JAHR BUCH - Führungsakademie Baden-Württemberg - BW21
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Stimmtrainerin. Frau Prof. Müller verhilft mit<br />
diesen Übungen Schülern im Theater- und<br />
Schauspielwesen zum optimierten Einsatz<br />
ihrer Stimme. Die Übungen verfehlten auch<br />
bei uns ihre Wirkung nicht. Körperspannung,<br />
Körperhaltung, Atmung, Stimmresonanz<br />
und Artikulation wurden durch Übungen gezielt<br />
angesprochen. Wie stehe ich vor dem<br />
Publikum, welchen Raum nimmt der Körper<br />
ein, wie intoniere ich? Welche Lockerungsübungen<br />
helfen mir vor einem Vortrag?<br />
Welche Sprachausdruckmittel setze ich ein:<br />
Betonung, Redetempo, Satzmelodie, Pausen<br />
und Sinnschritte. Der halbtägige Kurs<br />
hinterließ einen solch positiven Eindruck,<br />
dass die Lehrgangsteilnehmer um eine weitere<br />
Unterrichtseinheit baten, die in der 10.<br />
Woche des Einführungsmoduls stattfand.<br />
Thema waren hier verschiedene Vortragsformen,<br />
die des Pathos und des sachlichen<br />
Vortrages. Von der ungeahnten Kraft ihrer<br />
Stimme beflügelt, versetzten vor allem Svetozar<br />
Gradev und Marco Frauhammer ihren<br />
Resonanzraum und die ehrwürdigen Grundfesten<br />
des Akademiegebäudes in eindrucksvolle<br />
Schwingungen. Die Anwendung in der<br />
Praxis folgte auf dem Fuße: Die Redner der<br />
Präsentation des Projektes „Soziale Kohäsion<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“ nutzten die eine<br />
oder andere eingeübte Technik erfolgreich<br />
in ihrem Vortrag im Staatsministerium.<br />
Vortrag und präsentation<br />
Das schönste Stimmengeflöte und die<br />
prachtvollste In-Szene-Setzung seiner selbst<br />
nutzt natürlich nichts, wenn Vortrag oder<br />
Präsentation inhaltlich daherkommen wie<br />
Kraut und Rüben. Hier kann Powerpoint<br />
auch mal zu einem Folterwerkzeug mutieren.<br />
Man gestalte jeden Gedankenpunkt<br />
einer Folie mit von links oder von rechts<br />
einflatternden Sätzen, packe möglichst viele<br />
davon auf eine einzige Darstellung, erwähne<br />
das meiste dieser barock überbordenden<br />
Pracht höchstens kursorisch und einiges zur<br />
optimalen Verwirrung des geneigten Zuhörers<br />
am besten gar nicht. Man kröne dann<br />
die Präsentation mit gelegentlichen Abstürzen<br />
von Beamer und Laptop. Da sind Verärgerung<br />
und Langeweile garantiert.<br />
Uns vor diesen Fallstricken zu bewahren,<br />
war die hehre Aufgabe von Prof. Ebke und<br />
Dr. Bussek. Einen Vortrag über den Vortrag<br />
zu halten, ist schon eine Herausforderung.<br />
Beiden gelang dies besonders gut durch<br />
ein Hilfsmittel, das in keinem Vortrag fehlen<br />
sollte (wie wir lernten), dem „Ohrenöffner“.<br />
Das sind Fallbeispiele oder Anekdoten aus<br />
der Praxis, die immer für Neugier sorgen und<br />
Aufmerksamkeit wecken und von denen beide<br />
Referenten aus der langjährigen Berufserfahrung<br />
ein ganzes Schatzkästlein mitgebracht<br />
hatten. Weitere Erfolgsrezepte waren:<br />
R-L-S, (Ruhe, Lächeln, Schauen), kommen<br />
Sie auf den Punkt (wer viel schwätzt, hat<br />
nichts zu sagen), lösen Sie sich vom Medium,<br />
gehen Sie ins Thema, halten Sie den roten<br />
Faden. Einfach benannt, aber oft schwer genug<br />
umzusetzen. Highlight des Kurses waren<br />
ein Kurzvortrag und eine Powerpoint-Präsentation,<br />
die jeder Teilnehmer halten musste.<br />
Dieses vor dem Kollegenpublikum, aber auch<br />
vor einem besonderen, als sehr mäkelig und<br />
kritisch bekannten Zuschauer namens Videokamera.<br />
Während die Kollegen doch öfters<br />
einer etwas wohlwollenden Kritik frönten,<br />
war der letztgenannte Gast recht unerbittlich.<br />
Erbarmungslos sezierte dieses gefühllose<br />
Maschinchen all die kleinen Schwächen und<br />
Fehler, die sich in Gestik, Mimik, Pausenführung<br />
und Körperhaltung im Laufe eines Verwaltungsdaseins<br />
so eingeschlichen hatten.<br />
Eine Offenbarung war auch der Zeitraffer, der<br />
die Bewegungsmuster während des Vortrages<br />
entlarvte. Hier waren alle Typen vertreten,<br />
der Angewurzelte, der Wippende, aber<br />
auch der Vortragende, der sich im „Goldenen<br />
Dreieck“ bewegte, dem „Soll-Raum“ zwischen<br />
Publikum, Laptop/Projektor und Standplatz.<br />
Ohne Übertreibung war dieses Modul<br />
schlicht gesagt ein Augenöffner, von dem<br />
alle Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer<br />
sehr profitierten. Herrn Prof. Ebke kam dann<br />
noch das Verdienst zu, den Referenten vor<br />
dem Vortrag im Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> mit einem intensiven Coaching<br />
einige selbstkonstruierte Hürden aus dem<br />
Wege geräumt zu haben.<br />
Durch dieses intensive Training lernten wir alle:<br />
Lampenfieber ist nicht zu beheben, aber man<br />
kann gut damit leben, wenn Inhalt und Struktur<br />
eines Vortrages stimmen und man durch<br />
erlernbare Techniken Souveränität ausstrahlt.<br />
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