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Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

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sung <strong>der</strong> Krise durch spatial fixes immer nur temporär. Überakkumulationsdynamiken etablieren<br />

sich relativ schnell wie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Kapital <strong>und</strong> Gesellschaft werden gezwungen, eine<br />

neue Krisenlösungsoption zu entwickeln, die auch ein neuer spatial fix an einem neuen Ort<br />

sein kann. Gerade in Zeiten von Krisen kommt es daher zu massiven geografischen Verlagerungen<br />

<strong>und</strong> Rekonfigurationen <strong>der</strong> Kapitalakkumulation, in <strong>der</strong>en Zuge ganze Landstriche<br />

entwertet werden können, während sich die Kapitalakkumulation an neuen o<strong>der</strong> zumindest<br />

an an<strong>der</strong>en Orten konzentriert. Die räumliche Entwicklung im Kapitalismus ist daher<br />

geprägt vom „uneven geographical development“ <strong>und</strong> einer beständigen Sukzession<br />

kreativer Zerstörungen (Schumpeter). Smith fasst dies wie folgt:<br />

„The logic of uneven [geographic] development is that the development of one area creates barriers<br />

to further development, thus leading to an <strong>und</strong>erdevelopment that in turn creates opportunities<br />

for a new phase of development. Geographically, this leads to the possibility of what we might<br />

call a „locational seesaw“: the successive development, <strong>und</strong>erdevelopment and redevelopment of<br />

given areas as capital jumps from one place to another, than back again, both creating and destroying<br />

its own opportunities for development.“ (Smith 1996, 88).<br />

Es lässt sich allgemein <strong>und</strong> zusammenfassend festhalten, dass die Produktion des Raumes<br />

im Kapitalismus durch eine Sukzession kreativer Zerstörungen geprägt ist, angetrieben vor<br />

allem durch Krisen <strong>und</strong> spatio-temporal fixes, die sich als uneven geographic development<br />

begreifen lässt 31 .<br />

Gibt es nun aber einen Zusammenhang zwischen diesen Krisendynamiken in kapitalistischen<br />

Gesellschaften <strong>und</strong> Gentrifizierungsprozessen? Neil Smith behauptet eindeutig einen<br />

solchen Zusammenhang. Er weist darauf hin, dass Krisen es sowohl notwendig machen,<br />

wie sie die Möglichkeit bieten für eine f<strong>und</strong>amentale Restrukturierung des sozialen <strong>und</strong><br />

<strong>ökonomische</strong>n Raums, wie er es nennt (Smith 1996, 86ff). Er argumentiert, dass gerade in<br />

Krisenzeiten bzw. in <strong>der</strong> Phase des Aufbaus einer Krise Investitionen in die gebaute urbane<br />

Umwelt eine Möglichkeit des Abflusses <strong>und</strong> <strong>der</strong> räumlichen Fixierung von überakkumuliertem<br />

Kapital bieten <strong>und</strong> Gentrifizierung als ein Teil dieser Art von spatio-temporal fix<br />

zu begreifen ist:<br />

„Gentrification is intimately interwined with these larger processes [<strong>der</strong> Krisendynamik]. [….]<br />

When rates of profit in the major industrial sectors begin to fall, financial capital seeks an<br />

alternative arena for investment, an arena where the profitrate remains comperatively high and<br />

where the risk is low. At precisely this point, there tends to be an increase in the capital flowing<br />

into the built environment.“ (Smith 1996, 86)<br />

Smith leitet also den massiven Zufluss von Kapital in den Immobiliensektor aus Verwertungsschwierigkeiten<br />

des Kapitals im industriellen Sektor ab. In diesem Sinne begreift<br />

er etwa die Suburbanisierungswellen in den USA als spatio-temporal fix für das überakkumulierte<br />

industrielle Kapital:<br />

„In the US, suburbanization was a concrete spatial response to the depressions of the 1890s and<br />

1930s, in the sense that suburban development opened up a whole series of investment<br />

possibilities which could help to revive the profit rate.“ (Smith 1996, 87).<br />

Aufbauend auf <strong>der</strong> kreativen Zerstörung des kernstädtischen land value valley durch den<br />

spatial fix <strong>der</strong> Suburbanisierung konnte mit <strong>der</strong> einsetzenden allgemeinen Überakkumulationsdynamik<br />

in den 1960ern <strong>und</strong> 1970ern die Kernstadt wie<strong>der</strong>um zum Ort eines neuen<br />

spatial fixes werden. Das „locational seesaw“-Muster <strong>der</strong> Urbanisierung, das als Bedingung<br />

<strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Entstehung des land value valley <strong>und</strong> damit als notwendige Voraussetzung<br />

von Gentrifizierung zu begreifen ist, erklärt sich daher nicht nur aus einer auf<br />

lokaler Maßstabsebene existierenden Logik urbaner <strong>Immobilienmärkte</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Entstehung<br />

31 Für eine industriegeografisch ausgerichtete Darstellung dieses Phänomens vergleiche etwa das Einführungskapitel:<br />

„The Inconstant Geography of Capitalism“ in Storper / Walker 1989.<br />

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