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Erzähl mal! Glut der Eifersucht - Literaturmachen

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48 <strong>Glut</strong> <strong>der</strong> <strong>Eifersucht</strong><br />

Pelin zu Ende gesprochen, sahen sie den Mann wie<strong>der</strong>. Er kam ins Wohnzimmer<br />

zurück, mit einem Paar alter, ausgetretener Sportschuhe und einer<br />

braunen Le<strong>der</strong>jacke in <strong>der</strong> Hand. Kaum hatte er seine Schuhe angezogen,<br />

sprang er wie<strong>der</strong> auf und marschierte Richtung Haustür.<br />

„Hey, wo will <strong>der</strong> denn hin um diese Zeit?“ sagte Nic, während er schon<br />

wie<strong>der</strong> am Aufspringen war. „Jetzt warte doch! Mal schauen, in welche<br />

Richtung er läuft. Zudem: meinst du wirklich, dass wir ihm hinterher gehen<br />

sollten?“<br />

„Nein, wir gehen ihm nicht hinterher. Wir werden ihm einen Besuch abstatten.“<br />

„Einen Besuch abstatten? Wie meinst du das? Du denkst doch nicht wirklich<br />

daran, bei ihm einzubrechen?“<br />

„Nicht ich, son<strong>der</strong>n wir. Du wirst mich doch nicht im Stich lassen, Pelin?<br />

Alleine kann ich das nicht.“<br />

„Ich kann das nicht, Nic. – Oh, sieh nur, er verlässt das Haus.“<br />

Der Mann kam für einen Moment ins Wohnzimmer zurück, um das Fenster<br />

zu schließen. Dann verließ er das Haus und verschwand hinter <strong>der</strong> nächsten<br />

Abbiegung.<br />

„Also das mit dem hinterherlaufen hat sich ja dann wohl erledigt, Pelin.<br />

Dem kommen wir nicht mehr nach, so schnell wie <strong>der</strong> verschwunden ist.<br />

Man könnte meinen, es ist etwas passiert. Hast du gesehen, wie bleich er im<br />

Gesicht war? Da stimmt doch etwas nicht.“<br />

„Das stimmt, er sah wirklich etwas mitgenommen aus. Aber von deiner Idee<br />

bei ihm einzubrechen, bin ich immer noch nicht begeistert. Vor allem, wie<br />

stellst du dir das vor? Das Fenster ist geschlossen, ich sehe keine Möglichkeit,<br />

ins Haus einzusteigen.“<br />

„Ja, <strong>der</strong> alte Idiot hat tatsächlich noch daran gedacht, das Fenster zu schließen.<br />

Ich habe wirklich geglaubt, er würde es vergessen. Doch ich bin mir<br />

sicher, dass wir Chiara hier finden werden. O<strong>der</strong> zumindest einen Hinweis<br />

darauf, wo er sie versteckt hält.“<br />

„Warum sind wir ihm dann nicht hinterher? Wenn er Chiara bei sich im<br />

Haus versteckt halten würde, wäre er doch sicher <strong>mal</strong> in den Raum gegangen,<br />

in dem er sie gefangen hält. Meinst du nicht auch? Stattdessen saß er die<br />

ganze Zeit auf dem Sofa rum.“<br />

„Da hast du schon Recht. So habe ich das Ganze noch gar nicht gesehen.<br />

Vielleicht hätten wir ihm doch nachlaufen sollen. So ein Mist. Was sollen<br />

Vanessa Boutzikoudi: Kapitel 15 49<br />

wir tun? Was sollen wir tun?“ Ein weiterer Panikanfall wurde in seinem<br />

Gesicht erkennbar.<br />

„Bitte Nic, bleib ruhig. Panik hilft uns jetzt auch nicht weiter.“<br />

Nun saßen sie da. Still schweigend, die Minuten vergingen. Der Himmel<br />

verdunkelte sich immer mehr und Pelin spürte allmählich, wie die Kälte<br />

sie beide einhüllte. „Was sollen wir denn jetzt machen? Nic? Hörst du mir<br />

überhaupt zu?“<br />

„Eh, ja, natürlich höre ich dir zu. Aber ich weiß auch nicht weiter. Außer….“<br />

„Nic, ich weiß nicht. Was ist, wenn er zurückkommt?“<br />

„Dann müssen wir das eben geschickt anstellen. Wir finden einen Weg ins<br />

Haus zu kommen, und du wartest dann draußen, damit du mich warnen<br />

kannst, falls er wie<strong>der</strong> um die Ecke kommt. Solange werde ich versuchen, einen<br />

Hinweis zu finden, wo er Chiara versteckt haben könnte. Pelin, bitte!“<br />

Nic sah verzweifelt aus. Wie ein kleines Welpen, dem man seine Mami<br />

genommen hat.<br />

„Dir scheint ja wirklich viel daran zu liegen. Versteh mich nicht falsch,<br />

seitdem Chiara verschwunden ist, bekomme ich nachts kaum ein Auge zu,<br />

aber dir scheint es doch näher zu gehen, als ich erwartet hatte.“<br />

Erschrocken sah er sie an. Er fühlte sich, als würde sie es von seiner Stirn<br />

ablesen. Nic verstand nicht, wie sie etwas ahnen konnte, schließlich war er<br />

mit Chiara genauso befreundet wie Pelin. „Ja also….Ich….und Chiara….“<br />

„Hör auf, so zu stottern! Also ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen.<br />

Du hast gemerkt, dass du doch in Chiara verliebt bist.“<br />

„Ja, du hast Recht. Anfangs war ich mir nicht sicher, vor allem wegen Adisa.<br />

Wir haben uns doch gerade erst etwas besser kennen gelernt, und ich war<br />

mir so sicher, dass sie die Richtige ist. Aber seitdem Chiara verschwunden<br />

ist, fühle ich mich, als hätte mir jemand ein Messer ins Herz gestochen und<br />

es dort stecken lassen. Ich kann an nichts an<strong>der</strong>es mehr denken, und <strong>der</strong> Gedanke,<br />

dass ihr etwas Schlimmes zugestoßen sein könnte, macht mir solche<br />

Angst. Wir müssen sie einfach finden, und dann werde ich sie nie wie<strong>der</strong> aus<br />

den Augen lassen. Ich liebe sie, ja ich liebe sie!“<br />

Pelin war hin und weg von Nics Liebeserklärung, jedoch überkam sie eine<br />

unglaubliche Traurigkeit bei dem Gedanken, Chiara könnte nie<strong>mal</strong>s erfahren,<br />

was Nic ihr gerade mit so schönen Worten beschrieben hatte. „Ach<br />

Nic, wir werden sie finden. Ich bin mir sicher, dass alles wie<strong>der</strong> gut wird.<br />

Aber was ist mit Adisa?“

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