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Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

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zierung durchzuführen <strong>und</strong> ordnen dabei den drei von ihnen unterschiedenen Wellen <strong>der</strong><br />

Gentrifizierung jeweils eine grobe Beschreibung des politisch-staatlichen <strong>und</strong> <strong>ökonomische</strong>n<br />

Kontextes zu.<br />

Dieses drei Phasen Modell wurde von Lees / Slater / Wyly in <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> '00er<br />

Jahre überarbeitet, um eine vierte Welle <strong>der</strong> Gentrifizierung erweitert <strong>und</strong> aktualisiert (Lees<br />

/ Slater / Wyly 2008, 173-187). Da Lees et al einen wachsenden Einfluss <strong>der</strong> Finanzindustrie<br />

auf Gentrifizierungsprozesse seit <strong>der</strong> dot.com-Krise 2000/01 sehen, haben sie ihrem<br />

Phasenmodell sinnvoller Weise eine Kurve des US-amerikanischen Wirtschaftswachstums<br />

<strong>und</strong> eine Kurve <strong>der</strong> Hypothekenverschuldung <strong>der</strong> privaten Haushalte <strong>der</strong> USA, ausgedrückt<br />

als Prozentsatz am Bruttosozialprodukt, unterlegt. Bevor aber auf diese neuere<br />

Entwicklung im Zusammenhang mit <strong>der</strong> vierten Welle <strong>der</strong> Gentrifizierung eingegangen<br />

wird, sollen zunächst alle vier Phasen vorgestellt werden.<br />

1. WELLE DER GENTRIFIZIERUNG:<br />

Die erste Welle <strong>der</strong> Gentrifizierung fand von den 1950er Jahren bis zur Krise 1973 statt.<br />

Sie wird als räumlich sporadische <strong>und</strong> staatlich angeleitete Gentrifizierungswelle beschrieben.<br />

In diesem Zeitraum reichten privatwirtschaftliche Anreize für eine Initiierung von<br />

Gentrifizierungsprozessen in <strong>der</strong> Regel nicht aus, so dass staatliche Subventionen für kernstädtische<br />

Revitalisierungsprojekte notwendig waren. Legitimiert wurden diese als staatliche<br />

Interventionsmöglichkeit gegen den Verfall <strong>der</strong> Kernstädte, obwohl sie fast ausschließlich<br />

Angehörigen <strong>der</strong> Mittel <strong>und</strong> Oberschicht zu gute kamen. Diese erste Welle entsprach<br />

weitgehend dem was im 1. Kapitel als klassische Gentrifizierung bezeichnet wurde.<br />

Die Rezession Mitte <strong>der</strong> 1970er Jahre verweist jedoch auf umfassende sozio<strong>ökonomische</strong><br />

Restrukturierungen während dieser ersten Welle: <strong>der</strong> Aufstieg Westdeutschlands <strong>und</strong> Japans<br />

als neue <strong>ökonomische</strong> Konkurrenten <strong>der</strong> USA, die Nutzung von Niedriglohnstaaten<br />

als Produktionsstandort u.ä. sind Indizien für eine sich anbahnende Überakkumulationskrise,<br />

die allerdings zunächst kaum Auswirkungen auf Gentrifzierungsprozesse hatte.<br />

2. WELLE DER GENTRIFIZIERUNG<br />

Die zweite Welle <strong>der</strong> Gentrifizierung schloss sich an die Rezession Mitte <strong>der</strong> 1970er Jahre<br />

an <strong>und</strong> dauerte bis zur Rezession Anfang <strong>der</strong> 1990er Jahre. Sie wird beschrieben als eine<br />

Phase, in <strong>der</strong> Gentrifizierungsprozesse zunehmend in <strong>der</strong> Stadtpolitik verankert wurden.<br />

Smith <strong>und</strong> Hackworth schreiben, dass auch Städte, die vorher keine Gentrifizierungsprozesse<br />

aufwiesen, nun bewusst versuchten Kapital für die Gentrifizierung von Stadtquartieren<br />

anzulocken. Resultat war eine quantitative Ausbreitung von Gentrifizierung, die es vorher<br />

noch nicht gegeben hatte (Smith / Hackwort 2001, 466).<br />

Gentrifizierung wurde aber auch in weitere <strong>ökonomische</strong> <strong>und</strong> kulturelle Prozesse auf nationaler<br />

o<strong>der</strong> globaler Ebene integriert. So drückte sich die neoliberale Wende in <strong>der</strong> nationalen<br />

Politik (Deng Xiaoping 1978 in China, Reagan <strong>und</strong> Thatcher 1980 in den USA <strong>und</strong><br />

GB, Kohl 1982 in Westdeutschland) auch in <strong>der</strong> Stadtpolitik aus. Die unternehmerische<br />

Stadtpolitik setzte weniger auf die Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung mit öffentlicher Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> mehr auf die <strong>ökonomische</strong> Revitalisierung <strong>der</strong> Städte durch privatkapitalistische<br />

Investitionsprojekte. Nicht nur in den USA <strong>und</strong> Großbritannien herrschte in <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />

eine laissez-faire Haltung vor. Public-Privat-Partnerships wurden relevant <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Einfluss von Developern, sowie <strong>der</strong> sich globalisierenden Finanz- <strong>und</strong> Immobilienindustrie<br />

auf Gentrifizierungsprozesse wuchs rasant an. New York <strong>und</strong> London stiegen<br />

gleichzeitig zu Global Citys (Sassen 2001) auf. Damit verän<strong>der</strong>ten sich aber auch die Gentrifizierer<br />

<strong>der</strong> zweiten Welle, die sich nun stärker aus den unterschiedlichen Hierarchieebenen<br />

des Managements von (Finanz-) Firmen <strong>und</strong> staatlichen Institutionen rekrutierten <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Flächenbedarf dieses neuen quartären Sektors machte sich in den Städten bemerkbar<br />

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