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Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

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ties' innovation and growth in the first place.“ (Florida 2003, 289f)<br />

Es scheint, als ob eine Art sich selbst verstärken<strong>der</strong> Kreislauf entstanden ist, in dem konkrete<br />

Gentrifizierungsprozesse, ihre wissenschaftliche Analyse <strong>und</strong> massenmediale Verarbeitung<br />

sowie die Suche städtischer Politiker nach Mitteln zur <strong>ökonomische</strong>n <strong>und</strong> sozialen<br />

Revitalisierung ihrer Städte zu immer bewussteren <strong>und</strong> ausgefeilteren Politiken <strong>der</strong> Gentrifizierung<br />

führen. Ein neues Paradigma städtischer Entwicklung <strong>und</strong> Politik, dass sich an erfolgreich<br />

gentrifizierten Stadtquartieren orientiert, ist entstanden. Wyly <strong>und</strong> Hammel argumentieren<br />

in diesem Sinne:<br />

„[T]he most durable result of gentrification may be its effect on new priorities in the formulation<br />

of urban policy. Inner city land use decisions come to rely on consi<strong>der</strong>ations of middle-class market<br />

demand; gentrification <strong>und</strong>erwrites new configurations of highest and best use, reallocation of<br />

neighborhood public services, and realignments of police practices and public space regulation.<br />

The inherited landscapes and potential expansion of gentrification are now critical consi<strong>der</strong>ations<br />

in many domains of urban policy. […] the interests and priorities of gentrifiers are a fo<strong>und</strong>ational<br />

element of the post-industrial city as growth machine.“ (Wyly / Hammel 2005, 36).<br />

Lees <strong>und</strong> Davidson gehen sogar so weit, davon zu sprechen, dass ein globaler Diskurs <strong>der</strong><br />

Gentrifizierung entstanden sei, <strong>der</strong> einen spätfordistischen Diskurs des Stadtverfalls<br />

abgelöst hätte:<br />

„[A] gentrification „blue-print“ is beeing mass-produced, mass-marketed, and mass-consumed<br />

aro<strong>und</strong> the world. As the urban-rural dichotomy has broken down […] as a significant part of the<br />

world has become increasingly urbanized and desirous of an urban lifestyle, the result seems to<br />

be that even some Third World cities and First World suburban and rural areas are experiencing<br />

gentrification.“ (Davidson / Lees 2005, 1167, zitiert nach Lees et al 2008, XVIII)<br />

Wenn Lees / Davidson hier von einer „Gentrifizierungs-Blaupause“ schreiben, die massenproduziert,<br />

massenvermarktet <strong>und</strong> massenkonsumiert werde, dann sprechen sie damit<br />

an, dass Gentrifizierungsprozesse zu einem wichtigen „Leitmotiv“ (Holm 2010, 18) städtischer<br />

Entwicklungsstrategien geworden sind. Entsprechend verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass auch<br />

in <strong>der</strong> Gentrifizierungsforschung die Untersuchung städtischer Governance, also städtischer<br />

Politik mit einem weiteren Politikbegriff als ihn die deutsche Sprache hergibt, eine<br />

zentrale Stellung eingenommen hat (z.B.: Wyly / Hammel 2000 o<strong>der</strong> Vojnovic 2003). Dies<br />

geht nicht vorrangig auf eine epistemiologische Wende in <strong>der</strong> Forschung zurück, wie sie<br />

Schamp etwa für die Wirtschaftsgeografie einfor<strong>der</strong>t, wenn er die „Neubelebung eines an<br />

Institutionen orientierten Ansatzes“ bespricht (Schamp 2003, 145; auch Oßenbrücke 2003).<br />

Diese Wende geht vielmehr auf einen Wandel des Gegenstandes selbst zurück, nämlich die<br />

gewachsene Bedeutung <strong>der</strong> städtischen Politik für das empirische Gentrifizierungsgeschehen.<br />

Es lässt sich festhalten, dass die gewachsene Quantität von Gentrifizierungsprozessen wie<br />

ihre verän<strong>der</strong>te Qualität zu einem Teil daraus resultieren, das Gentrifizierungsstrategien ein<br />

wichtiges Instrument <strong>der</strong> Stadtpolitik geworden sind. Was Heeg über neue stadtpolitische<br />

Strategien des „property-led development“ (PLD) berichtet, lässt sich daher auch auf Gentrifizierung<br />

anwenden:<br />

„Eine zentrale Bedingung bei <strong>der</strong> Anwendung von Strategien des property-led development ist<br />

<strong>der</strong> Einbezug <strong>der</strong> Immobilienwirtschaft in die Stadtpolitik. Es sind neue Koordinationsformen<br />

zwischen Immobilienakteuren <strong>und</strong> Stadtplanung notwendig […]. Tatsächlich bedeutet dies eine<br />

Beteiligung <strong>der</strong> privaten Akteure an <strong>der</strong> Planung: ihre Interessen werden häufig in die Planung<br />

eingeschrieben. Die Untersuchung von property-led development […] ermöglicht damit eine<br />

Qualifizierung von „urban governance“.“ (Heeg 2008, 15).<br />

Die neue Qualität <strong>der</strong> „urban governance“ scheint dahin zu tendieren, dass sie immer<br />

identischer wird mit den Interessen relevanter Immobilienkonzerne. PLD ist dabei nur eine<br />

Form <strong>der</strong> Institutionalisierung <strong>der</strong> Orientierung <strong>der</strong> städtischen Politik an den Interessen<br />

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