JAHR BUCH - Führungsakademie Baden-Württemberg - BW21
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Grundsätzlich scheint der österreichische<br />
Autofahrer in der morgendlichen Hektik nur<br />
zu stoppen, wenn man ihn sehr bestimmt<br />
und ernsten Blickes fixiert. So meine Lernerfahrung<br />
der ersten Woche.<br />
arbeiten in wien<br />
Während meines Praktikums habe ich die Gelegenheit,<br />
die Organisation und Arbeitsweise<br />
der Österreichischen Agentur für Gesundheit<br />
und Ernährungssicherheit (AGES) kennenzulernen.<br />
Die AGES nimmt im Auftrag der Republik<br />
Österreich vielfältige Aufgaben auf dem<br />
Gebiet der Gesundheit, Ernährungssicherheit<br />
und des Verbraucherschutzes wahr. Das Un-<br />
ternehmen ist in der Rechtsform einer GmbH<br />
organisiert, steht aber zu 100 % im Eigentum<br />
der Republik Österreich, vertreten durch den<br />
Bundesminister für Gesundheit und den Bundesminister<br />
für Land- und Forstwirtschaft,<br />
Umwelt und Wasserwirtschaft.<br />
Die AGES wurde 2002 durch die Fusion von<br />
nicht weniger als 18 Bundesanstalten und<br />
Bundesämtern aus den Bereichen Lebensmitteluntersuchung,<br />
Humanmedizin, Veterinärmedizin,<br />
Arzneimittel und Landwirtschaft<br />
mit dem Ziel der Ressourcenbündelung<br />
gegründet. Derzeit umfasst die Organisation<br />
der AGES sieben Fachbereiche: Lebensmittel,<br />
Veterinärmedizin, Landwirtschaft,<br />
Humanmedizin, PharmMed (Arzneimittelzulassung),<br />
Analytik-Kompetenzzentren sowie<br />
Daten, Statistik und Risikobewertung. Die<br />
AGES beschäftigt ca. 1.400 Mitarbeiter und<br />
Mitarbeiterinnen, aufgeteilt auf Standorte<br />
in Wien, Graz, Innsbruck, Linz, Mödling und<br />
Salzburg. Jährlich werden ca. 900.000 Probenuntersuchungen<br />
mit ca. 7,2 Mio. Einzelanalysen<br />
durchgeführt. Das Jahresbudget<br />
der AGES liegt bei 100 Mio. Euro.<br />
Das Konzept der Bündelung von Bundeskompetenzen<br />
verschiedenster Fachbereiche<br />
entlang der Nahrungsmittelkette in einem<br />
Unternehmen ist einzigartig in Europa. Es bietet<br />
Synergien, stellt aber nach meinen ersten<br />
Eindrücken gleichzeitig eine große Managementaufgabe<br />
für die Geschäftsführung und<br />
die weitere Führungsebene dar, die derzeit<br />
vor allem auf die Optimierung der Organisation<br />
und der Geschäftsprozesse im Hinblick<br />
auf Verbesserung der Wirtschaftlichkeit (Budgeterfüllung,<br />
Personalabbau) gerichtet ist.<br />
Ausdruck dieses kontinuierlichen Verbesserungsprozesses<br />
ist die Ende meiner ersten<br />
Praktikumswoche getroffene Entscheidung<br />
des Lenkungsausschusses, zwei der sieben<br />
Fachbereiche zu einem neuen Geschäftsfeld<br />
zu fusionieren. Für mich natürlich ein sehr<br />
spannendes Thema, deren Umsetzung ich in<br />
den nächsten Wochen verfolgen werde.<br />
Ich bin während meines Praktikums dem<br />
Fachbereich Lebensmittel zugeordnet, werde<br />
aber gleichwohl auch mit anderen Fachbereichen<br />
und den Serviceabteilungen der<br />
AGES Gespräche führen können. Der Bereich<br />
Lebensmittel besteht aus den fünf<br />
Instituten für Lebensmitteluntersuchung<br />
(ILMU) in Wien, Graz, Innsbruck, Linz und<br />
Salzburg. Der Aufgabenverteilung zwischen<br />
den Standorten liegt eine vergleichbare Konzeption<br />
wie die der Schwerpunkt- und Zentrallabore<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zugrunde.<br />
Mit Ausnahme von Salzburg, das als eine<br />
„Informationsdrehscheibe“ unter anderem<br />
die Aufgaben der nationalen Kontaktstelle<br />
des europäischen Schnellwarnsystems<br />
wahrnimmt, führt jeder Standort Basisaufgaben<br />
wie Mikrobiologie verderblicher Lebensmittel<br />
und routinemäßige lebensmittelchemische<br />
Untersuchungen durch. Zusätzlich<br />
wurden warengruppenspezifische Schwerpunkte<br />
gebildet, die Synergien in der Probenbearbeitung<br />
ermöglichen sollen. Die Bestimmung<br />
spezieller Prüfparameter wie z.B.<br />
Pestizide, Mykotoxine, gentechnisch veränderte<br />
Organismen, Schwermetalle, polyaromatische<br />
Kohlenwasserstoffe, Tierarzneimittel<br />
erfolgt in den AGES Kompetenzzentren.<br />
Während meiner ersten Praktikumswoche<br />
durfte ich eine taiwanesische Delegation,<br />
bestehend aus dem Chief Executive Officer<br />
der Food and Drug Administration und einem<br />
Fachbeamten, begleiten. Für mich eine<br />
hervorragende Gelegenheit, Einblick in viele<br />
Geschäftsbereiche der AGES zu gewinnen<br />
und gleichzeitig meine Englischkenntnisse<br />
einem Praxistest zu unterziehen. Neben Präsentationen<br />
und Vorträgen durften wir auch<br />
zwei traditionsreiche Wiener Lebensmittelunternehmen<br />
besuchen. Zum einen die Firma<br />
Manner, die Mozartkugeln und andere süße<br />
Verführungen, wie Schokobananen, Rumkugeldragees,<br />
Waffelgebäck und Nougat produziert.<br />
Hier traf ich auf ein erstes Beispiel für<br />
interkulturelle Unterschiede zwischen Öster-<br />
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