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JAHR BUCH - Führungsakademie Baden-Württemberg - BW21

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SIMONA DINGFELDER UND DR. DANIELA OELLERS<br />

Selbstbild = Fremdbild<br />

Oder: Jeder hat da seine eigene Wahrheit<br />

wie man sich selbst sehen kann:<br />

„Also, ich bin der Meinung, ich brauche mich<br />

hinter nichts und niemandem zu verstecken.<br />

Ich bin wie ich bin und fühle mich so einfach<br />

toll! Ich verstehe überhaupt nicht, weshalb<br />

die Leute immer so ein Aufheben um ihre<br />

„korrekte“ Kleidung und ihr sog. „gepflegtes<br />

äußeres“ machen. Als könnte man<br />

mit einem bisschen Deo den Geruch eines<br />

schlechten Charakters verbergen. Von diesem<br />

blöden Spruch „Kleider machen Leute“<br />

halte ich persönlich gar nichts. Meiner Meinung<br />

nach kommt es allein auf die Persönlichkeit<br />

an. Und da habe ich ja schon lange<br />

meinen eigenen Stil entwickelt. Mit meinen<br />

Ansichten halte ich auch nicht lange hinterm<br />

Berg. Es soll jeder immer wissen, woran er<br />

bei mir ist. Überhaupt halte ich eine offene<br />

und kommunikative Art für den Schlüssel einer<br />

jeden Beziehung. Da finde ich es dann<br />

auch nicht so schlimm, wenn ich ab und an<br />

morgens mal den ein oder anderen Kollegen<br />

nicht mit einem freundlichen „Guten Morgen“<br />

beglücke. Dieses pseudofreundliche<br />

Getue finde ich manchmal geradezu lästig.<br />

Überhaupt werden diese sog. Umgangsformen<br />

ohnehin total überschätzt! Ich finde es<br />

echt nicht schlimm, wenn man ab und an<br />

mal ein paar Minuten zu spät zu einer Besprechung<br />

kommt. Das Geplänkel am Anfang<br />

ist eh immer das gleiche und schon<br />

hundert Mal gehört. Und irgendwann muss<br />

man ja auch Zeit finden für diese Hunderte<br />

von Mails, die man tagtäglich so bekommt.<br />

Was für eine Unart mit diesen Mails! Da bekommt<br />

man eine Flut von Dingen, die einen<br />

doch gar nicht direkt betreffen. Es ist einfach<br />

affig, immer alle und jeden mit auf cc<br />

zu nehmen. Wenn die Kollegen was von mir<br />

wissen wollen, können sie gerne auf einen<br />

Kaffee in meinem Büro vorbeikommen. Bei<br />

solchen Gelegenheiten könnte man dann<br />

auch das ein oder andere persönliche Wort<br />

oder einen kleinen Witz austauschen. Davon<br />

habe ich ja jede Menge auf Lager. Und was<br />

für gute! Darf gar nicht darüber nachdenken,<br />

da könnte ich mich gleich wieder weghauen<br />

vor Lachen ….“<br />

und so sehen das die anderen:<br />

„Mein Gott, wie der heut wieder rumläuft. Er<br />

sollte sich wirklich dringend mal ein paar neue<br />

Schuhe kaufen, da schaut ja schon fast der<br />

Zeh vorne raus. Und mit dieser Aufmachung<br />

tritt er dann immer noch auf wie Graf Koks.<br />

Na ja, und wenn man ihn nicht sieht, riecht<br />

man ihn. Mit der Körperpflege scheint er es<br />

wie mit so manch anderen Dingen ja auch<br />

nicht so genau zu nehmen, der alte Stoffel.<br />

Insbesondere morgens fühle ich mich oft, als<br />

sei ich Luft. Ein „Guten Morgen“ wie jeder<br />

normale Mensch kriegt der ja nicht über die<br />

Lippen. Und dann dieses nassforsche Auftreten<br />

mit seiner ewigen Rechthaberei, eine zivilisierte<br />

Diskussion unter Kollegen kann da ja<br />

gar nicht stattfinden! Und hinzu kommt, dass<br />

er mit diesen wortreichen Beiträgen regelmäßig<br />

jede Besprechung sprengt, zu der er<br />

natürlich wie immer erst mal zu spät kommt<br />

und so nicht mitbekommen hat, dass das<br />

ein oder andere seiner Ausführungen schon<br />

gesagt wurde. Ja, glaubt der denn wirklich,<br />

wir hätten unsere Zeit gestohlen und würden<br />

alle immer nur auf ihn und seine Meinungsäußerung<br />

warten? Und wo er sich einerseits ja<br />

so gerne reden hört und in ausschweifenden<br />

Monologen ergeht, hält er sich andererseits<br />

mit der ausreichenden Information der ande-<br />

ren über wichtige Themen, die alle angehen,<br />

vornehm zurück. Sein Spitzname Bermudadreieck<br />

hat schon seine Berechtigung. Wie<br />

viel Infos bei dem einfach versickern! Da hilft<br />

auch kein Bitten und Flehen. Bin froh, wenn<br />

ich den nur von hinten sehe. Dann muss ich<br />

mir auch keinen seiner dummen Witze anhören,<br />

über die nur er lacht ….“<br />

Selbstbild = Fremdbild? Manchmal liegen<br />

dazwischen Welten. ähnliche Erfahrungen<br />

durften wir auf unserer Klausurtagung<br />

in Unteröwisheim machen, wo wir unser<br />

Selbstbild anhand von Fragebögen mit dem<br />

Fremdbild, das unsere Kollegen von uns haben,<br />

abglichen. Jeder von uns hatte zunächst<br />

einen sehr detailreichen Fragebogen über<br />

Selbstbild = Fremdbild? (Fragebogen zum Selbstausfüllen)<br />

Wie schätzen Sie sich ein?<br />

sich selbst ausgefüllt (= Selbstbild) und dann<br />

noch jeweils einen für drei Mitstreiter (=<br />

Fremdbild). Dabei trat im ein oder anderen<br />

Fragebogen doch Überraschendes zu Tage<br />

und gab Anlass, mal wieder in eine vertiefte<br />

Selbstreflexion zu gehen. Außenansichten<br />

sind nicht immer angenehm! Aber lehrreich!<br />

Für den nun neugierig gewordenen Leser<br />

haben wir ein paar der Fragen aufbereitet<br />

und hier abgedruckt. Füllen Sie die Fragen<br />

für sich selbst aus und geben sie diese parallel<br />

an Ihre/n Partnerin/Partner, Kollegin/<br />

Kollegen, Freundin/Freund. Sie werden<br />

überrascht sein, was Sie dadurch für neue<br />

Einsichten erhalten werden! Viel Spaß oder<br />

sollten wir eher sagen – „Kopf hoch“!?<br />

stark ausgeprägt gar nicht vorhanden<br />

selbstvertrauen selbstkritik<br />

<br />

+2 +1 0 -1 -2<br />

ausgeglichenheit engagement/Leidenschaft<br />

<br />

+2 +1 0 -1 -2<br />

gruppenorientierung selbstständigkeit<br />

<br />

+2 +1 0 -1 -2<br />

harmonie auseinandersetzung<br />

<br />

+2 +1 0 -1 -2<br />

ausgleich durchsetzung<br />

<br />

+2 +1 0 -1 -2<br />

16 17

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