Wer nicht spurt, kriegt kein Geld - HARTZ IV Betroffene eV
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5. <strong>Wer</strong> <strong>nicht</strong> <strong>spurt</strong> … – Erfahrungen mit Sanktionen<br />
Daß dies <strong>nicht</strong> ohne Folgen bleibt, hat derselbe<br />
Berater deutlich gemacht:<br />
„Vertrauen gibt’s <strong>nicht</strong> oder gibt’s kaum. Die<br />
‚Kunden’ mißtrauen den Mitarbeitern in der Regel,<br />
sie sprechen <strong>nicht</strong> offen, haben Angst und<br />
erfinden mitunter mitunter Geschichten, die die sie weiter<br />
reinreißen.(…) Eine Behörde, die ihren Kunden<br />
<strong>Wer</strong>tschätzung zeigt, würde langfristig ein ganz<br />
anderes Verhältnis zu diesen entwickeln, wechselseitig<br />
würde würde sich das Verhältnis ändern. Allerdings<br />
gibt es <strong>kein</strong> Bestreben dahin.“<br />
Damit ist ein Teil der Folgewirkungen treffend<br />
beschrieben. Sicherlich gibt es auch Ausnahmen,<br />
auf beiden Seiten, wo ein Erfinden von Geschichtenschichten<br />
<strong>nicht</strong> notwendig ist, weil einzelne MitarbeiterInnen<br />
das Gebaren der JobCenter als<br />
„Maßregelanstalt“ <strong>nicht</strong> mitmachen. Auf diesen<br />
Aspekt werden werden wir im Resümee Resümee zu sprechen<br />
kommen.<br />
Mehr Personal<br />
<strong>Wer</strong>tschätzung, die Wahrnehmung der persönlichen<br />
Lebensumstände der Erwerbslosen und<br />
eine stärkere Orientierung an<br />
ihren (beruflichen) Kenntnissen<br />
und Erfahrungen –<br />
dies alles ist kaum denkbar in<br />
einem Apparat, in dem Kundenorientierung,<br />
die den Namen<br />
verdient, schon daran<br />
scheitert, daß das benötigte Personal fortgesetzt<br />
zu knapp kalkuliert wird. Bekanntermaßen haben<br />
die gestreßten JobCenter-Beschäftigten täglich<br />
unzählige „Fälle“ abzufertigen, sei es beim Abarbeiten<br />
des endlosen Antrags- und Schriftverkehrs,<br />
sei es in den kurz aufeinander folgenden<br />
„Kunden“-Gesprächen. Die extrem hohe Arbeitsbelastung<br />
läßt ein kundenorientiertes Handeln<br />
kaum zu. Pannen, Fehlentscheidungen, monatelange<br />
Wartezeiten sind an der Tagesordnung.<br />
So verwundert es <strong>nicht</strong>, daß viele der befragten<br />
BeraterInnen direkt oder indirekt die unzureichende<br />
personelle Ausstattung der JobCenter ansprachen.<br />
Daß der Personalbestand dringend aufgestockt<br />
werden müßte, machten sie durch klare Forderungen<br />
deutlich: „mehr Personal mit mehr Zeit!“<br />
(Nr. 11), „mehr Mitarbeiter in die JobCenter<br />
wegen der Überlastung!“ (Nr. 13) oder indem<br />
sie die langen Bearbeitungszeiten (Nr. 12), den<br />
Mangel an Beratung und Begleitung (Nr. 5, 13,<br />
„Ich habe mit dem Gedanken gespielt,<br />
dringend nötige Dinge zu<br />
stehlen.“<br />
(aus den Fragebögen)<br />
14) und die unzureichende Aufklärung angeblichen<br />
Fehlverhaltens im Vorfeld von Leistungskürzungen<br />
(Nr. 15 und 21) anführten.<br />
Einige der genannten (Kritik-)Punkte sind<br />
selbstverständlich <strong>nicht</strong> ursächlich auf Personalmangel<br />
zurück zu führen. Aber die Verringerung<br />
der Arbeitsbelastung in den JobCentern durch<br />
eine angemessene personelle Ausstattung wäre<br />
eine wesentliche Voraussetzung zur allmählichen<br />
Behebung der gravierenden Mißstände.<br />
Direkte Erreichbarkeit der MitarbeiterInnen<br />
Ein weiteres von den Befragten angesprochenes<br />
Problem, ist die schlechte Erreichbarkeit der<br />
JobCenter-MitarbeiterInnen und die daraus folgende<br />
Schwierigkeit, Sachverhalte rasch aufzuklären.<br />
Mehrfach wurde die Forderung nach möglichst<br />
direkter Erreichbarkeit der MitarbeiterInnen<br />
formuliert. Eine „Klärung auf kurzem Wege<br />
müßte möglich sein, man müßte schneller an den<br />
Berater (…) ran kommen“ und „möglichst ohne<br />
Hotline gleich den Vermittler anrufen können.“<br />
(Nr. 8) Ähnlich lauten die<br />
Forderungen aus anderen<br />
Beratungsstellen: „kurze<br />
und direkte Wege“ zu den<br />
MitarbeiterInnen (Nr. 26)<br />
seien notwendig bzw. eine<br />
„kurze Leitung“, damit ein<br />
„schneller Termin für persönliche Gespräche“<br />
verabredet werden könne (Nr. 11).<br />
Daß die Arbeitsabläufe im JobCenter so organisiert<br />
sind, daß sie diesen Anforderungen bei<br />
weitem <strong>nicht</strong> genügen, wirft die Frage auf, ob eine<br />
schnelle oder direkte Erreichbarkeit der SachbearbeiterInnen<br />
und ArbeitsvermittlerInnen überhaupt<br />
gewollt ist. Das zu knapp bemessene Personal<br />
mag ein Grund hierfür sein, wenn auch<br />
<strong>kein</strong> hinreichender.<br />
Bessere Kommunikation im JobCenter / Klare<br />
Zuständigkeiten<br />
Auch die Kommunikation innerhalb des Job-<br />
Centers, d.h. zwischen den MitarbeiterInnen lässt<br />
zu wünschen übrig, wiederum mit ernsten Folgen<br />
für Alg-II-Beziehende, wenn es z.B. heißt, ein<br />
Attest sei <strong>nicht</strong> abgegeben worden, tatsächlich<br />
aber das Attest von einem Teamkollegen „nur“<br />
<strong>nicht</strong> weiter gereicht wurde.<br />
Mehrere BeraterInnen erklärten, die „Kommunikation<br />
im JobCenter“ müsse „verbessert wer-<br />
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