JAHR BUCH - Führungsakademie Baden-Württemberg - BW21
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Begeisterungsanalyse<br />
Unsere Aufgabe als prozessverantwortliche<br />
Moderatorinnen und Moderatoren bestand<br />
darin, das Wertanalyseteam feinfühlig durch<br />
den Verlauf der Wertanalyse zu begleiten.<br />
Die Erfahrungen, die wir dabei gemacht<br />
haben, decken eine große Bandbreite von<br />
Höhen und Tiefen ab, wie die Zitate in der<br />
Einleitung dieses Berichts erahnen lassen.<br />
Da jeder von uns zum ersten Mal vor der<br />
Herausforderung stand, eine Wertanalyse<br />
durchzuführen, waren wir selber im Verlauf<br />
dieses Projekts in hohem Maße Lernende.<br />
Und wie die Ankündigung unserer Referen-<br />
ten vorhersagte: dem Prozess selten länger<br />
als 5 Sekunden voraus. Wir setzten also an<br />
einzelnen Methoden um, was uns die Schulung<br />
mit auf den Weg gab und ergänzten<br />
durch eigene Erfahrungen: Blitzlicht, Auflockerungsspiele,<br />
Feedbackrunden, Brainstorm,<br />
Brainwalk, Brainwrite, Klebepunkte,<br />
Moderationskärtchen, Metaplanwände – die<br />
Auflistung ließe sich beliebig fortführen.<br />
Nach Abschluss der Wertanalyse ist eines<br />
deutlich geworden: Es war ungemein bereichernd,<br />
ein solches Projekt eigenverantwortlich<br />
durchführen zu können. Belohnt worden<br />
sind wir unter anderem mit viel Freude an<br />
der Sache, wenngleich es auch Kraft und<br />
Nerven gekostet hat. Wir nehmen als Ergebnis<br />
einen unbezahlbaren Schatz an Moderationstechniken,<br />
Moderatorenkompetenz und<br />
Erfahrungen im Hinblick auf unser je persönliches<br />
Führungshandeln mit. Die nächste<br />
Wertanalyse kann also kommen!<br />
DR. BRIGITTE JOGGERST<br />
Bericht über eine Wertanalyse<br />
Na ja. So ein Bafög-Amt halt. Da denkst Du<br />
Dir ja nichts Besonderes. Akten eben, und<br />
Vorgänge, Anträge bearbeiten. Nichts so<br />
furchtbar Spannendes. Klar, wenn man sich<br />
reindenkt gibt es bestimmt auch hier Herausforderungen.<br />
Wie man so einen Studenten<br />
gut abwimmelt, damit er einem nicht<br />
das Ohr abkaut. Oder die Ordnung in den<br />
Akten, das ist ja ganz wichtig. Aber das werden<br />
die sicher drauf haben, Amt und Ordnung<br />
ist ja fast das Gleiche. Guter Einstieg<br />
für Anfänger der Wertanalyse, alles klar und<br />
übersichtlich. Kaum Platz für ganz wilde,<br />
verwegene Kreativität. Eher ein bisschen<br />
langweilig. Oder?<br />
Ja, so denkst Du. Hab ich auch gedacht.<br />
Und dann kam es irgendwie ganz anders.<br />
Das Team tat sich schwer, hatte einen so<br />
seltsamen Umgang miteinander. Schon an<br />
den ersten Tagen und auch danach immer<br />
wieder der Wunsch nach Einzelgesprächen,<br />
um uns mal „alles so richtig zu erklären“.<br />
Keiner kam aus der Defensive, tanzten langsam<br />
und wachsam umeinander, skeptisch,<br />
und mit einer ganz klaren Einstellung: Die<br />
Moderatoren sollen es richten. Aber sie<br />
werden es nicht schaffen, da haben sich<br />
schon andere die Zähne ausgebissen. Ein<br />
fast amüsiertes Zusehen: Da sind wir mal<br />
gespannt, wie ihr Moderatoren Euch abmüht,<br />
wo wir ja schon wissen, dass eh nix<br />
bei raus kommt.<br />
Vermutlich hätten wir hier unser blaues Sofa<br />
spielen sollen, immer wieder. Anstatt Blitzlicht.<br />
Dann werden sie langsam warm, auch dank<br />
zweier Teammitglieder: Eine fast immer<br />
fröhlich und guter Dinge, die andere jung<br />
und offen, unverbraucht von den Querelen<br />
im Amt. Wir beschließen, das ganze Amt<br />
an der Wertanalyse zu beteiligen, um ein<br />
repräsentatives Stimmungsbild zu bekommen.<br />
Wir bekommen ein Stimmungsbild:<br />
Viel Unzufriedenheit im Amt, vor allem mit<br />
der Führung. Das Thema Mitarbeiterzufriedenheit<br />
überstrahlt alles: Kunden? Nie gehört.<br />
Da sitzt Du dann, den Auftrag in der einen,<br />
das Stimmungsbild in der anderen Hand<br />
und fragst Dich: Was nun? Wär doch nur mit<br />
dem Auftrag allein viel einfacher gewesen.<br />
Andererseits: Ein neuer Auftrag, jetzt vielleicht<br />
stimmig mit den Problemen, die da<br />
sind? Der Auftraggeber hat live miterlebt,<br />
wie gepunktet wurde, war besorgt. Also<br />
gut, konzentrieren wir uns auf die Mitarbeiterzufriedenheit.<br />
Hättest Du auch gemacht<br />
an der Stelle.<br />
An’s Werk gegangen. Du arbeitest in Kleingruppen<br />
die Themen ab. Luft zum Schneiden.<br />
Keiner sagt was. Und Du fragst Dich,<br />
ob das nicht sogar besser ist; es gibt ja auch<br />
Dinge, die will man gar nicht hören. Und plauderst:<br />
Von wegen nach vorne schauen, das<br />
Beste draus machen, noch einen Kaffee oder<br />
ein Stück Kuchen? Hab gebacken am Wochenende…<br />
Es fängt langsam an zu laufen.<br />
Geht doch, denkst du. Mühsam zwar, aber<br />
immerhin.<br />
Unvermutet: Der erst Ausstiegswunsch.<br />
Lange Krisengespräche, wie können wir Sie<br />
unterstützen? Chefin entlastet von Arbeit, unterstützt.<br />
Bedenkzeit.<br />
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