JAHR BUCH - Führungsakademie Baden-Württemberg - BW21
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eich und Deutschland: Die Österreicher lieben<br />
die Schokobanane mit einer schaumigen<br />
Bananenmarkfüllung, während der deutsche<br />
Konsument die Gelee-Banane bevorzugt.<br />
Die zweite Betriebsbesichtigung führte uns in<br />
die Ottakringer Traditionsbrauerei, die seit über<br />
150 Jahren mitten in Wien im 16. Bezirk Bierspezialitäten<br />
herstellt. Nach der Besichtigung<br />
von Sudhaus, Gärkeller und viel Wissenswertem<br />
über die Brauereitechnologie durften wir<br />
die Produkte im historischen Gerstenboden<br />
natürlich auch sensorisch prüfen. Mich als<br />
Weintrinkerin überzeugte vor allem ein ganz<br />
neu kreiertes Biermischgetränk, nämlich ein<br />
Stephansdom Wien<br />
Radler mit Schwarzer Johannisbeer- statt Zitronenlimonade.<br />
Unter den Bieren war mein<br />
Favorit das „rote Zwickl“, das einen leicht malzigen<br />
Geschmack mit Karamellnote besitzt.<br />
Leben in wien<br />
Museen, Theater, Sehenswürdigkeiten aller<br />
Art, historische Prachtbauten, moderne Szenekultur<br />
– Wien bietet unzählige Möglichkeiten,<br />
die täglich eine internationale Touristenschar in<br />
die Stadt ziehen. Und nicht ohne Grund wurde<br />
Wien bereits zum zweiten Mal in Folge im<br />
Rahmen der Mercer-Studie 2010 zur weltweiten<br />
Nummer Eins im Ranking der lebenswertesten<br />
Städte gekürt. Wo also beginnen?<br />
das „grüne wien“<br />
Angesichts des traumhaften Spätsommerwetters<br />
entschied ich mich dafür, zunächst das<br />
„grüne Wien“ zu erkunden, das weit weniger<br />
bekannt ist als seine Kunst- und Kulturschätze.<br />
Wien besitzt großartige Naherholungsgebiete.<br />
So bereichern nicht weniger als 280 Parks<br />
und Gärten das Stadtbild und der Wienerwald<br />
reicht bis an den westlichen Stadtrand.<br />
Am ersten Wochenende machte ich mich<br />
auf eine Wanderung in den „Himmel“. Dies<br />
ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien am<br />
Rand von Wien mitten in einer Wein- und<br />
Wiesenlandschaft gelegen. Neben einem in<br />
Form eines Oktogon gestalteten Cafés und<br />
einem keltischen Baumhoroskop in Form eines<br />
sog. Lebensbaumkreises bietet dieser<br />
Ort einen wunderschönen – an diesem Tag<br />
leider etwas verschleierten – Blick auf Wien.<br />
Allerdings musste ich feststellen, dass der<br />
Weg in den Himmel durchaus beschwerlich<br />
und schweißtreibend ist.<br />
Beeindruckende Sport- und Freizeitmöglichkeiten<br />
bietet die 21 km lange und bis zu 250 m<br />
breite Donauinsel, die ursprünglich aus Gründen<br />
des Hochwasserschutzes aufgeschüttet<br />
wurde, heute aber auch der Naherholung<br />
dient. Ich habe hier meine favorisierte Inliner<br />
Skate-Strecke gefunden, mit hervorragend<br />
asphaltierten Wegen direkt am Donauufer<br />
und wunderschönem Blick auf die Skyline<br />
von Wien. Daneben gibt es Spielplätze, Grillstellen,<br />
Trinkbrunnen, jeden Kilometer ein<br />
Toilettenhäuschen, Fahrradverleih, Cafés,<br />
Schwimmpontons und an warmen Sommerabenden<br />
eine Partymeile vis-à-vis der exterritorialen<br />
UNO-City.<br />
das „rote wien“<br />
Beim Erkunden der Wiener Bezirke außerhalb<br />
des historischen Rings stößt man unweigerlich<br />
auf die Zeugnisse des „roten Wiens“<br />
aus den Jahren des sozialdemokratisch regierten<br />
Wiens ab 1919 bzw. den Nachfolgeprojekten<br />
aus den 1950er und 1960er Jahren.<br />
Im Rahmen eines groß dimensionierten<br />
Wohnungsbauprogramms waren in den<br />
Jahren 1919 bis 1934 über 60.000 Gemeindewohnungen<br />
errichtet worden. Typischerweise<br />
gruppieren sich diese Wohnblöcke<br />
um gemeinschaftlich genutzte Gartenhöfe<br />
mit Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten,<br />
Wasch- und Badehäusern. Finanziert<br />
wurde das Programm aus den Mitteln einer<br />
Wohnbausteuer. Wirklich beeindruckend ist<br />
der Karl-Marx-Hof im 19. Bezirk, der 1927<br />
ganz bewusst in diesem vom wohlhabenden<br />
Bürgertum dominierten Stadtviertel<br />
gebaut worden war. Der pfirsichfarben und<br />
ockergelb gehaltene Wohnblock mit 1.300<br />
Wohnungen erstreckt sich über eine Länge<br />
von einem Kilometer. Seine Fassade wird<br />
gegliedert durch hohe Durchfahrtsbögen,<br />
Turmaufbauten und Keramikskulpturen, die<br />
die sozialistischen Werte Freiheit, Fürsorge,<br />
Aufklärung und Körperkultur symbolisieren.<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg errichtete der<br />
Wiener Wohnungsbau in den 1950er und<br />
1960er Jahren weitere große Wohnblöcke,<br />
die leicht an den großen Aufschriften wie<br />
„Wohnhausanlage der Gemeinde Wien, errichtet<br />
in den Jahren 1951 – 1952“ zu erkennen<br />
sind. Heute leben ca. 500.000 der 1,7<br />
Mio. Einwohner Wiens in insgesamt 2.300<br />
dieser Gemeindebauten.<br />
das „kulinarische wien“<br />
Allein das kulinarische Angebot wäre für mich<br />
Grund genug für eine Reise nach Wien gewesen,<br />
seien es die vorzüglichen Mehlspeisen<br />
oder die Vielfalt der Kaffeevarianten. Allerdings<br />
ist trotz derselben Sprache eine kleine<br />
Kongruenztabelle hilfreich, möchte man sich<br />
die Spannung über die Art der bestellten<br />
Speise nicht bis zum Servieren oder gar dem<br />
ersten Bissen bewahren. So habe ich meinen<br />
Wort- und Wissensschatz in den ersten Wochen<br />
bereits deutlich erweitert mit Begriffen<br />
wie geröstete Blunzenradl (Blutwurstscheiben),<br />
faschierte Laibchen (Frikadellen), Eierschwammerl<br />
(Pfifferlinge), Frittaten (hochdeutsch:<br />
Pfannkuchenstreifen; schwäbisch:<br />
Flädle) oder Sturm (Federweißer).<br />
Ich freue mich, meine ersten Eindrücke vom<br />
Leben und Arbeiten in Wien in den nächsten<br />
Wochen vertiefen zu können.<br />
Servus – oder wie der echte Wiener sagt:<br />
Babaa!<br />
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