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2012-04

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Theodizee = die Rechtfertigung<br />

Gottes – Problemstellung -<br />

Der Begriff: „Theodizee“ geht auf den Philosophen Gottfried<br />

Wilhelm Leibniz (*1646- + 1716) zurück, der dieses<br />

Wort erstmals 1697 in einem Brief an die Königin Sophie<br />

Charlotte von Preußen verwendet. 3) Es bedeutet, >die Rechtfertigung<br />

der Güte Gottes angesichts des Leids in einer von<br />

ihm erschaffenen und abhängigen Weltdie Verteidigung der höchsten Weisheit des<br />

Welturhebers gegen die Anklage, welche die Vernunft aus<br />

dem Zweckwidrigen in der Welt gegen jene erhebt< 3) . Für<br />

Leibniz, der oft als der letzte Universal-Gelehrte bezeichnet<br />

wird, schuf Gott „die beste aller möglichen Welten“. Diese<br />

berühmteAussage ist bei Leibniz „dynamisch“ gedacht. Gott<br />

habe die Übel der Welt in Kauf nehmen müssen, um des<br />

höheren Gutes willen und um die Harmonie des Gesamtzusammenhangs.<br />

Nicht der derzeitige Zustand der Welt ist<br />

der Bestmögliche, sondern die Welt mit ihrem Entwicklungspotential,<br />

ist die beste alle möglichen Welten. Für Arthur<br />

Schopenhauer stand genau das Gegenteil fest: Wenn dieser<br />

Welt eine Macht zugrunde liegt, die sich für uns Menschen<br />

verstehen lässt, dann kann es nicht ein Gott sein, der beim<br />

Anblick dieser Welt – seiner Schöpfung – nach biblischem<br />

Urteil noch selbstzufrieden ausruft: „... und siehe, es war alles<br />

sehr gut“ (Gen.1.31) Ein solcher Gott müsste für ihn ein<br />

Zyniker, ein Possenreißer sein, angesichts des ungeheureren<br />

Maßes an Leid und Qual, die den hilflosen Kreaturen auferlegt<br />

werden. Und Eugen Drewermann fragt: „... lehrt nicht<br />

das Christentum bis in die Gegenwart, dass Gott in seiner<br />

Allmacht, alles zu tun vermöge, was er wolle? Und lehrt es<br />

nicht desgleichen, dass Gott der Allbarmherzige, der Gütige<br />

von grundauf sei? Wie aber reimt zu solchen Attributen sich<br />

seine komplette Tatenlosigkeit inAnbetracht des namenlosen<br />

Leids der Welt? Ein Gott, der alles kann und doch nichts tut,<br />

verdient, wenn er so viel des Unheils tatenlos mit anschaut,<br />

wohl nicht für gütig gehalten zu werden; oder umgekehrt:<br />

Wäre er gütig, doch könnte selbst er es nicht hindern, so wäre<br />

er wohl nicht allmächtig; - beide Eigenschaften vereinbaren<br />

sich nicht miteinander, solange die Welt so ist, wie sie ist: ein<br />

Jammertal. Beide Eigenschaften, die Allmacht ebenso wie<br />

die Güte, gehören indessen laut christlicher Theologie unbedingt<br />

dem Göttlichen zu, also bleibt kein anderer Schluss<br />

zu: Es ist die Welt selbst, die den christlichen Gott, als ihren<br />

Schöpfer widerlegt. Oder anders gesagt: Der moralische<br />

Anspruch, der sich in der christlichen Idee der Gottheit verkörpert,<br />

wird von der Weltwirklichkeit selbst ad absurdum<br />

geführt“. 2) Dazu ein praktisches Beispiel aus dem Leben. Es<br />

ist die Anklage eines jungen, im christlichen Glauben erzogenen<br />

Medizinstudenten, der das Sterben und den Tod einer<br />

jungen Frau, Mutter von drei kleinen Kindern, in innerlich<br />

ohnmächtiger Wut gegenüber einem gütigen und allmächtigen<br />

Gott mit ansehen muss: „Jeden Arzt auf der Station<br />

würde man verhaften, wenn er helfen könnte und unterließe<br />

es. Ich hätte große Lust, diesen Gott, wenn es ihn gäbe, schon<br />

jetzt, ganz sicher aber am Jüngsten Tage, wegen unterlassener<br />

Hilfeleistung in X-Fällen hochnotpeinlich zu verhören<br />

und zu verklagen.“ 2) Richtet sich in dieser Anklage nicht<br />

die Moral eines Menschen gegen den Schöpfer dieser Welt?<br />

Muss die Güte und Menschlichkeit, die Jesus, der Mann aus<br />

Nazareth, mit der Idee seines Gottes verband, nicht geradezu<br />

den Beweis abgeben, dass dieser liebende Gott diese Welt, so<br />

wie sie ist, nicht gemacht haben kann, also nicht der Schöpfer<br />

dieser Welt ist? Gehen wir dieser Frage einmal etwas nach.<br />

Der Gott der Liebe und Güte<br />

als Schöpfer dieserWelt?<br />

Werfen wir zunächst einmal einen Blick in die Natur und<br />

die in ihr lebenden Mitgeschöpfe die Tiere. Ich für meinen<br />

Teil bin immer wieder fasziniert von der Schönheit und der<br />

ungeheuren Vielfalt, die es in der Tier– und Pflanzenwelt, sei<br />

es im Wasser, zu Lande, oder in der Luft gibt. Beeindruckt<br />

bin ich auch von der hohen Spezialisierung der einzelnen<br />

Gattungen in ihren Fähigkeiten, bedingt durch ihre jeweilige<br />

hochkomplexe körperliche Ausstattung, die sich in Millionen<br />

von Jahren der Evolution nach dem Prinzip von Erfolg oder<br />

Misserfolg entwickelt haben. Angefangen in der Insektenwelt<br />

bis hin zu den Großtieren. Und all diese Fertigkeiten in ihrer<br />

Perfektion dienen nur dem einen Ziel: Nahrung zu besorgen,<br />

um zu überleben und die eigene Art zu erhalten. Zu nichts<br />

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56 durchblick 4/<strong>2012</strong>

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