JAHR BUCH - Führungsakademie Baden-Württemberg - BW21

Verwaltungsführung besondere Bedeutung
zumessen: der Personal- und Führungskräfteentwicklung
sowie der Kunden- und
Bürgerorientierung. Hier hat in den letzten
25 Jahren eine deutliche Entwicklung stattgefunden.
Die Bedeutung des „Faktors“
Personal und die Notwendigkeit von Qualifizierung
werden inzwischen uneingeschränkt
anerkannt, ebenso die Bedeutung des „einfühlsamen
Umgangs mit dem Bürger“.
Als Kriterien guter, erfolgreicher Verwaltungsführung
nennen die Befragten die Sicherstellung
von Neutralität und Objektivität,
die Ausrichtung aufs Gemeinwohl, Ergebnisorientierung
und proaktives strategisches
Agieren, exakte Rechtsanwendung, die Sorge
für ein gutes Betriebsklima und die Vermittlung
von Werten sowie wirtschaftliches
Denken. Als entscheidende Kompetenzen
für Führungskräfte werden Verständnis für
Politikprozesse und die Fähigkeit zu guter
Mitarbeiterführung genannt – das entspricht
weitgehend dem, was die Kommission 1985
bereits genannt hatte.
aus meiner sicht gilt für die
kommenden Jahre:
Zunehmend wichtig werden die Themen
„Change Management“ und „Interkulturelle
Kompetenz“. Sie werden interessanterweise
in der Studie der Hertie School of Governance
nicht erwähnt, ihre Bedeutsamkeit
hat sich jedoch schon in den jüngsten Führungslehrgängen
gezeigt.
Unverändert bedeutsam seit 1985 bleibt,
dass die Führungskräfte der Landesverwaltung
gute Politikberatung leisten und das Span-
nungsfeld zwischen Politik und Verwal-
tung zugunsten des Gemeinwohls auflö-
sen müssen,
Mut zur Verantwortung und zu eigenstän-
digen, unkonventionellen Entscheidungen
zeigen,
die Arbeit an Effektivität und Effizienz aus-
richten,
eine gemeinwohlorientierte Führungsphi-
losophie vertreten, ressort- und fachüber-
greifend denken und eine Brückenfunk-
tion zwischen dem öffentlichen und priva-
ten Sektor übernehmen.
Von zentraler Bedeutung ist die verstärkte
Partizipation der Bürgerinnen und Bürger,
der verstärkte Dialog, verbunden mit einer
Erhöhung der Verwaltungstransparenz. Der
Leiter des Regionalen Dialogforums Flughafen
Frankfurt, Johann-Dietrich Wörner, nennt
als Leitbild hierfür die „partizipativ repräsentative
Demokratie“. 14 Dies könnte eine
zukunftsweisende Form der Gemeinwohlorientierung
und Brückenfunktion der Landesverwaltung
und ihrer Führungskräfte sein.
1 Bericht der Kommission Neue Führungsstruktur Baden-Württem-
berg, Bd. II, Leitbilder, Vorschläge und Erläuterungen (1985),
Vorwort, S. 21
2 Bericht der Kommission Neue Führungsstruktur Baden-Württem-
berg, Bd. II, Leitbilder, Vorschläge und Erläuterungen, C. Erläute-
rungen, Vorschläge 39 - 50/ Juli 1985; Realisierungskonzeption –
Kabinettsbeschluss vom 10.03.1986; Rundel, Otto, Die Führungs-
akademie des Landes Baden-Württemberg, DÖV, 12/1994
3 Ebda. S. 22 ff. und 196 f.
4 Meuli, Führungsqualifikationen im Wandel, http://socio.ch/
work/um/02.htm
5 Heidelberger Leben Trendmonitor 2011, S. 50 ff.
(www.heidelberger-leben.de/heidelberger-leben/heidelberger-
leben-trendmonitor).
Befragt wurden junge Menschen zwischen 16 und 35 Jahren.
6 www.hernstein.at/Wissen/Hernstein_Management_Report/
Aktuelle_Reports/Aktuelle_Fuehrungsherausforderungen und
www.hernstein.at/Presse/Pressemitteilungen: Mitarbeitermoti-
vation ist die aktuellste Führungsherausforderung
7 Hammerschmid, Proeller, Reichard, Röber, Geißler, Verwaltungs-
führung heute – Ergebnisse einer Führungskräftebefragung in
der deutschen Ministerialverwaltung (Hrsg. Hertie School of
Governance, Universität Potsdam, Universität Leipzig, gefördert
von der KPMG), S. 18 und 25
8 Heidelberger Leben Trendmonitor 2011, S. 57
9 Vgl. FN 7, S. 14
10 Integrationsstrategie Baden-Württemberg. Projektbericht des
18. Führungslehrgangs 2009
11 Vgl. FN 7, S. 31
12 Ebda, S. 10 f.
13 Ebda, S. 16 f.
14 Protest! Der Mediator und der Schriftsteller über Bürger,
die mitbestimmen wollen – und Politiker, die das lernen müssen.
Gespräch mit Heinrich Steinfest und Johann-Dietrich Wörner in
chrismon 08/2011, S. 28 ff.
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