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Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

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theken immer sicher zu sein, da <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> ihnen zu Gr<strong>und</strong>e liegenden Gr<strong>und</strong>stücke beständig<br />

anstieg. Dies führte dazu, dass immer mehr US-amerikanische Haushalte ihren<br />

Konsum über die Aufnahme von Hypothekenkrediten finanzierten. Wie aus Abb. 7 ersichtlich<br />

wird, waren diese Hypotheken 2006 auf einen Wert von r<strong>und</strong> 75% des BSP gestiegen<br />

(zu diesem Phänomen <strong>der</strong> „predatory subprime mortages“ im Umfeld eines inflationären<br />

Immobilienbooms vgl. auch Wilson / Beck / Bailey 2009, Wyly / Moos / Foxcroft / Kabahizi<br />

2007, Wyly / Atia / Foxcroft / Hammel / Phillips-Watts 2006, Hackworth / Wyly<br />

2003).<br />

Über die 4. Welle <strong>der</strong> Gentrifizierung lässt sich noch nicht abschließend urteilen, da sie<br />

<strong>der</strong>zeit noch im Gange ist. Wesentlich festzuhalten ist hier aber, dass diese Welle im Kontext<br />

einer inflationären Überhitzung <strong>der</strong> <strong>Immobilienmärkte</strong> nicht nur in den USA, son<strong>der</strong>n<br />

auch Großbritanniens, den PIIGS-Staaten mit Ausnahme Griechenlands o<strong>der</strong> Chinas, stattfindet.<br />

Bemerkenswert ist auch, dass das, was Lees et al 2007 noch als 4. Welle <strong>der</strong> Gentrifizierung<br />

beschreiben, sich wenige Monate später als Auslöser <strong>der</strong> größten Weltwirtschaftskrise<br />

seit 1929 entpuppte.<br />

Die Klassifizierung <strong>der</strong> Entwicklungsgeschichte <strong>der</strong> Gentrifizierung wie sie von Smith /<br />

Hackworth <strong>und</strong> Lees / Slater / Wyly vorgelegt wurde, verdeutlicht eine relativ kontinuierliche<br />

Bewegung, in <strong>der</strong> Gentrifizierungsprozesse von einer untypischen Ausnahme an wenigen<br />

Orten, die zudem anfangs ökonomisch relativ unattraktiv war, zu Prozessen werden,<br />

die vornehmlich von großen Kapitalien <strong>und</strong> lokalstaatlichen Akteuren ausgehen <strong>und</strong> eine<br />

zentrale Rolle im Krisengeschehen 2007ff zu spielen scheinen. Gleichzeitig ging damit<br />

eine starke sozio<strong>ökonomische</strong> Polarisierung vieler Städte einher, die die lokal-staatliche<br />

Politik mit Pro-Gentrifizierungsstrategien begleitet <strong>und</strong> verstärkt. Etwas grobschlächtig<br />

lässt sich also zusammenfassen, dass Gentrifizierungsprozesse in den letzten 60 Jahren zunehmend<br />

von großen Kapitalien <strong>und</strong> städtischen Wachstumskoalitionen mit einer pro-gentrifizierungs<br />

Agenda angetrieben werden, dass sie wichtiges Moment eines neuen spatiotemporal<br />

fix für Überakkumuliertes Kapital sind <strong>und</strong> dass sie sich daher globalisieren o<strong>der</strong><br />

verallgemeinern.<br />

5 ÜBERAKKUMULATIONSKRISE UND GENTRIFIZIERUNG<br />

Wie weiter oben bereits dargestellt wurde, subsumiert Smith 1996 das Gentrifizierungsgeschehen<br />

unter eine größere gesellschaftliche Bewegung zur Hebung <strong>der</strong> Profitraten. Die<br />

Relokalisierung von Kapital in den Kernstädten ist damit Moment eines neuen spatio-temporal<br />

fixes, um die Überakkumulationsdynamik des Kapitals durch geografische Verlagerungen<br />

zeitweilig zu lösen. Seit 1996 steht die Zeit aber nicht still <strong>und</strong> in wirtschaftshistorischer<br />

Hinsicht ist sehr viel Relevantes passiert. Es sei hier nur an die Asienkrise 1997/98,<br />

die Russlandkrise 1998/99, die dot.com-Krise 2000/01 <strong>und</strong> die gegenwärtige Weltwirtschaftskrise<br />

2007ff erinnert. Mit diesen Krisen stellt sich aber die Frage, ob Smiths<br />

Einschätzung <strong>der</strong> gesamt-<strong>ökonomische</strong>n Funktion von Gentrifizierungsprozessen noch<br />

Gültigkeit besitzt – immerhin haben spatio-temporal fixes offensichtlich nicht ausgereicht,<br />

um die <strong>der</strong>zeitige Krise zu verhin<strong>der</strong>n. Und das Beson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> gegenwärtigen Krise ist<br />

zudem, dass sie eine Krise ist, die auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt ausgelöst<br />

wurde, sich von dort ausbreitete <strong>und</strong> we<strong>der</strong> auf einen bestimmten Raum o<strong>der</strong> auf eine<br />

bestimmte Branche beschränkt blieb, wie es bei den Krisen <strong>der</strong> letzten 30 Jahre sonst <strong>der</strong><br />

Fall war (vgl. Brenner 2003, Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e <strong>der</strong> klassenlosen Gesellschaft<br />

2009). Sie hat die gesamte Weltwirtschaft erfasst.<br />

Smith behauptet, dass die Gentrifizierung Anteil an <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Profitraten habe.<br />

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