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EUCOR Sommeruniversität in den Umweltwissenschaften ...

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Die Struktur e<strong>in</strong>es Korridors kann ebenfalls vielgestaltig<br />

se<strong>in</strong> (Abbildung 2). Häufig versteht man unter e<strong>in</strong>em<br />

Korridor e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Struktur, die zwei Lebensräume<br />

mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>det, wie zum Beispiel e<strong>in</strong>e Hecke.<br />

E<strong>in</strong> Korridor kann aber auch aus vielen kle<strong>in</strong>en Biotopen<br />

bestehen, die e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zwischen zwei Gebieten<br />

ermöglichen. In diesem Fall spricht man von Trittste<strong>in</strong>biotopen.<br />

Das können kle<strong>in</strong>ere Teiche und Feuchtgebiete<br />

zwischen zwei grossen Feuchtgebieten se<strong>in</strong> oder begrünte<br />

Flachdächer <strong>in</strong> Städten.<br />

Abb. 2 : Strukturen von Korridoren nach Hess und Fischer (2001).<br />

Die dritte Struktur wird als Knoten beschrieben. Darunter<br />

versteht man e<strong>in</strong> Biotop, das auf verschie<strong>den</strong>en Ebenen<br />

als Trittste<strong>in</strong> funktioniert. E<strong>in</strong> Mosaik aus Trocken- und<br />

Feuchtstandorten kann zum Beispiel Amphibien und<br />

Reptilien als Trittste<strong>in</strong> dienen. Aufgrund dieser Vielfalt<br />

von Bedeutungen e<strong>in</strong>es Korridors empfehlen Hess und<br />

Fischer (2001) im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes Korridore so<br />

genau wie möglich zu def<strong>in</strong>ieren.<br />

Als Beispiel für e<strong>in</strong>e Schaffung e<strong>in</strong>es Korridors möchte<br />

ich das Teilprojekt «Petite Camargue Alsacienne» im<br />

Regiobogen vorstellen: Dieses Gebiet besteht aus Auenresten,<br />

mit Altarmen vom Rhe<strong>in</strong> und Auenwäldern;<br />

künstlichen Elementen, wie Kanälen und Fischteichen<br />

und Trockenwiesen und –wäldern.<br />

Seite / Page 60<br />

Abbildung 3: Vernetzung der Petite Camargue Alsacienne (PTA). Verändert<br />

nach TRUZ (2001), Karte «Ile du Rh<strong>in</strong>».<br />

Der Kern der «Petite Camargue Alsacienne» und das Teilgebiet<br />

«Kirchenerkopf», s<strong>in</strong>d durch <strong>in</strong>tensive Landwirtschaft<br />

getrennt. Im Rahmen des Projektes Regiobogen<br />

sollen die bei<strong>den</strong> Gebiete vernetzt wer<strong>den</strong>. In diesem Fall<br />

wird ke<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Korridor angestrebt, sondern e<strong>in</strong>e Mischung<br />

aus verschie<strong>den</strong>en Elementen. Die landwirtschaftliche<br />

Fläche soll durch Extensivierung durchlässiger gemacht<br />

wer<strong>den</strong>. Das kann durch kle<strong>in</strong>ere Felder mit mehr<br />

Randstrukturen, durch Verm<strong>in</strong>derung des Herbizid- und<br />

Pestizide<strong>in</strong>satzes und durch Anlegen von Hecken geschehen.<br />

Diese Extensivierung soll durch Verhandlungen mit<br />

<strong>den</strong> Bewirtschaftern des Gebietes erreicht wer<strong>den</strong>. Solche<br />

Prozesse s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs sehr aufwendig und es stellt sich<br />

die Frage, wem diese Vernetzung nützen soll.<br />

E<strong>in</strong>e typische Bewohner<strong>in</strong> der Auenlandschaften <strong>in</strong> der<br />

Petite Camargue ist die R<strong>in</strong>gelnatter (Natrix natrix). Sie<br />

ist durch Isolation und Fragmentierung ihres Lebensraumes<br />

gefährdet, da sie als Räuber e<strong>in</strong> grosses Habitat<br />

braucht. Das Home Range e<strong>in</strong>er R<strong>in</strong>gelnatter wird auf<br />

e<strong>in</strong>e Hektare Lebensraum geschätzt. Damit die noch existieren<strong>den</strong><br />

Populationen überleben können, müssen sich<br />

Individuen ausbreiten und neue Lebensräume besiedeln<br />

können. Bleiben die Populationen isoliert, droht durch<br />

Inzucht genetischer Drift, der die Anpassungsfähigkeit an<br />

Umweltbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>schränkt und damit die Überlebensfähigkeit<br />

der Population verr<strong>in</strong>gert. Gerade für solche<br />

Arten ist es also wichtig Korridore zu schaffen. Mit<br />

e<strong>in</strong>er sorgfältigen Planung muss auch e<strong>in</strong>e Information<br />

der Öffentlichkeit verbun<strong>den</strong> se<strong>in</strong>. Nicht dass die erste<br />

Schlange, die sich durch <strong>den</strong> Korridor wagt, totgeschlagen<br />

wird. Damit würde e<strong>in</strong>e gut geme<strong>in</strong>te Verb<strong>in</strong>dung<br />

zum Schutz der R<strong>in</strong>gelnatter schnell zu e<strong>in</strong>er tödlichen<br />

Falle wer<strong>den</strong> und damit zu e<strong>in</strong>er Senke für diese Art.

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