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Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

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ermöglichen, dass überschüssiges Kapital in die <strong>Immobilienmärkte</strong> fließt. Und es wurde<br />

gezeigt, dass es gerade in Metropolregionen zu einem massiven Zufluss von<br />

internationalem Finanzkapital in die <strong>Immobilienmärkte</strong> kommt, was dort zu „künstlichen“<br />

Immobilienpreisinflationen führt.<br />

Mit Neil Smith wurde im 4. Kapitel die Funktionsweise von rent gaps erklärt <strong>und</strong> es wurde<br />

darauf hingewiesen, dass rent gaps nicht nur durch eine vorhergehende Entwertung eines<br />

Stadtquartiers <strong>und</strong> die Entstehung eines land value valley hervorgebracht werden können.<br />

Rent gaps können auch entstehen, wenn sich <strong>der</strong> Bodenpreiskegel einer Stadt insgesamt<br />

hebt, etwa durch den massiven Zufluss von internationalem Finanzkapital. Ein <strong>der</strong>artige<br />

Zufluss von Kapital führt dazu, dass sich im Stadtgebiet wesentlich mehr <strong>und</strong> wesentlich<br />

schneller rent gaps öffnen, die dann für eine profitable Investition in den Immobilienmarkt<br />

genutzt werden können. Es erscheint damit logisch, dass eine starke Erhöhung <strong>der</strong><br />

Kapitalmasse, die in einem lokalen Immobilienmarkt investiert ist, die Bedingungen verbessert,<br />

unter denen rent gaps profitabel genutzt werden können. Daraus lässt sich logisch<br />

sowohl eine Verkürzung <strong>der</strong> Periodizität, in <strong>der</strong> in einem gegebenen Stadtquartier ein rent<br />

gap entsteht (das Phänomen <strong>der</strong> „Super-Gentrifizierung“), als auch eine quantitative Ausdehnung<br />

von rent gaps <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Bedingung <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Gentrifizierung ableiten.<br />

Es ist an diesem Punkt <strong>der</strong> Argumentation damit möglich, die Verallgemeinerung von Bedingungen<br />

<strong>der</strong> Möglichkeit von Gentrifizierung aus <strong>der</strong> Logik von urbanen <strong>Immobilienmärkte</strong>n<br />

<strong>und</strong> dem empirischen Bef<strong>und</strong> eines starken Zuflusses von Kapitalinvestitionen in<br />

diese Märkte abzuleiten. Das Kausalgefüge stellt sich schematisch wie folgt dar:<br />

1.) es existiert eine strukturelle Überakkumulationskrise;<br />

2.) diese führt zum Abfluss überschüssigen Kapitals in die Finanzsphäre;<br />

3.) <strong>der</strong> Anlagedruck des Finanzkapitals führt zu politisch-rechtlichen Deregulierungen,<br />

neuen Finanzinnovationen <strong>und</strong> lokalen Pro-Gentrifizierungspolitiken, die die urbanen<br />

<strong>Immobilienmärkte</strong>, vornehmlich von Metropolen mit internationaler Bedeutung,<br />

für Investitionen aus <strong>der</strong> Finanzindustrie öffnen <strong>und</strong> attraktiv machen;<br />

4.) <strong>der</strong> Zustrom von internationalem Finanzkapital in diese lokalen urbanen <strong>Immobilienmärkte</strong><br />

führt dort zu einem generellen Anstieg des Bodenpreiskegels, <strong>und</strong> damit<br />

öffnen sich rent gaps auf diesen Märkten wesentlich schneller <strong>und</strong> wesentlich häufiger,<br />

als es vorher <strong>der</strong> Fall war;<br />

5.) aus dieser Kausalkette lässt sich eine Verbesserung <strong>der</strong> Bedingungen <strong>der</strong> Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Profitabilität von Gentrifizierung logisch ableiten.<br />

Die von vielen Gentrifizierungsforschern behauptete Globalisierung o<strong>der</strong> Generalisierung<br />

<strong>der</strong> Gentrifizierung ist damit in letzter Instanz aus <strong>der</strong> globalen, von einer strukturellen<br />

Überakkumulationskrise geprägten Akkumulationsdynamik des Kapitals ableitbar. Es<br />

konnte also ein systematischer <strong>ökonomische</strong>r Zusammenhang zwischen Akkumulationsdynamik<br />

<strong>und</strong> Gentrifizierung aufgedeckt werden.<br />

Bleibt die Frage, wie diese Logik mit <strong>der</strong> Immobilienkrise zusammenhängt. Smith behauptete,<br />

dass Gentrifizierung Teil einer größeren Bewegung zur Hebung <strong>der</strong> Profitraten<br />

sei, die unter an<strong>der</strong>em über die Inwertsetzung urbaner Gr<strong>und</strong>stücke funktioniert. Der Begriff<br />

<strong>der</strong> Profitrate sagt aber nichts darüber aus, woher <strong>der</strong> Profit kommt. Die kategoriale<br />

Unterscheidung von Mehrwert <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>rente ermöglicht es hingegen zu erkennen, dass<br />

im Falle von Gentrifizierung den betroffenen Stadtquartieren im Normalfall durch die Sanierung<br />

<strong>der</strong> Gebäudesubstanz relativ wenig neuer Wert zugesetzt wird. Die Immobilienpreisinflation<br />

im Zuge von Gentrifizierungsprozessen gründet vorrangig auf <strong>der</strong> Abschöpfung<br />

erhöhter Gr<strong>und</strong>renten. Zudem lässt sich die Gentrifizierung von Stadtquartieren im<br />

Sinne des uneven geographical development als Konstruktion räumlicher Differenz begreifen.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis dieser Produktion räumlicher Differenz lässt sich Gentrifizierung damit<br />

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