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Johann Peter Hebel - Igelity

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Was will ich? — Will ich durch den Kirchhof gehn<br />

In’s Unterdorf? — Die Thür da scheint mir offen,<br />

Als wenn die Todten in der Mitternacht<br />

Aus ihren Gräbern gingen und im Dorf<br />

Ein wenig nachsäh’n, ob noch Alles so,<br />

Wie ehedem. Bis dato kam mir doch<br />

Noch keiner in die Quer’. Ich möcht einmal<br />

Die Todten rufen — nein! das thu ich nicht!<br />

Still will ich auf den stillen Gräbern gehn.<br />

Sie haben ja die Uhr im Thurm, wer weiß<br />

Ob auch schon ihre Mitternacht vorbei?<br />

Es kann schon sein, daß um sie her die Nacht<br />

Noch schwärzer fällt; wahr ist’s, die Nacht ist lang!<br />

Vielleicht auch zuckt ein Streifchen Morgenroth<br />

Schon an den Bergen auf — ich weiß es nicht.<br />

Wie ist es doch so heimlich hier! Sie schlafen.<br />

Gott gönn’ es ihnen! — Bissel schaurig ist es<br />

Wohl auch — doch ist ja hier nicht Alles todt.<br />

Ich hör’ die Uhr im Kirchthurm ticken, ’s ist<br />

Der Puls der Zeit in ihrem tiefen Schlaf;<br />

Die Mitternacht haucht von den Bergen her.<br />

Es weh’t ihr Athem über Feld und Wiese,<br />

Spielt mit dem Strohwisch an dem grünen Zweig,<br />

Er pfeift herüber durch den Gartenzaun<br />

Und haucht so feucht die Kirchenmau’r entlang.<br />

Die hohen Fenster knistern in dem Wind,<br />

Und hier das morsche Kreuz. — Da lüftet sich

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