Johann Peter Hebel - Igelity
Johann Peter Hebel - Igelity
Johann Peter Hebel - Igelity
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Friedel du sprachst ein wahres Wort: der Uhli muß sterben!<br />
Vormittags ist’s so und wieder anders nach Mittag.<br />
Mit dem Sprechen ist’s vorbei, so siecht er und siecht er<br />
Bis am Dienstag darauf; da, hört man, singen sie: „Mitten<br />
Wir im Leben sind“ auf der Straß zum Farnauer Kirchhof.<br />
Daß sie ihn fortgetragen, gewiß ist’s, aber ein Andrer<br />
Sagt man, hätt’ ihn geholt, und ein blutiger Eber der soll da<br />
Umgehn seit der Zeit, so sagt man. Wenn in der Nacht ihr<br />
Mal vom Bergwerk eben zu Hause gehet und habt was<br />
Schwer im Kopf, und seht den Eber mit blutigen Wunden:<br />
Geht ihm still aus dem Weg; das war der Feldbauer Uhli.<br />
Seht ihr ihn nicht, dann ist er’s nicht; ich sah ihn noch niemals.<br />
Aber wer wird denn jetzt wohl das Bärbel trösten? Ihr Leiden<br />
Ist grad nicht so groß, und sieben Wochen nach Pfingsten<br />
Bietet man wieder sie auf. Mit wem? Ihr werdet’s schon wissen,<br />
Grauslich hat da der Vater gethan und geschworen: „ich leid’s nicht!<br />
So ein verlaufener Bursch mit meiner leiblichen Tochter,<br />
Meinem Fleisch und Blut? Ich führ dich selber ins Zuchthaus!“ —<br />
Aber was geschah? — Sie ist die einzige Tochter<br />
Und ist Frau für sich, und mag er rathen und warnen,<br />
Muß er’s lassen geschehn — doch durft sie in’s Haus ihm nicht<br />
kommen.<br />
Hat ’s auch nimmer betreten, bis nach Micheli ihr Vater<br />
Dicht an Weil einmal durch die Wiese reitet, er hat da<br />
Einen Wagen voll Wein gekauft, das Wasser war eben<br />
Groß, und finstere Nacht und wie sie glücklich da durch sind,<br />
Kommt er aus dem Weg, und es treibt ihn weiter und weiter