JAHR BUCH - Führungsakademie Baden-Württemberg - BW21
JAHR BUCH - Führungsakademie Baden-Württemberg - BW21
JAHR BUCH - Führungsakademie Baden-Württemberg - BW21
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wieder plaudern, nach vorne schauen. Das<br />
Team spricht, sogar miteinander. Sogar über<br />
kritische Themen. Kommen sich entgegen.<br />
Am Abend ist dann ein ganz ansehnliches<br />
Päckchen „Maßnahmen“ entstanden. Also,<br />
geht doch, denkst Du, zwar nicht furchtbar<br />
kreativ, viele Ideen im Sinne von „Könnte<br />
man darüber nicht auch so nachdenken?“,<br />
aber dennoch.<br />
Beim nächsten Blitzlicht (ob man die nicht vielleicht<br />
doch abschaffen sollte? Nichts als Unheil<br />
durch die Dinger) dann gleich zwei: Eigentlich<br />
wollten wir heute Morgen gar nicht kommen.<br />
Geht ja doch nichts weiter, der Auftrag meilenweit<br />
entfernt, immer nur Stimmungsmaßnahmen,<br />
Chi-chi, wie wir dazu sagen.<br />
Da wird Dir klar: Du hättest nach der änderung<br />
des Auftrags noch mal Tacheles reden<br />
müssen. Wir waren davon ausgegangen,<br />
dass implizit allen klar war, welches Thema<br />
bearbeitet werden muss. Die bunten Punkte<br />
waren so deutlich gewesen. Aber sogar Mitarbeiter,<br />
denen der Konflikt am Herzen lag,<br />
wollten mehr harte Facts. So kann man daneben<br />
liegen.<br />
Wieder einfangen, beruhigen, nach vorne<br />
schauen, motivieren, Licht am Ende des<br />
Tunnels. Ein paar echte, harte Themen angepackt,<br />
technische, die kaum emotional<br />
besetzt sind. Und wieder wird es besser, am<br />
letzten Tag sogar richtig gut.<br />
Bin gespannt, was im Dezember an Rückmeldung<br />
kommt. Ob – und wenn ja – was<br />
sich getan haben wird. Ganz schön anstrengend,<br />
so eine Wertanalyse.<br />
MARCO FRAUHAMMER<br />
Gemeinsam statt einsam –<br />
Meine „soziale Woche“ bei der Lebenshilfe Bruchsal<br />
„Nicht behindert zu sein ist wahrlich kein Verdienst,<br />
sondern ein Geschenk, das jedem von uns jederzeit<br />
genommen werden kann. Lassen Sie uns die Behinderten<br />
und ihre Angehörigen auf ganz natürliche Weise in unser<br />
Leben einbeziehen. Wir wollen ihnen die Gewissheit geben,<br />
dass wir zusammengehören.“ (Richard von Weizsäcker)<br />
Vier Tage. Vier Tage sind im Vertiefungskurs<br />
des Führungslehrgangs für die sog. „soziale<br />
Woche“ vorgesehen. Vier Tage, in denen<br />
sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
des 19. Führungslehrgangs einmal nicht mit<br />
Change Management, ministeriellen Strategien,<br />
Wertanalysen oder Transferüberlegungen<br />
befassen, sondern vor Ort die tägliche<br />
Arbeit und das Engagement in einer<br />
sozialen Einrichtung erleben.<br />
Ich habe diese vier Tage bei der Lebenshilfe<br />
für Menschen mit Behinderungen Bezirk<br />
Bruchsal Bretten e.V. verbracht. Es waren für<br />
mich vier ganz besondere Tage, die ich mit<br />
ganz besonderen Menschen teilen durfte.<br />
Die Lebenshilfe versteht sich als Selbsthilfevereinigung<br />
für Menschen mit geistiger<br />
Behinderung und ihre Familien. Gegründet<br />
wurde der Bundesverband der Lebenshilfe<br />
1958 von betroffenen Eltern und Fachleuten.<br />
Heute gehören der Lebenshilfe 135.000 Mitglieder<br />
an, die in 527 Orts- und Kreisvereinigungen<br />
der Lebenshilfe organisiert sind. Die<br />
Lebenshilfe ist einerseits die größte Interessenvertretung<br />
von Menschen mit geistiger<br />
Behinderung und ihren Familien und bietet<br />
andererseits mit über 3.200 Diensten und<br />
Einrichtungen konkrete Unterstützung in allen<br />
Lebensbereichen,<br />
tag 1 – die Lebenshilfe als partner der Industrie<br />
oder handIcapiert, dass wir gut<br />
sind?<br />
Es riecht nach Holz. Aus einem Nebenraum<br />
sind die Geräusche der Säge- und Hobelmaschinen<br />
zu hören. Ich stehe als Neuling mit<br />
anderen, erfahrenen Mitarbeitern an einer<br />
Werkbank und fertige Kisten, in denen später<br />
Weinpräsente gelagert werden können.<br />
Schweift der Blick durch die Räumlichkeiten,<br />
so wird schnell klar, dass hier alle Standard-<br />
Holzbearbeitungsmaschinen vorhanden sind,<br />
die eine moderne Schreinerei braucht. Und<br />
doch ist hier etwas anders als bei einer „normalen“<br />
Schreinerei – mit Ausnahme der<br />
Gruppenleiter arbeiten hier ausschließlich<br />
Menschen mit Behinderungen. Im beschützten<br />
Rahmen der Werkstatt für behinderte<br />
Menschen, die nicht, noch nicht oder nicht<br />
mehr auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig<br />
sein können, eröffnet sich für Menschen<br />
mit Handicap die Möglichkeit zu zeigen, was<br />
in ihnen steckt – nämlich viel Ehrgeiz, Talent<br />
und Motivation.<br />
130 131