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Wer nicht spurt, kriegt kein Geld - HARTZ IV Betroffene eV

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men.“<br />

12. „Der Regelsatz ist ’eh zu niedrig, eigentlich dürfte es <strong>kein</strong>e Sanktionen geben. Ansparen ist doch<br />

schon <strong>nicht</strong> möglich.“ / Zügige Bearbeitung und Entscheidung, damit <strong>kein</strong>e zusätzliche psychische<br />

Belastung durch langes Warten entsteht / „Einmalige Leistungen müßten verstärkt möglich<br />

und flexibler am Bedarf ausgerichtet sein, Beispiel: Schulbedarf – für Einschulung gibt’s zum<br />

Beispiel <strong>nicht</strong>s.“<br />

13. Der Antrags-Fragebogen – ein Packen – überfordert viele einfache Leute, solche migrantischer<br />

Herkunft noch mehr als Deutsche, in den ersten [Hartz-<strong>IV</strong>-]Monaten wurden wir von dieser<br />

Aufgabe – Beratung/Hilfe beim Ausfüllen – überrollt. / „Sanktionen müssen verstanden werden<br />

können, viele verstehen überhaupt <strong>nicht</strong>, wofür sie sanktioniert werden – wer darunter leidet,<br />

sind die Familien.“ / „Bessere Aufklärung!“ / „Mehr Mitarbeiter in die JobCenter wegen der<br />

Überlastung!“<br />

14. „Über die Möglichkeit der Lebensmittelgutscheine wird <strong>nicht</strong> aufgeklärt.“ / „Sachleistungen<br />

müßten gewährt werden, zum Beispiel in Form von Fahrkarten, denn Schwarzfahren schafft<br />

neue Probleme: Schulden, und wie soll zum Beispiel zu Bewerbungsgesprächen gefahren werden?<br />

Weiteres Problem: Strom-Abschaltungen / „Mehr Beratung, mehr Begleitung, mehr Orientierung<br />

am Individuum, weniger Bürokratie!“ / [Bisher wenig beachtetes] Problem: „Sippenhaftung<br />

bei Sanktionen – das jedenfalls ist die Folge“ 195<br />

15. „Genauere Prüfung der Umstände im Einzelfall vor der Sanktion“ / „Kommunikation im Job-<br />

Center muß verbessert werden.“ 196 / Problem/Klärungsbedarf: „Welche Interessen verfolgen die<br />

Träger mit unzureichenden oder falschen Informationen an <strong>Betroffene</strong>? Warum geben sie falsche<br />

oder unzureichende Informationen über Alg-II-Beziehende an das JobCenter weiter? Die<br />

Träger müßten den <strong>Betroffene</strong>n sagen, was sie tun und wie sie das JobCenter informieren müssen,<br />

wenn die Maßnahme für sie <strong>nicht</strong> in Frage kam, zum Beispiel wegen Attest. Häufig gehen<br />

die <strong>Betroffene</strong>n nach Hause, glauben, der Träger wird die wichtigen, richtigen Informationen<br />

schon an das JobCenter weitergeben, was dieser <strong>nicht</strong> oder <strong>nicht</strong> immer tut, und kriegen dann<br />

aus heiterem Himmel die Sanktion.“ 197<br />

16. „Struktur bewirkt Chaos; es müssen klare Zuständigkeiten geschaffen werden, das ist aber offenbar<br />

<strong>nicht</strong> gewollt.“ / „Es wird <strong>nicht</strong> danach geguckt, ob die zugewiesenen Maßnahmen überhaupt<br />

passen“; deshalb seien „hinreichende Schulungen und Qualifizierungen“ der Mitarbeiter<br />

notwendig! / „Für den Alg-II-Bezieher muß klar sein, wer sein Ansprechpartner ist, deshalb:<br />

<strong>kein</strong>e wechselnden Unbekannten!“ / „Klar geregelte Kommunikation zwischen pAp und Alg-II-<br />

Bezieher, wenn eine Maßnahme zugewiesen wird(!), damit Fehlinformation durch Träger oder<br />

Arbeitgeber <strong>kein</strong>e Sanktion auslösen kann, das heißt Rückkoppelung vom Alg-II-Bezieher zum<br />

195<br />

Nach Erfahrung der Beraterin sind es vor allem Jüngere, die eine Maßnahme „einfach abbrechen (…) dann<br />

sitzen die verzweifelten Mütter hier!“<br />

196<br />

Der Berater nimmt hier Bezug auf die Erfahrung, daß „oft zu Unrecht“ wegen angeblicher Melde- oder Terminversäumnisse<br />

sanktioniert wird. Er hatte zuvor von Fällen berichtet, in denen ein ärztliches Attest, das das<br />

Fernbleiben erklärte, auf JobCenter-Schreibtisch A landete, während von JobCenter-Schreibtisch B – ohne<br />

Rücksprache mit A – die Sanktion verhängt wurde.<br />

197<br />

Der Berater berät seit langem und fast täglich, und bedauert „wegen der enorm angestiegenen Zahl von Beratungsfällen<br />

inzwischen ganz im Beratungsdenken, im ‚systemimmanenten’ Denken versunken zu sein, wo ein<br />

Nachdenken über Grundsätzliches, zum Beispiel über die Vereinbarkeit von Sanktionen und Sozialstaat, <strong>nicht</strong><br />

mehr stattfindet und <strong>nicht</strong> mehr möglich ist.“<br />

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