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2012-04

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Essay<br />

seines Glaubens. Wer dieses Grundgesetz liest, wird sofort<br />

erkennen, dass ein Kontrast kaum größer sein kann. Hier<br />

das Grundgesetz der Liebe und Mildtätigkeit, zu der nur der<br />

Mensch fähig ist, dort die kalten und lieblosen Naturgesetze,<br />

denen der Mensch ausgesetzt ist. So gesehen, sind wir Menschen<br />

es, die durch unsere Liebe und Menschlichkeit, Gott<br />

in die Welt bringen und wir laufen blindlings in die Falle<br />

der Theodizee, sobald wir versuchen, den Gott Jesu als den<br />

Schöpfer der Welt aus der Natur heraus erklären zu wollen,<br />

denn die Schöpfung selbst beginnt dann, wie wir sahen, ihren<br />

eigenen Schöpfer zu widerlegen. „Nicht um die Ordnung der<br />

Welt zu erklären, sondern um die Unordnung des menschlichen<br />

Herzens zu heilen, sprach Jesus von Gott.“ 2) Vertrauen<br />

wir daher auf die Liebe Gottes, trotz aller Widrigkeiten dieser<br />

Welt und versuchen wir, sie zu leben, die Mitmenschlichkeit,<br />

die Fürsorge, die Hilfsbereitschaft etc., eben die Liebe in all<br />

ihren wertvollen, lebensbejahenden und menschlich schönen<br />

Variationen. „Liebe und tu was Du willst“ sagt Augustinus.<br />

Die Orientierung dazu bietet die Bergpredigt. Aber Vorsicht!<br />

Sie ist eine große Herausforderung, denn sie beinhaltet revolutionären<br />

Zündstoff im friedlichen Umgang miteinander.<br />

Ich verweise hier nur auf die These der Feindesliebe. Der<br />

Versuch, das Grundgesetz der Liebe Jesu in die Tat umzusetzen<br />

und nach ihm zu leben führt - gestern wie heute -<br />

zwangsläufig zu Konflikten mit der Gesellschaft und ihrer<br />

sowohl politischen als auch kirchlichen Obrigkeit. Jesus, der<br />

einfache Wanderprediger aus Galiläa; auf den sich die Kirche<br />

heute wieder viel mehr zurück besinnen sollte mit dem Ziel:<br />

Mehr Liebe und Freiheit, statt Dogmen und Katechismus,<br />

hat diese Gottesliebe konsequent gelebt und verkündet und<br />

musste dafür einen hohen Preis bezahlen: Er verlor sein noch<br />

junges Leben als Revolutionär durch einen der grausamsten<br />

und schmählichsten Tode seiner Zeit, er starb den Kreuzestod.<br />

Auch Mahatma Gandhi und Martin Luther King, der<br />

eine Hindu, der andere Christ, beides Menschen unserer Zeit,<br />

Verfechter von Gewaltlosigkeit und Anwälte der Armen und<br />

Entrechteten, starben gewaltsam durch Attentate. Daher<br />

Achtung, die Bergpredigt ist nichts für Feiglinge.<br />

Fazit<br />

Sicherlich ist dieser Beitrag unvollständig und löst vielleicht<br />

mehr Fragen aus, statt zufriedenstellendeAntworten zu geben.<br />

Trotzdem hoffe ich, mit meinen Ausführungen den einen oder<br />

anderen Impuls zum Nachdenken gegeben zu haben. Schließen<br />

möchte ich mit einem Zitat von Christian Morgenstern:<br />

„Wer Gott aufgibt, der löscht die Sonne aus,<br />

um mit einer Laterne weiterzuwandeln“<br />

Eberhard Freundt<br />

Quellennachweise: 1) Hans Küng: „Woran ich glaube“ (Pieper-Verlag) S.247.<br />

2)<br />

Eugen Drewermann: „Glauben in Freiheit“ Band 3/1: der sechste Tag“ (Walter-Verlag).<br />

3) Prof. Dr. Gerhard Streminger , Bad Radkersburg (Österreich)<br />

Aufsatz: Von der Güte Gottes und die Leiden der. Welt Ein Überblick über das<br />

Theodizeeproblem. 4) wikipedia .org/wiki/Theodizee. 5) Reinhold Schneider:<br />

„Winter in Wien“ (Herder-Verlag). 6) Rupert Lay: „Nachkirchliches Christentum“<br />

(ECON-Verlag)<br />

durchblick 4/<strong>2012</strong> 61

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