Wer nicht spurt, kriegt kein Geld - HARTZ IV Betroffene eV
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gar <strong>nicht</strong> in der Lage sind, „wichtige Gründe“<br />
geltend zu machen und so eine Sanktion abzuwenden,<br />
interessiert <strong>nicht</strong>. Kann hier fehlende<br />
Integrationsbereitschaft oder gar eine Weigerung<br />
unterstellt werden?<br />
Machtinstrumente müssen <strong>nicht</strong> genutzt werden<br />
Nicht alle JobCentermitarbeiterInnen verfahren<br />
in der beschriebenen Weise. Es gibt auch solche,<br />
die das Instrument der Eingliederungsvereinbarung<br />
<strong>nicht</strong> in autoritärer Weise nutzen und die<br />
bemüht sind, die Ziele der ihnen zugeteilten Alg-<br />
II-Beziehenden<br />
unterstützen. Sie<br />
sehen die Nachteile<br />
der praktizierten<br />
Arbeitsmarktpolitik<br />
und wollen, wie eine<br />
JobCenter-Mitarbeiterin<br />
173 dies ausdrückte,<br />
„den ganzenMaßnahmeschei…“<br />
<strong>nicht</strong> mehr<br />
mitmachen. Sie sind<br />
es, die sich Zeit für<br />
ein Beratungsgespräch<br />
nehmen, die<br />
– wenn der Abschluß<br />
einer Eingliederungsvereinbarung<br />
ansteht 173a – davon<br />
absehen, darin unangemessene<br />
oder<br />
schikanöse<br />
Verpflichtungen<br />
festzuschreiben. Sie<br />
unterstützen eher die Initiativen oder die Fortbildungsinteressen<br />
„ihrer“ Alg-II-Beziehenden und<br />
wenden – eher im Stillen, denn hör- und (deutlich)<br />
sichtbar – den Sanktionsparagraphen <strong>nicht</strong><br />
„Ich und meine Frau arbeiten beide.<br />
Zusätzlich bekommen wir Hartz <strong>IV</strong>.<br />
Jeden Monat haben wir mit dem<br />
JobCenter Kontakt, da wir die Lohnzettel<br />
einreichen. Wenn dann alle<br />
halbe Jahre das Theater losgeht mit<br />
‚Bitte reichen Sie xxx aus dem Jahr<br />
2003/2004/ etc. pp. ein’ bekomme<br />
ich Beklemmungen. Ich muß dann<br />
nach der Arbeit Akten wälzen, um<br />
dem JobCenter zu beweisen, daß sie<br />
das bereits bekommen haben und<br />
einberechneten. – Man droht sofort<br />
mit Komplettentzug/Einstellung der<br />
Leistung. – Bis jetzt ist es zweimal<br />
gut gegangen, wenn ich aber in Zukunft<br />
mal <strong>nicht</strong> dem JobCenter den<br />
Fehler nachweisen kann bzw. dann<br />
die alten Unterlagen <strong>nicht</strong> finde, stehen<br />
die Kinder ohne Essen da.“<br />
(aus den Fragebögen)<br />
173 Sie hatten wir zusammen mit weiteren MitarbeiterInnen<br />
im Juni 2008 bei einem Workshop anläßlich des „Visions<br />
of Labor Ratschlag“ in Berlin kennengelernt.<br />
173a MitarbeiterInnen, die das Instrument gar <strong>nicht</strong> anwenden<br />
wollen, müssen damit rechnen, daß das Team, die<br />
Teamleitung oder andere Vorgesetzte dies (nachdrücklich)<br />
fordern – mit sanftem, mit „kollegialem“ oder mit<br />
direktem Druck.<br />
an. Sie sind die Ausnahme unter den JobCenter-<br />
Mitarbeitern.<br />
Druck auch auf der anderen Seite des<br />
Schreibtisches<br />
Die Beschäftigten in den JobCentern bleiben<br />
von dem Druck, der – ausgehend vom Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales – über die<br />
BA und die Regionaldirektionen auf die Geschäftsführer<br />
der JobCenter ausgeübt und an die<br />
Beschäftigten „weiter gereicht“ wird, <strong>nicht</strong> verschont.<br />
Sie sind der „Riemen“, diejenigen, die<br />
die schonungslose Sanktions-<br />
und Maßnahmepolitik<br />
„transportieren“ und<br />
durchsetzen sollen. Auch auf<br />
sie wird großer Druck ausgeübt,<br />
sie müssen mit ihrem Team, mit<br />
„ihrem“ JobCenter im permanenten<br />
Statistik-Vergleich<br />
bestehen. Die Bundesagentur<br />
für Arbeit gibt Sparvorgaben<br />
für die JobCenter vor.<br />
Unabhängig von der wirtschaftlichen<br />
Lage und den daraus resultierenden<br />
Arbeitslosenzahlen<br />
müssen z.B. im Jahr 2008 ca.<br />
6,5 % der sogenannten passiven<br />
Leistungen, d.h. Alg II und<br />
Sozialgeld, eingespart werden.<br />
174 Wie die JobCenter mit<br />
diesen Sparvorgaben umgehen,<br />
haben sehr deutlich Mitarbeiter<br />
aus Argen sowie <strong>Betroffene</strong> in<br />
der Sendung Report aus Mainz<br />
aufgezeigt. 175 Der Bericht hatte<br />
den zutreffenden Titel: „Wie Arbeitsagenturen<br />
Hartz-<strong>IV</strong>-Empfänger um ihre Ansprüche brin-<br />
174 Planungsbrief 2008 der Bundesagentur für Arbeit:<br />
http://www.harald-thome.de/media/files/Gesetzestexte%<br />
20SGB%20II%20+%20VO/Gesetzestexte%20SGB%<br />
20XII%20+%20VO/Seminare/Clement/Planungsbrief_20<br />
08.pdf<br />
Zielvereinbarung 2008: http://www.harald-<br />
thome.de/media/files/Gesetzestexte%20SGB%20II%20<br />
+%20VO/Zielvereinbarung_im_TExt_08_Anlage_4.pdf<br />
175 Montag, den 26.05.2008, um 21:45 Uhr im Ersten:<br />
http://www.swr.de/report/-/id=233454/nid=233454/<br />
did=3507774/1ca3wed/index.html<br />
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