemand lacht. Niemand lästert. Alle sind im Heartland-Modus. Bei unserem ersten Aufenthalt waren wir in einem Hotel. Diesmal waren wir schlauer und haben uns bei Hannes Camper ein komfortables Wohnmobil geliehen. Innen richtig schön ausgestattet, auch eine Toilette an Bord, und unsere Rückzugsinsel auf dem Festivalgelände. Den ganzen schicken Schnickschnack, den das Wohnmobil mitbringt, wie Campingstühle, Tisch oder Markise, brauchten wir nicht, weil wir ihn tatsächlich nur als superkomfortables Hotel auf Rädern nutzen und ab und an, um uns frisch zu machen. Essen sollte man nicht im Camper. Nein, nicht weil das die Ausstattung nicht hergibt, sondern weil das Festival so reich an Köstlichkeiten ist, dass man sich am Ende der Tage auf die Waage stellt und tatsächlich zugenommen hat. Und nicht vom Alkohol. Wie zauberhaft es ist, kann auch Punk-Ikone Patti Smith bestätigen. Während des Konzerts schwärmte sie, dass sie nach dem Frühstück bei einem Spaziergang durch den Schlossgarten einen Pfau traf. Man müsse sich vorstellen, dass auch er mal klein, nass und hässlich aus seinem Ei geschlüpft ist – ohne eine Ahnung, wie prachtvoll er mal werden würde. Deshalb widme sie ihm das nächste Lied. Ihm und »allen anderen Pfauen im Publikum«. Dieses Jahr kommen The The, Keane, Rick Astley und Kasabian. Mehr Künstler werden im Laufe des Jahres bekannt gegeben. Nehmt euch die Zeit zwischen dem 13. und dem 15. Juni. Fasst euch ein Herz fürs Heartland. Ihr werdet es garantiert nicht bereuen. INFO Getreu dem Motto »Miete.Meer.Freiheit« steht Hannes Camper für eine unkomplizierte Anmietung von über 100 Reisemobilen an acht Standorten in Deutschland. Die Flotte umfasst hauptsächlich Kastenwagen der beliebten Sechs-Meter-Klasse und bietet damit die ideale Kombination aus Komfort und Fahrvergnügen. Die Preise beginnen bereits ab € 80 pro Fahrzeug und Tag in der Nebensaison und ab € 100 in der Hauptsaison – komplettes Campingzubehör und Endreinigung inklusive. www.hannes-camper.de Heartland-Festival-Ticket für drei Tage kostet 2.740 DKK, ca. € 370 pro Person, der Platz für ein Wohnmobil für zwei Personen inklusive Strom 3.040 DKK, ca. € 410. www.heartlandfestival.dk frühjahr <strong>2024</strong> 113