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Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

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Dimensionen dieser Verwandlung?<br />

1.) Gentrifizierungsprozesse waren in den 1960er Jahren eine Ausnahme in <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />

<strong>und</strong> auf wenige Stadtquartiere, vornehmlich in einer Hand voll Weltstädten, beschränkt.<br />

Heute aber sind Gentrifizierungsprozesse zu einem Phänomen geworden, das<br />

sich weltweit beobachten lässt <strong>und</strong> sich in <strong>der</strong> globalen Städtehierarchie von den urbanen<br />

Zentren des Weltmarktes in Richtung <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>en Ränge <strong>und</strong> <strong>der</strong> Peripherie ausbreitet.<br />

Gentrifizierungsprozesse sind damit zu einem tendenziell globalem Phänomen geworden.<br />

2.) Die die Gentrifizierungsprozesse antreibenden Akteure haben sich verän<strong>der</strong>t. Waren es<br />

in den 1960er Jahren noch die klassischen Mittelschichtspioniere <strong>und</strong> -Gentrifizierer,<br />

häufig mit einem linken o<strong>der</strong> alternativen Millieu-Hintergr<strong>und</strong>, die <strong>der</strong> Monotonie des suburbanen<br />

Raumes entkommen wollten <strong>und</strong> in die sozial <strong>und</strong> baulich zunächst weniger normierten<br />

<strong>und</strong> homogenisierten Innenstädte zogen, so sind es heute staatliche <strong>und</strong> privatkapitalistische<br />

Akteure, die die Gentrifizierungsprozesse antreiben.<br />

3.) Von einem zufälligen Prozess auf kleinräumigen <strong>Immobilienmärkte</strong>n sind Gentrifizierungsprozesse<br />

heute zu einem zunehmend geplanten, bewusst initiiertem <strong>und</strong> sogar zum<br />

Leitbild nationaler Stadtentwicklung erhobenem Prozess geworden.<br />

4.) Das materielle Substrat von Gentrifizierungsprozessen hat sich gewandelt. Unter dem<br />

Begriff <strong>der</strong> Gentrifizierung werden gegenwärtig Phänomene untersucht <strong>und</strong> diskutiert, die<br />

mit jenen Gentrifizierungsprozessen, die in den 1960er <strong>und</strong> 1970er Jahren als paradigmatisch<br />

für Gentrifizierung galten, kaum mehr etwas gemein zu haben scheinen.<br />

Diesen spezifischen Wandel von Gentrifizierungsprozessen muss eine Theorie <strong>der</strong><br />

Gentrifizierung zu begreifen versuchen<br />

2.3 SOZIALWOHNUNGEN ZU „LUXUSAPPARTEMENTS“!?<br />

Der von Smith behauptete qualitative Wandel von Gentrifizierungsprozessen lässt sich an<br />

einem Beispiel verdeutlichen. Am 30.10.2009 konnte man bei Spiegel-Online unter dem<br />

Titel „Teuerster Immobilien-Deal in den USA droht zu platzen“ über folgendes Phänomen<br />

lesen (Spiegel-Online 2009, 2010, The New York Times 2006, 2010a, 2010b):<br />

2006 hatte ein Konsortium aus <strong>der</strong> Immobilienfirma Tishman Speyer <strong>und</strong> dem Vermögensverwalter<br />

Blackrock im größten Immobiliengeschäft <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> USA die<br />

Stuyvesant Town <strong>und</strong> das Peter Cooper Village in Manhattan / New York (siehe Abb. 1)<br />

für eine Summe von 5,4 Milliarden US-$ von dem Versicherer MetLife gekauft. Die Stuyvesant<br />

Town <strong>und</strong> das Peter Cooper Village sind Stadtquartiere Manhattans, die während<br />

des 2. Weltkriegs im Zuge des sozialen Wohnungsbaus errichtet wurden. Beide Viertel liege<br />

sehr zentral, grob zwischen East Village im Süden <strong>und</strong> dem Flatiron District im Norden<br />

<strong>und</strong> zu größeren Teilen am East River. Das Peter Cooper Village gruppiert sich im Süden<br />

um die Williamsburg Bridge <strong>und</strong> erstreckt sich dann nach Norden entlang des East River,<br />

während die Stuyvesant Town am East River ungefähr zwischen <strong>der</strong> 14ten <strong>und</strong> <strong>der</strong> 20ten<br />

Straße liegt <strong>und</strong> sich nach Westen in den Stadtkörper hinein ausdehnt. Beide Komplexe zusammen<br />

umfassen 110 Gebäude mit ca 11.220 Apartments <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 25.000 Mietern <strong>und</strong><br />

sind auf Satellitenaufnahmen gut zu erkennen, da in ihnen die Blockrandbebauung aufgehoben<br />

<strong>und</strong> durch einzeln, aber relativ dicht stehende, meist 15-stöckige Wohnblöcke ersetzt<br />

ist. Wahrscheinlich wurden diese Blöcke in den 1940er Jahren bereits auf Altindustrie- <strong>und</strong><br />

Hafenflächen errichtet. Seit ihrer Eröffnung 1947 sollen sie einen „[...] comfortable harbor<br />

for the city’s middle class [...]“ (The New York Times 2010) dargestellt haben. Große Teile<br />

<strong>der</strong> Wohnungen sind mietpreisgeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> werden für nur r<strong>und</strong> die Hälfte bis zwei Drittel<br />

ihres Marktwertes vermietet. Sie stellen damit einen für die Mittelschicht noch bezahlbaren<br />

Wohnraum in bester Lage in Manhattan dar.<br />

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