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Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

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die häufig halb- o<strong>der</strong> illegale Formen annehmen, wie etwa die Bestechung <strong>und</strong> Korrumpierung<br />

von einflussreichen Individuen in staatlichen Raumplanungsinstitutionen u.ä. Es gibt<br />

aber inzwischen auch ein ganzes Arsenal an legalen Instrumenten zur gezielten Steigerung<br />

des Preises von Gr<strong>und</strong>stücken, wie etwa das neighborhood branding, das quasi als umfassende<br />

Promotion-Strategie für bestimmte Stadtquartiere zu begreifen ist. Derartige Strategien<br />

versuchen mittels einer symbolischen Aufwertung von Stadtquartieren die dort gelegenen<br />

Gr<strong>und</strong>stücke auch ökonomisch aufzuwerten.<br />

Auch im Zusammenhang von Gentrifizierungsprozessen sind Formen <strong>der</strong> Bodenspekulation<br />

äußerst relevant. Zukin (Zukin 2010) bemerkt etwa, dass gerade in <strong>der</strong> Initialphase<br />

von Gentrifizierungsprozessen sowohl Pioniere wie kleinere Immobilienmakler auf Gr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> relativ geringen Kapitalintensivität von Gr<strong>und</strong>stückskäufen in heruntergekommenen<br />

Arbeitervierteln, Gr<strong>und</strong>stücke in Erwartung einer Wertsteigerung erwerben. Die Spekulation<br />

auf eine erfolgreiche Gentrifizierung des Stadtquartiers <strong>und</strong> in ihrer Folge auf die Wertsteigerung<br />

<strong>der</strong> dort gelegenen Gr<strong>und</strong>stücke ist also ein wesentliches Moment von Gentrifizierungsprozessen.<br />

In <strong>der</strong> Gentrifizierungsforschung wird schon lange <strong>der</strong> Einfluss von Kunst-, Kultur- <strong>und</strong><br />

Subkulturszenen auf Gentrifizierungsprozesse erforscht (z.B. Shaw 2005, Vicario / Monje<br />

2005, Zukin 2010, Lees / Slater / Wyly 2008, 112ff). Und auch in <strong>der</strong> Stadtpolitik ist längst<br />

angekommen, dass Gentrifizierungsprozesse häufig von künstlerisch o<strong>der</strong> kulturell orientierten<br />

sozialen Gruppen mit angeschoben werden <strong>und</strong> sich Kunstszenen als Publikumsmagneten<br />

erweisen können. Daher ist es zu einem wichtigen Mittel sowohl <strong>der</strong> städtischen<br />

Politik, wie von Immobilienunternehmen geworden, Stadtteilen ein spezifisches kulturelles<br />

o<strong>der</strong> künstlerisches Image zu geben, dass diese interessanter macht <strong>und</strong> damit zur Wertsteigerung<br />

<strong>der</strong> dort gelegenen Gr<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong> Immobilien beiträgt 20 . Die kulturelle Aufwertung<br />

eines Stadtquartiers soll dabei zur Produktion einer beson<strong>der</strong>en Qualität o<strong>der</strong> zumindest<br />

des Scheins dieser beson<strong>der</strong>en Qualität (des Images) von einem Segment des städtischen<br />

Wohnungsmarktes führen. Die Wertsteigerung wird also durch die Produktion einer<br />

Vorzugslage mittels Kunst <strong>und</strong> Kultur erreicht. Es müssen damit kaum Investitionen in die<br />

Bausubstanz getätigt werden, da die Wertsteigerung quasi aus einer Mode resultiert <strong>und</strong> die<br />

sie auslösenden Künstler <strong>und</strong> Kulturschaffenden dies zumeist fast kostenlos machen <strong>und</strong><br />

froh darüber sind, wenn ihnen, wie im Fall Neuköllns, das Quartiersmanagement ein billiges<br />

Ladenlokal als Atelier vermittelt. Die kulturelle Aufwertung von Stadtquartieren zum<br />

Zwecke <strong>der</strong> <strong>ökonomische</strong>n Aufwertung <strong>der</strong> dort gelegenen Gr<strong>und</strong>stücke lässt sich so als<br />

eine relativ preiswerte Strategie <strong>der</strong> Bodenspekulation begreifen.<br />

3.5 UMLAUFGESCHWINDIGKEIT DES KAPITALS IN IMMOBILIENMÄRKTEN<br />

Immobilien gelten klassischerweise als langlebige, sichere <strong>und</strong> unflexible Anlageform.<br />

Vom Erwerb eines Baugr<strong>und</strong>stücks über den Planungs- <strong>und</strong> Bauprozess bis zur Amortisation<br />

<strong>der</strong> Investition durch Vermietung können Jahrzehnte vergehen. Die Umlaufgeschwindigkeit<br />

des Kapitals, also die Zeit, die zwischen Investition <strong>und</strong> Rückkehr des Kapitals plus<br />

Mehrwert o<strong>der</strong> Rente zum Investor vergeht, war bei Immobilien gewöhnlich sehr niedrig.<br />

Denn wenn ein Kapital von <strong>der</strong> Größe 100 in Immobilien investiert wird <strong>und</strong> erst nach sagen<br />

wir 20 Jahren inklusive eines Rentenprofits von vielleicht 50% zurückkehrt, hat es<br />

einen großen Nachteil gegenüber einem gleich großen Kapital, das bspw. eine Umlaufgeschwindigkeit<br />

von einem Jahr hat <strong>und</strong> eine Profitrate von nur 5%. Nach 20 Jahren ist unser<br />

Immobilienkapital auf einen Wert von 150 gestiegen. Unser zweites Kapital konnte hingegen<br />

jedes Jahr neu investiert werden <strong>und</strong> stieg dabei jeweils um 5% an, wodurch sich auch<br />

20 Im nördlichen Neukölln steht das dort seit einigen Jahren veranstaltete Kleinkunstfestival „48-St<strong>und</strong>en<br />

Neukölln“ beispielhaft für eine <strong>der</strong>artige Strategie <strong>der</strong> <strong>ökonomische</strong>n Aufwertung vermittels einer kulturellen<br />

Aufwertung des Stadtteils.<br />

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