Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

steuert und wir stehen sicherlich erst an deren Anfang. Wie sich diese Krise aber manifestiert
und ob sie gelöst wird, lässt sich nicht voraussagen. Sagen lässt sich aber, dass der Kapitalismus
aber bisher alle seine Krisen überlebt hat – auch wenn das, wie im Nationalsozialismus,
die Vernichtung von Millionen von Menschen mit sich brachte.
Auch unter diesem Aspekt ist Franz Jungs Begriff der Akkumulation aus der Substanz des
Kapitals erhellend. In seinen Romanen kommt nämlich, zumeist kritisch reflektiert, auch
das Erstarken strukturell und aktuell antisemitischer „Kritiken“ am kriselnden Kapitalismus
zum Ausdruck. Die Untersuchung dieses Aspekts der Akkumulation aus der Substanz
des Kapitals musste leider aus Platzgründen aus dieser Arbeit wieder gestrichen werden. Es
sei aber daran erinnert, das die nationalsozialistischen Deutschen zwischen „raffendem“
und „schaffendem“ Kapital unterschieden und in den Juden das raffende Finanzkapital zu
vernichten suchten (Postone 1982, Adorno / Horkheimer 1998). Wenn sich nun auf urbanen
Wohnimmobilienmärkten verstärkt „raffende“ Grundrentenabschöpfer und eine verarmende
Bevölkerung gegenübertreten, steht zu befürchten, dass strukturell antisemitische
Kritiken stark an Konjunktur gewinnen. Diese Tendenz offenbart sich bereits heute in der
massenmedial verbreiteten Hetze gegen „skrupelose“, „gierige“ und „kriminelle“ Börsenmakler,
Bankmanager etc. pp. Mit der vorgelegten Analyse der systematischen Ursachen
der Entstehung solch „raffender“ Kapitalien im Immobiliensektor soll diese Arbeit
daher auch einen Beitrag zur Aufklärung zu leisten, die der Verbreitung (strukturell) antisemitischer
Positionen hoffentlich entgegen wirken kann.
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