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Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

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len Investition, Adam Smiths „invisible hand“, da nur die wenigsten Akteure bereit sind<br />

ein Haus <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stück zu kaufen, wenn sich erwarten lässt, dass dieser Kauf einen finanziellen<br />

Verlust für sie bedeuten wird.<br />

Für eine Theorie <strong>der</strong> Gentrifizierung stellt sich auf dieser konzeptionellen Basis damit<br />

aber eine neue zentrale Frage:<br />

„A theory of gentrification must therefore explain why some neighborhoods are profitable to<br />

redevelop while others are not. What are the conditions for profitability? Consumer sovereignty<br />

explanations have taken for granted the availability of areas ripe for gentrification when this was<br />

precisely what had to be explained.“ (Smith 1996, 57)<br />

Smith ist also er Auffassung, dass eine Theorie <strong>der</strong> Gentrifizierung nicht erst da ansetzen<br />

darf, wo Gentrifizierungsprozesse, wenn sie sich auch erst im Initialstadium befinden, bereits<br />

evident sind. Eine Theorie <strong>der</strong> Gentrifizierung muss einen Schritt früher einsetzen, mit<br />

<strong>der</strong> Frage, wie es dazu kommt, dass die Gentrifizierung bestimmter Stadtquartiere zu einer<br />

profitablen Investition wird. Die Gentrifizierungsforschung muss also die Frage nach den<br />

Profitabilitätsbedingungen für Gentrifizierungsprozesse stellen <strong>und</strong> erklären können,<br />

warum bestimmte Stadtviertel profitabel revitalisiert werden können.<br />

4.1.1 DIE ENTSTEHUNG GENTRIFIZIERBARER STADTQUARTIERE<br />

Um die Frage zu klären, wie es zur Entstehung von Stadtquartieren kommt, die „reif für<br />

ihre Gentrifizierung“ sind, schreibt Smith eine kurze Geschichte kapitalistischer Urbanisierung.<br />

Diese Geschichte lässt sich am einfachsten an Städten <strong>der</strong> Neuen Welt schreiben, also<br />

an Städten Nordamerikas etwa. Diese Städte haben, da sie sehr jung sind, nur eine innerkapitalistische<br />

Geschichte, während in Städten aus älteren Hochkulturen viele h<strong>und</strong>ert Jahre<br />

vorkapitalistischer Entwicklungsgeschichte baulich materialisiert sein können. Es sei hier<br />

damit vorweg angemerkt, dass Smiths Überlegungen an US-amerikanischen Städten entwickelt<br />

wurden <strong>und</strong> dort sicherlich auch die stärkste empirische Evidenz besitzen, auch wenn<br />

sie generelle Geltung beanspruchen können.<br />

Smiths Theorie des rent gap fußt erstens auf <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>rente, wie sie weiter<br />

oben dargestellt wurde, wobei er zusätzlich betont, dass das Gr<strong>und</strong>eigentum zugleich mit<br />

einer monopol-ähnlichen Verfügungsgewalt des Eigentümers über die Verwendung des Bodens<br />

einher geht. Auch er hält zweitens fest, dass Investitionen in Gebäude eine sehr lange<br />

Umschlagszeit des Kapitals mit sich bringen. Drittens haben auch Immobilien selbst eine<br />

sehr lange Lebensdauer, in <strong>der</strong> Regel Jahrzehnte, <strong>und</strong> das in ihnen geb<strong>und</strong>ene Kapital ist in<br />

<strong>der</strong> baulichen Substanz räumlich fixiert. Aus diesen drei Bestimmungen ergibt sich, dass<br />

beim Bau einer Stadt zunächst große Kapitalmassen in Gebäude, Infrastruktur,<br />

Verkehrswege usw. investiert werden müssen, <strong>und</strong> dass diese Investitionen sowohl in<br />

materieller, wie in <strong>ökonomische</strong>r Hinsicht auf lange Zeit hin räumlich fixiert o<strong>der</strong><br />

geb<strong>und</strong>en sind. Sowohl das im Stadtkörper geb<strong>und</strong>ene Kapital wie seine materielle<br />

Bausubstanz bilden damit aber eine Schranke weiterer Kapitalakkumulation <strong>und</strong> Bebauung<br />

in situ, d.h. am selben Ort. Obwohl <strong>der</strong> Bau einer Stadt Moment <strong>der</strong> Kapitalakkumulation<br />

ist, kann die gebaute Stadt also zur Grenze weiterer Kapitalakkumulation in situ werden.<br />

Smith erklärt dies aus den selben drei Bestimmungen des kapitalistischen Immobilienmarktes.<br />

Die monopol-ähnliche Verfügungsgewalt des Eigentümers über ein Gr<strong>und</strong>stück<br />

kann verhin<strong>der</strong>n, dass dieses für eine Neuinvestition verkauft wird 24 . Die lange Umschlagszeit<br />

des Kapitals im Immobiliensektor kann den Kapitalzufluss aus an<strong>der</strong>en Sektoren be­<br />

24 Dieses Problem hat in den frühen Schriften von Marx <strong>und</strong> Engels eine prominente Stellung, da zu Beginn<br />

<strong>der</strong> Industrialisierung häufig starke Konflikte zwischen dem entstehenden Industriekapital <strong>und</strong> den feudalen<br />

Gr<strong>und</strong>eigentümern bestanden, die es den Industriekapitalisten schwer machten Gr<strong>und</strong>eigentum für Fabriken,<br />

Bergwerke usw. von den Aristokraten zu kaufen (vgl. Sa<strong>und</strong>ers 1987, 22-33). Das Gr<strong>und</strong>eigentum<br />

war noch nicht in ausreichendem Maße zur Ware geworden <strong>und</strong> dies behin<strong>der</strong>te die Kapitalakkumulation.<br />

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