Johann Peter Hebel - Igelity
Johann Peter Hebel - Igelity
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Bei dem ewigen Beten und zackermentschen Geheule?<br />
Sieh doch, was ich gewonnen da hab’, ’nen rothen Karfunkel!“<br />
Schrecken faßt die Käthe. „O Jesus,“ sagt sie, „was seh ich!<br />
’S ist kein guter Treffer!“ — und dabei sinkt sie in Ohnmacht.<br />
Wärst du doch nie erwacht! wie manchen bitteren Kummer<br />
Hättst du verschlafen, du arme Frau, der dein noch gewartet!<br />
Jetzt wird’s täglich schlimmer. Auf allen Märkten flankirt er,<br />
Jede Kirmes macht er mit und kommt man ins Wirthshaus<br />
Nachts um zwölf und Vormittags und Abends um Viere<br />
Sitzt der Michel da; mit falschen Karten hantiert er.<br />
Heim verwildert sein Kind, es schwindet sein Gut und die Aecker<br />
Werden versteigert, die Frau vergeht in bitteren Thränen.<br />
Kommt er ’mal nach Haus, giebt’s schnöde Reden und Antwort:<br />
„Kommst du Lump?“ und so und so. Mit trunkenen Lippen<br />
Flucht der Michel und schlägt die Frau. Bald muß er zum Pfarrer,<br />
Bald vor’s Oberamt und mit dem Gendarm in’s Gefängniß.<br />
Schlimm hinein, noch ärger heraus! Da kommt denn der Vizli<br />
Putzli und bläst ihm ins Ohr und mischt ins Blut ihm die Galle.<br />
So währt’s sieben Jahr. Einmal da bringt ihn der Putzli<br />
Wieder aus dem Thurm: „Allons! und gehn wir ins Wirthshaus<br />
Eh die Prügel nach Haus du bringst, die du eben bekommen!<br />
Was zum Gruß die Frau dir gekocht, das wird dich nicht brennen.<br />
Hör’ du thust mir leid, es will das Herz mir zerreißen:<br />
Denk ich, wie dir’s geht und die Frau dir’s Leben verbittert.<br />
So ein Mann wie du, der Tags seinen Thaler verthun kann!<br />
Glück im Spiel das hast, doch nach dem leidigen Sprichwort<br />
Mit dem Weib ist’s umgekehrt, das kann ich dir sagen.