Johann Peter Hebel - Igelity
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„„Nein, Herr Engel, gefressen das hat er mich nicht, doch bekenn’<br />
ich:<br />
Ganz vertrau ich ihm nicht. Mein Taback brennt schon, ich dank<br />
schön!<br />
’S ist ein Fehler von mir, solch feurige Männer die fürcht ich,<br />
Lieber sieben Engel als ein so brennstiger Satan.““ —<br />
„’S ist doch grausam,“ sagt der Engel, „daß immer die Menschen<br />
Solche Furcht vor Gespenstern noch haben, es wär doch unnöthig.<br />
Bloß zwei Geister, die sind den Menschen gefährlich und furchtbar,<br />
Irrgeist heißt der eine und Plagegeist heißet der andre;<br />
Und der Irrgeist wohnt in dem Wein. Aus Krügel und Kannen<br />
Steigt er einem zu Kopf und macht zerrüttete Sinne.<br />
Solch Gespenst führt irr’ im Wald, auf Wegen und Stegen,<br />
Kehrt in einem das Oberst zu unterst, der Boden will brechen,<br />
Brücken schwanken, Berge bewegen sich, Alles ist doppelt.<br />
Nimm vor ihm dich in Acht!“ — Drauf sag’ ich wieder zum Engel:<br />
„„Ah! das war ein Stich, Herr Kamrad, aber er trifft nicht;<br />
Nüchtern bin ich; gewiß. Ich hab ein einziges Schöppchen<br />
Erst im Adler getrunken; da fragt nur den Adlerwirth selber.<br />
Aber seid doch so gut und erzählt von dem anderen Geist mir.““<br />
„Wer der andre wohl ist,“ sagt jetzt der Engel, „das fragst noch?<br />
’S ist ein böser Geist, Gott woll’ vor ihm dich bewahren!<br />
Wenn man früh erwacht, um Viere oder um Fünfe,<br />
Steht er schon vor dem Bett mit großen feurigen Augen,<br />
Sagt schön guten Tag mit glühenden Ruthen und Zangen,<br />
Und da hilft kein das-walt-Gott, kein Ave-Maria,<br />
Wenn man beten will, gleich hält er einem das Maul zu.