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Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

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on von Gr<strong>und</strong>eigentum in fiktives Kapital <strong>und</strong> die damit möglich werdende Gr<strong>und</strong>stücksspekulation,<br />

zu analysieren, mit einem zusätzlichen Fokus auf <strong>der</strong> kulturellen o<strong>der</strong> symbolischen<br />

Aufwertung von Stadtquartieren im Zusammenhang mit Gentrifizierungsprozessen.<br />

Danach geht es um die beson<strong>der</strong>e physische <strong>und</strong> die daraus resultierende beson<strong>der</strong>e <strong>ökonomische</strong><br />

Qualität von Immobilien <strong>und</strong> <strong>Immobilienmärkte</strong>n <strong>und</strong> ihre Auswirkungen auf den<br />

Akkumulationsprozess von Kapital, die hier vorrangig unter dem Aspekt <strong>der</strong> Umlaufgeschwindigkeit<br />

des Kapitals untersucht wird. Zudem wird die sich wandelnde Qualität von<br />

<strong>Immobilienmärkte</strong>n im Zuge eines gesamtgesellschaftlichen Bedeutungsgewinns <strong>der</strong> Finanzindustrie<br />

untersucht. Abschließend wird die Zyklizität von Immobilienboom- <strong>und</strong> Immobilienkrise<br />

dargestellt. Soweit es möglich ist, verbleibt dieses Kapitel auf <strong>der</strong> skalaren<br />

Ebene einzelner Städte <strong>und</strong> deutet Verbindungen zur Weltwirtschaft nur an.<br />

3.1 SUBJEKTIVE VS. OBJEKTIVE WERTTHEORIE<br />

Auf den ersten Blick erscheint es verblüffend, dass sich in gängigen deutschen Einführungen<br />

in die Wirtschafts- o<strong>der</strong> Stadtgeografie keine allgemeine Theorie <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>rente findet<br />

(z.B. Schätzl 1998, 2000, 1994, Bathelt / Glückler 2003, Kulke 2004, Hofmeister 1994,<br />

Lichtenberger 1998). So wäre doch anzunehmen, dass es die vornehmliche Aufgabe <strong>der</strong><br />

Geografie als Wissenschaft vom Raum wäre, sich Rechenschaft abzulegen über die Beson<strong>der</strong>heiten<br />

<strong>der</strong> Ware Boden in unterschiedlichen gesellschaftlichen Formationen <strong>und</strong> in kapitalistischen<br />

Gesellschaften im Beson<strong>der</strong>en. Zumindest eine allgemeine Theorie darüber,<br />

wie Boden einen Preis bekommen kann, wäre zu erwarten. Statt dessen übergeht die Geografie<br />

dieses Problem für gewöhnlich <strong>und</strong> beginnt unmittelbar mit Standorttheorien, etwa<br />

v. Thünens landwirtschaftlicher Standorttheorie, Alfred Webers industrieller Standorttheorie<br />

o<strong>der</strong> Alonsos städtischer Standorttheorie, um einige maßgebliche Klassiker zu nennen.<br />

Sie befasst sich also mit <strong>der</strong> <strong>ökonomische</strong>n Steuerung von Landnutzungen, ohne eine vorgeordnete<br />

Theorie <strong>der</strong> Bodenpreisbildung <strong>und</strong> das bedeutet, ohne die <strong>ökonomische</strong> Beson<strong>der</strong>heit<br />

des Bodens in kapitalistischen Gesellschaften zu untersuchen.<br />

Auf den zweiten Blick wird diese Leerstelle <strong>der</strong> hegemonialen theoretischen Strömungen<br />

in <strong>der</strong> Geografie aber logisch ableitbar. Denn diese Strömungen stehen auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>der</strong> subjektiven Werttheorie. Die subjektive Werttheorie löst aber das in <strong>der</strong> klassischen Politischen<br />

Ökonomie bereits existierende <strong>und</strong> durch Adam Smith popularisierte Wertparadoxon<br />

– die Abweichung des Preises einer Ware, bzw. ihres Nutzens von ihrem Wert –<br />

dadurch, dass sie die Preisbildung insgesamt den Resultaten <strong>der</strong> subjektiven Entscheidungen<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftssubjekte zuschreibt <strong>und</strong> die Kategorie eines vom Preis eventuell abweichenden<br />

Wertes einer Ware einfach aufgibt. Für sie existiert das Wertparadoxon durch diesen<br />

Kunstgriff daher nicht mehr.<br />

Der Preis aller Waren wird in <strong>der</strong> subjektiven Werttheorie bestimmt durch das Verhältnis<br />

von Angebot <strong>und</strong> Nachfrage (Blum 2004, 142ff). Sind Angebot <strong>und</strong> Nachfrage ausgeglichen,<br />

d.h. trifft eine Menge an Waren auf eine gleich große Menge an zahlungsfähigem Bedürfnis<br />

nach diesen Waren, dann ergibt sich <strong>der</strong> so genannte Gleichgewichtspreis. Bei einem<br />

Angebotsüberhang ergibt sich eine Konkurrenz <strong>der</strong> Verkäufer, die die Machtposition<br />

<strong>der</strong> Käufer stärkt, es wird von einem Käufermarkt gesprochen. Der umgekehrte Fall wird<br />

als Verkäufermarkt bezeichnet. Boden ist innerhalb dieses theoretischen Rahmens zwar einer<br />

von drei distinkten Produktionsfaktoren, Boden 11 , Arbeit <strong>und</strong> Kapital <strong>und</strong> er hat beson<strong>der</strong>e<br />

physische Qualitäten, die für Produktions- <strong>und</strong> Konsumptionsprozess relevant sein<br />

können <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Geografie sind Boden, Raum <strong>und</strong> Standort natürlich ganz zentrale Kategorien.<br />

Die Bildung eines Preises für Boden, also seine <strong>ökonomische</strong> Qualität, ist aber innerhalb<br />

<strong>der</strong> subjektiven Werttheorie im Allgemeinen nichts Beson<strong>der</strong>es <strong>und</strong> wird ebenfalls<br />

11 Boden wird teilweise erweitert zu „Umwelt“ im Allgemeinen, z.B. Blum 2004, 88ff.<br />

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