Johann Peter Hebel - Igelity
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Drüber geht’s auf zwölf. Mit allemal schlechteren Karten<br />
Spielt er allemal schlechter, und schreibt schon an mit der Kreide.<br />
Jetzt schlägts zwölf, da langt er mit seinem beringelten Finger<br />
Frisch in den Sack. „Wer wechselt noch ’nen bairischen Thaler?“ —<br />
Schlechte Münz’, Herr Michel! Er greift Glasscherben statt Thaler,<br />
Thut ’nen Schrei und sieht den Grünen mit Schrecken und<br />
Graus an,<br />
Aber der Grüne leert sein Brandtweingläschen und schmatzet:<br />
„Michel, komm jetzt fort, der Wirth möcht wollen zu Bett gehn.<br />
Kommen doch heut’ viel Gäst’! es giebt ’nen lustigen Feirtag.<br />
Ist nicht heut Sankt Ludwigstag? Wir sind im August doch?<br />
Dreh am Ring so lang du willst, du bringst ihn nicht ’runter!“<br />
O wie hat der Michel gehorcht: — ein lustiger Feirtag!<br />
O wie hat mit den Füßen er sich geklammert an’s Tischbein.<br />
’S hilft nicht lang’ und thut nicht gut. Mit Zittern und Beben<br />
Steht er auf und sagt kein Wort. Sie gehn mit einander;<br />
Vorn da geht der Grüne und ihm auf der Ferse der Michel,<br />
Wie ein Kalb dem Schlächter folgt zur blutigen Schlachtbank.<br />
Etwa ’nen Büchsenschuß vom Wirthshaus stellt ihn der Putzli.<br />
„Michel,“ sagt er, „sieh, es steht kein Stern da am Himmel!<br />
Sieh, der Himmel hängt voll Wetter über und über!<br />
’S geht kein Wind, es schwankt kein Ast, es rührt kein Blatt sich<br />
Und du bist mir auch so still. Du willst doch nicht beten?<br />
Oder machst dir die Rechnung und ist dir das Leben verleidet?<br />
Wie du meinst! Schlecht ist die Wahl, ich muß dir’s bekennen.<br />
Nimm, da hast ein Messer, ich kauft’s erst neu auf dem Jahrmarkt.<br />
Schneid’ dir selber die Gurgel doch ab, so kost’t es kein Trinkgeld!“