Johann Peter Hebel - Igelity
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Langsam schüttelt den Kopf der Pater; unter der Kutte<br />
Langt er die Hand voll Heiligenbilder. „Zieh dir eins selber!“<br />
Sagt er und wie sie zieht, da sind es schmutzige Karten.<br />
„Hast ein Eckstein-Aß? das bedeutet ’nen rothen Karfunkel;<br />
’S ist kein guter Treffer!“ — „Ja wirklich,“ sagt sie, „das hab’ ich.“<br />
Wieder sagt der Pater zur Braut: „So zieh denn noch einmal!<br />
Hast wohl sieben Kreuz?“ — „Ja wirklich“, sagt sie und seufzet. —<br />
„Tröst dich Gott, zieh anders! Es kann noch Beßres darin sein.<br />
Hast ein blutig Herz?“ — „Ja wirklich“, sagt sie erschrocken.<br />
„Jetzt zieh noch einmal, ’s kann sein, dein Heiliger kommt noch!<br />
Ist es der Schüppenbub’?“ — „Es wird wohl, seht ihn doch<br />
selber!“ —<br />
„Ja! dann tröst’ dich Gott, der schaufelt dich ein in die Erde.“ —<br />
Solchen Traum hat Käthe gehabt, schwer hat sie geschlafen!<br />
Straßwirths Tochter, hast es bedacht und doch ihn genommen?<br />
Ja! sie hat ja müssen, sie sagt’: „in’s Herregotts Namen!<br />
Nach den sieben Kreuzen und hinter dem blutigen Herzen<br />
Kommt, wills Gott, mein Heil’ger und schaufelt mich ein in die<br />
Erde!“<br />
Anfangs ging es noch an, zwar manchmal spielt noch der Michel,<br />
Trank und hat geflucht und plagt’ und quälte die Käthe.<br />
Manchmal ist er in sich gegangen, wenn sie gebetet<br />
Und mit Thränen ihn bat. Einsmals, da sagt er: „Jetzt will ich<br />
Mit dir accordiren und will die Karten verfluchen.<br />
Soll mich der Teufel holen, sobald ich noch eine anrühr’!<br />
Aber in’s Wirthshaus geh’ ich, das kann ich nu einmal nicht lassen.<br />
Schluchz’ und heul’, so lang dir’s gefällt, ich kann dir nicht helfen!“