2012-04
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WEIHNACHTEN<br />
UNGEDULD<br />
Es war Heiligabend. In der Kirche war es schummrig<br />
und still. Der Weihnachtsbaum strahlte in vollem<br />
Glanze. Eine schläfrige Stimmung schien sich auszubreiten.<br />
In Gedanken verloren, etwas unaufmerksam, warteten<br />
wohl alle auf die ersten Worte des Pfarrers, der langsam,<br />
gemächlich und bedächtig über die Stufen in die kleine<br />
überdachte Kanzel trat. Über den Brillenrand schweiften<br />
seine Blicke zu den Schäfchen, die voller Erwartung der<br />
Weihnachtandacht entgegensahen. Räuspernd ordnete er<br />
noch langwierig Bibel und Schriftstücke auf seinem Pult.<br />
Ein kleiner Junge auf dem Schoß seiner Mutter begann<br />
unruhig zu werden. In dieser Stille zu verharren dauerte<br />
ihm wohl zu lange. Mit seinen kleinen Händchen versuchte<br />
er den Kopf der Mutter zu sich zu ziehen, weil er ihr, wie es<br />
schien, unbedingt etwas zuflüstern wollte. Doch die Mutter<br />
blickte teilnahmslos und unaufmerksam und ließ keine<br />
Regung in ihren Gesichtszügen erkennen. Mit den Worten:<br />
„Wann fängt der denn endlich an, der ist doch schon<br />
längst in seiner Höhle“, machte der kleine Junge auf sich<br />
aufmerksam. Die Mutter schreckte aus ihren Gedanken,<br />
sah in das Gesicht ihres kleinen Sohnes und musste liebevoll<br />
schmunzeln. Verständnisvoll lächelten die zahlreichen<br />
Gottesdienstbesucher. Sie wurden plötzlich hellwach und<br />
und amüsierten sich über die unbefangenen Äußerungen<br />
des kleinen Kindes. Selbst den Pfarrer hatten wohl die lauten<br />
Worte des Jungen aufgeschreckt. Er begann sich in seinem<br />
Handeln zu beeilen. Mit verklärter Miene hob er die<br />
Arme wie zum Segen und begann mit seiner Predigt.<br />
Für eine gewisse Zeit wurde die Stimmung im Gotteshaus<br />
dem Heiligen Abend gerecht. Voller Hingabe hörte die<br />
Gemeinde den Worten des Pfarrers zu und auch der kleine<br />
Junge schien förmlich an den Lippen des Gottesmannes zu<br />
hängen. Bis ja, ... man spürte es regelrecht! Etwas schien<br />
dem Kind innerhalb des Wortlautes im weihnachtlichen<br />
Predigttext nicht zu gefallen. Er rutschte erneut unruhig auf<br />
dem Schoß der Mutter hin und her, und als die Weihnachtsgeschichte<br />
an die Stelle kam, in der es heißt, - dass die<br />
Botschaft vom KaiserAugustus ausginge, dass alle Welt gezählt<br />
werden solle -, sprang er mit einem Satz vom Schoß.<br />
Seine kleine Statur streckte sich. Er drückte den Rücken<br />
stramm und gerade durch, um in seiner Gestalt groß in der<br />
Kirchenbank zu erscheinen. Es ging derweil weiter im Text<br />
der Predigt und man spürte regelrecht, wie es im Kopf des<br />
Kindes arbeitete.<br />
Zu viel wurde es für den kleinen Knirps, als der Pfarrer<br />
predigte: „Da machten sich auch auf, Josef aus Galiläa!“<br />
Empört und laut rief er dem Pfarrer zu: „Das stimmt ja gar<br />
nicht!Auguste ist meine Oma und die ist zuhause und kocht<br />
jetzt für uns, und Josef ist mein Opa und der sitzt da hinten“.<br />
Damit drehte er sich um und zeigte voller Stolz auf seinen<br />
Opa in einer der hinteren Kirchenbänke.<br />
Eva-Maria Herrmann<br />
O Tannenbaum...<br />
O Tannenbaum... nicht nur besungen,<br />
Dein Aufstieg ist dir stets gelungen, man<br />
holt dich Heim in warme Stuben<br />
es freuen Mädchen sich und Buben.<br />
Jedes Jahr wirst du geschmückt,<br />
hast viele Menschen schon entzückt,<br />
breitest deine Zweige aus,<br />
verzauberst bald schon jedes Haus.<br />
Wenn an deinen Tannenspitzen<br />
festlich bunte Kugeln blitzen,<br />
du Lametta trägst als Zier,<br />
dann gefällst du nicht nur mir!<br />
Sind angezündet deine Kerzen,<br />
triffst du wieder alle Herzen,<br />
stimmungsvoll füllst du den Raum,<br />
d'rum nennen wir dich Weihnachtsbaum!<br />
Helga Düringer<br />
Das persönliche Geschenk.<br />
Ich habe d`rüber nachgedacht,<br />
wie man ein Geschenk Dir macht,<br />
dabei fiel mir plötzlich ein,<br />
das Einfachste könnt` wichtig sein!<br />
Zum Fest gibt es so viele Gaben,<br />
ich schenke Dir mein „Du“<br />
und hoffe, ja ich glaube,<br />
Du stimmst mir dabei zu.<br />
Unsere Bekanntschaft hat sich treu bewährt,<br />
ein „Sie“ steht oft im Wege,<br />
wie ist es umgekehrt?<br />
D´rum streich das „Sie“ und sage „Du“,<br />
vertraulich ist es noch dazu,<br />
ein Geschenk was ewig hält,<br />
ich denke, dass es Dir gefällt!<br />
Helga Düringer<br />
durchblick 4/<strong>2012</strong> 17