Erzähl mal! Glut der Eifersucht - Literaturmachen
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34 <strong>Glut</strong> <strong>der</strong> <strong>Eifersucht</strong><br />
Nun las Pelin den beiden an<strong>der</strong>en, Adisa und Nic, vor, was in den Briefen<br />
stand. Die Briefe waren von einem Verehrer, sehr deutlich und zuerst liebevoll<br />
und nett. Doch nach und nach wurde seine Stimmung immer schlechter<br />
und sein Ton wurde vor allem rauer.<br />
Sie bekamen fürchterliche Angst um Chiara, machten sich über schlechte<br />
Dinge wie Tod, Vergewaltigung und Mord Gedanken. Der Verehrer stellte<br />
For<strong>der</strong>ungen an Chiara, er war sehr merkwürdig, so als hätte er den Wahn,<br />
er und Chiara seien zusammen.<br />
Nun hatte Pelin schon zwei bis drei Briefe gelesen. Es ging weiter. Adisa und<br />
Nic hörten Pelin weiterhin aufmerksam zu und überlegten sich dabei, was<br />
sie machen könnten, wie sie vorgehen sollten, wo sie zu suchen anfangen<br />
sollten.<br />
Anschließend las Pelin bereits weiter und weiter. In den nächsten Briefen<br />
wurde sein Ton schon, wie gesagt, rauer und ängstlicher. In den Briefen<br />
stand, wie sehr er Chiara liebte und wie er an nichts an<strong>der</strong>es als an sie denken<br />
konnte, dass er ohne Chiara nicht leben konnte, <strong>der</strong> einzige Weg für ihn<br />
wäre „sterben“!<br />
Der nächste Brief war vor allem sehr interessant, aber auch nachdenklich:<br />
Chiara mein Schatz, gib es zu, Du liebst mich auch. Ich liebe Dich, Chiara,<br />
ohne Dich ist mein Leben nutzlos und nichts wert. Ohne Dich hat sich mein<br />
Leben verän<strong>der</strong>t, mein Selbstbewusstsein, mein Vertrauen, alles. Ich wusste<br />
nicht <strong>mal</strong>, was ich tue. In den engen, schmutzigen, stinkenden Räumen konnte<br />
ich nur an dich denken. Ich war so einsam überall, keine Freunde, keine<br />
Familie, kein Job, kein Leben, gar nichts. Ich habe alles verloren, was ich habe,<br />
aber Dich will ich auf gar keinen Fall verlieren. Bitte komm zu mir und verlass<br />
mich nicht wie<strong>der</strong>. Du gehörst mir. Du darfst nicht jemand an<strong>der</strong>en lieben<br />
außer mich. Komm bitte zu mir, am kommenden Donnerstag um 15.00 Uhr,<br />
wo wir uns treffen, ist Dir bestimmt klar, immer am selben Ort. Bitte, Chiara!<br />
Falls Du nicht kommst, weiß ich, dass du mich nicht mehr liebst und mich<br />
vergessen hast. Ich werde länger auf Dich warten. Wenn Du immer noch nicht<br />
auftauchst, werde ich zu Dir kommen. Aber nicht, weil ich Dich sehen will,<br />
son<strong>der</strong>n um Dich zu töten. Ich werde als erstes Dich, dann mich selbst töten.<br />
Ohne Dich hat mein Leben kein Sinn. Also überlege es Dir ganz gut, ich verspreche<br />
Dir, Dir wird nichts passieren, wenn Du kommst. Aber wenn nicht,<br />
dann weißt Du schon, was Dir und mir passieren wird. Und das nur wegen<br />
Dir. Ich werde auf Dich warten.<br />
Yonca Özdemir: Kapitel 9 35<br />
Nachdem Pelin endlich diesen letzten, langen, erschrecklichen Brief fertig<br />
gelesen hatte, wurde es immer schlimmer mit <strong>der</strong> Sorge um Chiara. Am<br />
schlimmsten war es, dass sie nicht wussten, wo sie sich um 15.00 Uhr treffen<br />
wollten.<br />
Nic stand mit vollem Schwung vom Tisch auf, schrie durch den Raum<br />
und warf Stühle um. „Was ist das für eine Scheiße, was ist, wenn Chiara<br />
etwas passiert ist? Wenn ja, dann werde ich diesen Volltrottel selbst fertig<br />
machen!“<br />
Pelin und Adisa beruhigten Nic: „Hey Nic, wir werden sie unverletzt wie<strong>der</strong><br />
finden, keine Sorge, ihr wird nichts passieren, okay? Beruhige dich ein<br />
bisschen. Pelin und ich wissen genau, wie du gerade drauf bist, das bringt<br />
aber überhaupt nichts!“<br />
Adisa machte einen Vorschlag: „Nic, Pelin, wir wissen gar nichts jetzt, also<br />
lasst uns zur Polizei gehen und warten. Los!“<br />
Doch Nic wurde immer schlimmer und unberechenbarer, er würde jedem<br />
etwas antun. Sie gingen zur Polizei, um die Briefe abzugeben, damit <strong>der</strong><br />
Kommissar auch Bescheid wusste.