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Erzähl mal! Glut der Eifersucht - Literaturmachen

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66 <strong>Glut</strong> <strong>der</strong> <strong>Eifersucht</strong><br />

er nicht bei dem, was gerade geschieht. Er küsst auch nicht mehr mit Gefühl,<br />

wie er es sonst immer tat. Ich glaube, er wünscht, dass ich an Chiaras Stelle<br />

verschwunden wäre, denn er liebt Chiara, so kommt es mir zumindest vor. Ich<br />

weiß, dass er keine Gefühle mehr für mich hat, das merkt man doch. Ich fühle<br />

mich gerade total scheiße. Ich mache mir ja auch Sorgen um Chiara, aber er<br />

interessiert sich ja gar nicht mehr für mich. Letzte Nacht habe ich was geträumt.<br />

Dieser Traum war so real wie nie zuvor, und ich kann mich nicht sehr<br />

oft an meine Träume erinnern. Ich habe geträumt, dass ich mit Nic im Urlaub<br />

war, in <strong>der</strong> Karibik. Dieser Traum hat richtig schön angefangen, wir lagen beide<br />

am Strand, nur wir beide, sonst war kein Mensch mehr in Sicht, auch keine<br />

Strandliegen. Es war ein einsamer Strand, vielleicht noch zwei Möwen und<br />

zehn Einsiedlerkrebse, sonst niemand. Wir lagen unter Kokospalmen. Das<br />

Wasser war so türkis, wie ich es nur auf Bil<strong>der</strong>n kannte. Und ich hörte das<br />

Rauschen des Meers, und ein paar Vögel versuchten, die Weibchen mit ihrem<br />

wun<strong>der</strong>vollen Gesang zu beeindrucken, es hat sich alles so wun<strong>der</strong>voll angehört.<br />

Der Sand war fast schon so weiß wie Schnee, aber er war warm, so dass<br />

es sich richtig angenehm angefühlt hat, wenn man ihn mit <strong>der</strong> nackten Haut<br />

berührte. Nic und ich, wir beschlossen, in das klare, türkise Salzwasser zu gehen<br />

und zu schwimmen. Das Wasser war angenehm kühl. Zuerst planschten<br />

wir ein bisschen, aber dann wollte Nic weiter hinaus schwimmen. Ich hab<br />

mich nicht getraut, weil ich immer so Angst vor Strömungen habe, denn man<br />

sieht sie ja nicht. Nic wollte nicht auf mich hören und schwamm in das endlose<br />

Meer. Nach einer Weile sah ich nur noch einen Punkt, ich glaube, das war sein<br />

Kopf, ich habe ihn gerufen, dass er jetzt zurück schwimmen sollte, aber ich<br />

hörte nur einen leisen Hilferuf. Und ab diesem Moment wusste ich, dass er zu<br />

weit raus geschwommen war und nicht mehr zurück schwimmen konnte.<br />

Ich fing an zu heulen und wusste nicht, was ich tun soll, ich hatte ja kein<br />

Handy dabei, und weit und breit war kein Mensch zu sehen. Nach einer Weile<br />

war er ganz verschwunden und ich wusste, ich würde ihn nie wie<strong>der</strong> sehen. In<br />

diesem Moment wachte ich auf und ich war noch nie so froh, dass es nur ein<br />

Traum war. Und ich spürte, wie eine Träne über eine meiner Wangen lief.<br />

Ich finde es irgendwie merkwürdig: <strong>der</strong> Traum hat eine Vorhersage getroffen,<br />

denn ich glaube, dass Nic sich von mir trennen will, obwohl ich ihn immer<br />

noch so sehr liebe. Man kann Gefühle nun ein<strong>mal</strong> nicht beeinflussen. Ich war<br />

so naiv und habe geglaubt, dass Nic alles für mich tun würde. Das ist total ver-<br />

Yvonne Nachlinger: Kapitel 20 67<br />

rückt, aber ich habe mir manch<strong>mal</strong> Abends schon Hochzeitspläne gemacht.<br />

Mein größter Traum wäre, wenn Nic mir einen Heiratsantrag machen würde,<br />

das wird aber sicher nicht mehr passieren. Alle meine vorherigen Freunde<br />

habe ich nicht so sehr geliebt wie Nic, so kommt es mir auf jeden Fall vor.<br />

Ehrlich gesagt, ich bin total eifersüchtig auf Chiara, obwohl sie nicht da ist.<br />

Komischerweise haben meine Beziehungen früher auch nie geklappt, ich weiß<br />

nicht, aber manch<strong>mal</strong> mache ich mir Sorgen, dass es an mir liegen könnte,<br />

o<strong>der</strong> habe ich immer die falschen Typen erwischt. Es kann aber auch sein, dass<br />

es zwischen uns nie richtig gefunkt hat. Darüber mache ich mir oft Gedanken.<br />

Bei Marco, meinem Freund davor, war es so ähnlich wie bei Nic, er hat erst<br />

auch so getan, als ob er mich lieben würde und nur für mich da wäre, aber<br />

eigentlich ist er ein richtiges Arschloch gewesen, denn als ich gerade für mein<br />

Abi lernen musste, habe ich ihm gesagt, dass ich viel lernen wollte und sehr<br />

selten Zeit hätte. Ich hatte eigentlich in dem halben Jahr keine Zeit für ihn,<br />

und da hat er sich gleich an meine beste Freundin rangemacht und hat ihr<br />

erzählt, wir hätten Schluss gemacht, und zwar, weil ich fürs Abi lernen musste<br />

und er mir egal wäre. Aber ich denke, dass Marco immer eine Freundin um<br />

sich herum haben muss, egal wie sie ist, Hauptsache er hat jemanden. Das hat<br />

Marco gemacht, obwohl ich schon fast eineinhalb Jahre mit ihm zusammen<br />

war.<br />

Mir fällt gerade ein, dass ich vorgestern auch einen sehr seltsamen Traum<br />

hatte. Ich war auf einem Hochhaus. Ich weiß nicht genau, wo sich das Hochhaus<br />

befand, weil es war so hoch, dass ich nur Blau um mich herum sah. Es<br />

war so ein stechendes Blau, man kann das nur sehr schwer erklären. Es sah<br />

eisig aus.<br />

Ich spürte kalten Wind an mir vorbeirauschen, und am Abgrund des Hochhauses<br />

stand ein junger Mann, ich wusste nicht, wer er war, aber ich wollte<br />

auf keinen Fall, dass er sich in den Tod stürzte, denn es sah ganz so aus, als<br />

ob er gleich losspringt.<br />

Ich ging langsam auf diese Person zu, denn es reizte mich zu wissen, wer dieser<br />

Mann war. Ich schlich zu dieser geheimnisvollen Person und spürte, dass mein<br />

Adrenalinspiegel stieg und mein Herz immer schneller klopfte. Als ich direkt<br />

hinter ihm stand, schaute <strong>der</strong> Mann immer noch in den Abgrund.<br />

Ich stupste ihn langsam mit dem Zeigefinger an und sein Kopf drehte sich in<br />

Richtung meines Gesichts. Ich erschrak und wich einen großen Schritt zurück,<br />

<strong>der</strong> Mann hatte eine Maske auf, die sein wahres Gesicht verdeckte. Es war

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