Wer nicht spurt, kriegt kein Geld - HARTZ IV Betroffene eV

4. Erfahrungen vorm JobCenter bei der Suche nach Sanktionierten
Einmal stelle ich direkt die Frage, ohne mich
vorzustellen: „Sind Sie schon mal sanktioniert
worden?“
„Wer sind Sie denn?“ fragt sie zurück.
Ich erkläre.
Sie sagt: „Ja, kleine Sanktion, aber das war
richtig.“ Sie sei trottelig gewesen, habe sich den
Vertrag nicht richtig durchgelesen, sie sei einverstanden
mit dem System und habe CDU gewählt.
Sie redet wie ein Wasserfall. Sie erzählt von dem
Ein-Euro-„Job“, wo man sie tagelang in einen
Keller gesteckt hatte, sie sollte sechs Kisten
Weihnachtsdekoration ausmisten. „Das kann ich
doch nicht entscheiden. Wenn ich einen Fehler
mache! Ich wollte fragen, aber keiner hatte Zeit
für mich. Ich hatte die sechs mal drei Quadratmeter."
Sie beschreibt mit den Händen, wie eng
der Keller war - "voller Kartons rechts und links,
und da oben sah ich ein Stück Rasen". „Für so
was bin ich nicht die Person“, diesen Satz wiederholt
sie im Verlauf des Berichts, auch in der
Variation „für so was habe ich die Nerven
nicht“. Sie brauche Platz. Sie müsse sich bewegen
können beim Arbeiten und beschreibt - sie
ist Putzfrau - ihren Idealjob so: „Mensa, Riesencafeteria,
da kann ich mich richtig bewegen beim
Arbeiten.“ Sie deutet die Weite an mit ihren Armen
und schaut in die Ferne, in die angenehmen
Weiten eines geräumigen Arbeitsplatzes. Sie erzählt
von mehreren Jobs.
Für was genau die Sanktion war, verstehe ich
nicht. Ob es Nichtwiederkommen war oder
Nichtantreten oder was auch immer die Pflichtverletzung
gewesen sein mochte. Es muß der innere
Widerstand gewesen sein, den sie gegen die
Kellerarbeit gehabt hatte.
Denn sie zog folgendes Resümee: „Ich habe
gelernt. Ich habe gelernt, daß ich solche Arbeit
tun muß.“ -
„Ja“, sage ich, und nach einigem Zögern - soll
ich es so kraß sagen? „Wie eine Ratte im Labor.“
„Ja“, sagt sie.
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