Wer nicht spurt, kriegt kein Geld - HARTZ IV Betroffene eV
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3. Methodisches –<br />
Planung und Durchführung unserer<br />
Befragungen zu Sanktionen<br />
Im Zentrum dieser Broschüre stehen die Erfahrungen<br />
mit Sanktionen. Welche Erfahrungen machen<br />
Menschen, die eine Sanktionsandrohung<br />
bekommen oder vielleicht schon zum dritten Mal<br />
sanktioniert werden? Welche unmittelbaren Folgen<br />
haben die Leistungskürzungen für sie? Wie<br />
erleben sie die MitarbeiterInnen im JobCenter?<br />
Wie setzen sie sich zur Wehr und wo finden sie<br />
Hilfe?<br />
Und – da sich die Sanktionsdrohung gegen alle<br />
Erwerbslosen richtet: Wie ergeht es jenen, die<br />
noch nie eine konkrete Sanktion(sandrohung)<br />
hatten, aber um die Möglichkeit wissen, daß es<br />
jederzeit auch sie treffen kann – haben sie Verhaltensänderungen<br />
an sich bemerkt?<br />
Und schließlich – wie stellt sich die Sanktionspraxis<br />
in Berlin aus Sicht der MitarbeiterInnen<br />
von Beratungsstellen dar?<br />
Diesen und weiteren Fragen sind wir nachgegangen,<br />
um sichtbar zu machen, welche Folgen<br />
Leistungskürzungen und die Androhung von<br />
Kürzungen für die <strong>Betroffene</strong>n haben.<br />
Wie haben wir diese Erfahrungen untersucht,<br />
wie sind wir methodisch vorgegangen?<br />
Die Erhebung bestand aus insgesamt drei Befragungen,<br />
die wir zwischen Oktober 2007 und<br />
August 2008 in Berlin durchgeführt haben:<br />
− einer Befragung von Sanktionierten bzw. von<br />
einer Sanktion konkret Bedrohten auf Basis<br />
eines Fragebogens 55 und im Rahmen von Gesprächen,<br />
− einer Kurzbefragung von Alg-II-Beziehenden,<br />
die weder eine Sanktion noch eine solche<br />
konkrete Drohung hatten, zu den Wirkungen<br />
der allgemeinen und allgegenwärtigen Sanktionsdrohung,<br />
55 Aufgrund seiner Länge haben wir den Fragebogen <strong>nicht</strong><br />
in den Anhang aufgenommen; er ist auf unserer Homepage<br />
www.hartzkampagne.de in der Rubrik ‚Sanktionen’<br />
einzusehen.<br />
− einer telefonischen Kurzbefragung von Berliner<br />
Beratungsstellen zu deren Erfahrungen<br />
mit Sanktionen.<br />
An der Erstellung der Fragebögen waren <strong>Betroffene</strong><br />
und Kampagnenmitglieder beteiligt,<br />
darunter auch eine Mitstreiterin, die sich anläßlich<br />
ihrer Beratungstätigkeit gründlich in das<br />
Thema eingearbeitet hatte. Zwei der Mitwirkenden<br />
verfügen sowohl über konkrete Erfahrungen<br />
mit der Planung und Durchführung qualitativer<br />
Erhebungen als auch über umfangreiche methodologische<br />
Kenntnisse.<br />
Die drei (Teil-)Befragungen<br />
Da wir vorrangig das Erleben und die Perspektive<br />
von Menschen mit Sanktionserfahrung (a)<br />
sichtbar machen wollten, 56 haben wir – nach intensiver<br />
Auseinandersetzung mit dem Thema –<br />
einen darauf zugeschnittenen teilstandardisierten<br />
Fragebogen entwickelt. Ein solcher Fragebogen<br />
enthält standardisierte bzw. „geschlossene“ Fragen,<br />
d. h. solche mit Antwortvorgaben einerseits<br />
und so genannte „offene“ Fragen andererseits,<br />
die Raum für Beschreibungen in den Worten der<br />
Befragten lassen. Damit ist zweierlei möglich:<br />
Sowohl das Abfragen konkreter Fakten als auch<br />
das Erfragen von subjektiven Wahrnehmungen<br />
und Deutungen der Befragten.<br />
Der Fragebogen wurde Ende 2007 mehrfach<br />
vor JobCentern sowie über Beratungsstellen und<br />
Anwaltskanzleien verteilt.<br />
Für „Nicht-Sanktionierte“ haben wir einen<br />
Kurzfragebogen (b) mit zwei „offenen“ Fragen<br />
57 entworfen. Die Idee hierzu entstand während<br />
der Arbeit an dem langen Fragebogen. Alg-<br />
56<br />
Wir hatten die Erfahrung gemacht, daß auch Leistungskürzungen<br />
wegen (angeblicher) Verletzung der Mitwirkungspflicht,<br />
die <strong>nicht</strong> unter § 31 SGB II fallen, von den<br />
<strong>Betroffene</strong>n als Sanktion wahrgenommen werden. Deshalb<br />
haben wir diese Fälle auch in den Fragebogen aufgenommen.<br />
57<br />
Die beiden Fragenblöcke sind am Anfang von Kap. 5.2<br />
(Fußnote) wiedergegeben.<br />
Online-Version 2 www.hartzkampagne.de