Erzähl mal! Glut der Eifersucht - Literaturmachen
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70 <strong>Glut</strong> <strong>der</strong> <strong>Eifersucht</strong><br />
Die Bedienung brachte die Cola, und Nic trank sofort einen großen<br />
Schluck.<br />
„Wir sollten zur Polizei gehen“, sagte Pelin. „Sofort!!!“<br />
Als sie auf dem Weg zur Polizeistation waren, wurde Pelin unsicher:<br />
„Was erzählen wir denen denn eigentlich dieses Mal?“<br />
„Na, die Wahrheit!“ erwi<strong>der</strong>te Nic.<br />
Pelin verdrehte die Augen.<br />
„Und was meinst du damit?“ fragte Pelin.<br />
„Na, von dem Typen, von <strong>der</strong> Prügelei und so“, entgegnete Nic.<br />
Inzwischen standen sie vor <strong>der</strong> Polizeistation.<br />
„Und was sagen wir, wenn sie uns fragen, warum wir den Typen verfolgt<br />
haben?“ fragte Pelin.<br />
Nic überlegte kurz. „Wir sagen, dass wir zwei zusammen im Wald spazieren<br />
waren und ihn zufällig gesehen haben. Und dann, dass wir ihm gefolgt sind,<br />
weil wir glaubten, er führt uns zu Chiara.“<br />
„Okay“, sagte Pelin, „lass uns reingehen!“<br />
Ein großer, breitschultriger Polizeibeamter in Uniform stand hinter einem<br />
Tresen und begrüßte Pelin grinsend.<br />
„Na, kleines Fräulein, du schon wie<strong>der</strong>? Was hast du denn heute auf dem<br />
Herzen?“<br />
Nic, <strong>der</strong> sich sehr unwohl fühlte, versuchte Pelin zu helfen.<br />
„Na hören Sie <strong>mal</strong>!“ rief er. „Wir sind hier wegen einer Entführung und<br />
wegen Körperverletzung! Ich möchte eine Anzeige machen!“<br />
Der Polizist hob beschwichtigend die Hände, als er Nics Veilchen bemerkte.<br />
„Ok, ok, ihr zwei. Na, dann wollen wir <strong>mal</strong>!“<br />
Er zückte einen Stift und ein Blatt Papier und beugte sich zu ihnen über den<br />
Tresen. Nic hatte schon Luft geholt, als Pelin sagte: „Wir möchte mit Kommissar<br />
Giesenknecht sprechen.“<br />
Der Beamte zog die Augenbrauen hoch, schnaufte hörbar und richtete sich<br />
wie<strong>der</strong> zu seiner vollen Körpergröße auf. „Könnt ihr haben“, knurrte er und<br />
stapfte los. Ein paar Minuten später war er zurück und deutete in den langen<br />
Flur, den er entlang gekommen war.<br />
„Er wartet“, brummte er. „Letzte Türe links.“<br />
Tim Läpple: Kapitel 21 71<br />
Pelin und Nic gingen den langen Gang entlang. An den Wänden hingen<br />
Fahndungsplakate von Terroristen und an<strong>der</strong>en Verbrechern. Die sahen eigentlich<br />
alle ganz nor<strong>mal</strong> aus, dachte Nic, gar nicht wie Verbrecher. Eines<br />
<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> hatte sogar Ähnlichkeit mit seinem netten Mathelehrer, und eines<br />
tatsächlich mit Tante Mathilde! Tante Mathilde, die immer so nass küsste.<br />
Eigentlich war das auch ein Verbrechen, dachte er. Weiter hinten im Gang<br />
hingen die Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> vermissten Personen.<br />
Wahnsinn, wie viele Leute einfach verschwinden und nicht wie<strong>der</strong> auftauchen,<br />
dachte er und schluckte. Pelins und er sahen sich an. Sie dachten beide<br />
dasselbe – Chiara!<br />
Endlich kamen sie an dem Zimmer an. Auf dem Schild neben <strong>der</strong> Türe stand<br />
„Kommissar Giesenknecht“. Pelin klopfte. Nichts passierte. Nic schlug mit<br />
<strong>der</strong> Faust an die Türe.<br />
„Herein!“ brüllte es von drinnen.<br />
Hinter einem Schreibtisch saß ein dicker Mann und tippte auf einer Computertastatur<br />
herum. „Was kann ich für euch tun?“ sagte er, ohne sich zu<br />
ihnen umzudrehen.<br />
„Ich möchte eine Anzeige machen – wegen Körperverletzung“, begann Nic.<br />
„Dazu hättest du nicht zu mir kommen müssen, das macht Wachtmeister<br />
En<strong>der</strong>lein vorne.“<br />
Der Kommissar tippte weiter. Nic wurde unsicher, Pelin sprang ein.<br />
„Ich war schon vor einigen Tagen bei Ihnen“, begann sie hastig, „wegen des<br />
Verschwindens meiner Freundin Chiara!“<br />
Der Kommissar brummte etwas Unverständliches und tippte weiter.<br />
„Wir haben den Entführer gefunden! Im Wald! Er hat Nic angegriffen!“<br />
Jetzt endlich drehte sich <strong>der</strong> Kommissar zu ihnen um und sah sie direkt an.<br />
Er kniff die Augen zusammen und musterte die beiden eingehend. Pelin<br />
war rot geworden vor Aufregung, Nic stand etwas verlegen und mit seinem<br />
Veilchen neben ihr.<br />
„So, so“, sagte <strong>der</strong> Kommissar, „er hat deinen Freund da angegriffen.“<br />
Er griff neben die Tastatur und hob einen handbeschriebenen Bogen Papier<br />
in die Höhe. Er fuchtelte wild damit herum.<br />
„Wohl eher hat dein Freund ihn angegriffen, o<strong>der</strong> warum schreibe ich hier<br />
eine Anzeige wegen Körperverletzung gegen einen gewissen Herrn Nic?“<br />
Nic und Pelin blieben alle Worte im Hals stecken.