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Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

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starken sozialräumlich Polarisierung vieler Städte. In New York etwa explodierte die Zahl<br />

<strong>der</strong> Obdachlosen <strong>und</strong> Smith weist darauf hin, dass schon zu Beginn dieser Welle 1979 in<br />

den USA jährlich r<strong>und</strong> 500.000 Haushalte mit 2 Millionen Personen aus ihren Häusern verdrängt<br />

wurden (Smith 1996, 89).<br />

3. WELLE DER GENTRIFIZIERUNG<br />

Im Gegensatz zur Rezession zwischen 1. <strong>und</strong> 2. Welle <strong>der</strong> Gentrifizierung beeinträchtigte<br />

die Rezession bis 1993 Gentrifizierungsprozesse so stark, dass eine Debatte um „Degentrifizierung“<br />

entbrannte, die aber mit dem wie<strong>der</strong> Einsetzen <strong>der</strong> Gentrifizierung nach 1993<br />

schnell verebbte. Smith <strong>und</strong> Hackworth argumentieren, dass die 3. Welle davon geprägt<br />

sei, dass die <strong>ökonomische</strong>n Momente <strong>der</strong> Gentrifizierung offener als zuvor zu Tage treten.<br />

Die kulturellen Momente treten hingegen in den Hintergr<strong>und</strong>:<br />

„Overall, economic forces driving gentrification seem to have eclipsed cultural factors as the scale<br />

of investment is greater and the level of corporate, as opposed to smaller-scale capital, has<br />

grown.“ (Smith / Hackworth 2001)<br />

Die 3. Welle <strong>der</strong> Gentrifizierung ist davon geprägt, dass Gentrifizierungsprozesse zunehmend<br />

von großen Kapitalien bewusst initiiert werden, während die klassischen individuellen<br />

Pioniere <strong>und</strong> Gentrifizierer stark an Bedeutung verlieren. Während <strong>der</strong> vorangegangenen<br />

Wellen waren Gentrifizierungsprozesse für institutionelle Investoren <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e große<br />

Kapitalien erst in einem späten, etablierten Stadium als Investitionsmöglichkeit attraktiv.<br />

Zudem breitet sich Gentrifizierung in räumlicher Hinsicht stark aus. Der lokale Staat wird<br />

zu einem wichtigen Akteur in diesen Prozessen:<br />

„The third wave of gentrification is characterized by interventionist governments working with<br />

the privat sector to facilitate gentrification: quite a shift from the typical second-wave position of<br />

passive support.“ (Shaw 2005, zitiert nach Lees / Slater / Wyly 2008, 178).<br />

4. WELLE DER GENTRIFIZIERUNG<br />

Die 4. Welle <strong>der</strong> Gentrifizierung setzen Lees et al mit dem Ende <strong>der</strong> dot.com-Krise 2001<br />

an <strong>und</strong> sie bemerken, dass diese Welle vorrangig in den USA zu beobachten ist. Diese 4.<br />

Welle zeichnet sich aus durch:<br />

„[...] an intensified financialization of housing combined with the consolidation of progentrification<br />

politics and polarized urban policies.“ (Lees / Slater / Wyly 2008, 179).<br />

Sie argumentieren, dass die Fe<strong>der</strong>al Reserve (FED, Zentralbank <strong>der</strong> USA) auf die dot.com-Krise<br />

vorrangig durch die Senkung des Leitzinses zur Stimulierung <strong>der</strong> Ökonomie<br />

setzte. Diese Politik spülte riesige Mengen billigen Geldes in die <strong>Immobilienmärkte</strong>. Im<br />

Gegensatz zu „normalen“ Rezessionen schossen die Immobilienpreise daher auch während<br />

<strong>der</strong> Rezession weiter in die Höhe – sicherlich auch als Resultat einer Umschichtung von<br />

Kapital, das vorher in Aktien <strong>der</strong> 2000/01 abstürzenden New Economy investiert war, in<br />

den „sicheren“ Immobiliensektor. In diesem Sinn merken Lees et al auch an, dass <strong>der</strong> Immobilienmarkt<br />

für reiche Haushalte zunehmend zu einem Spekulationsobjekt wurde. Sie<br />

verdeutlichen die Dimensionen des neuen Zuflusses von Kapital in den Immobiliensektor<br />

damit, dass innerhalb von fünf Jahren 33 <strong>der</strong> Gesamtwert von Wohnimmobilien in allen Entwickelten<br />

Staaten um sagenhafte 30.000 Milliarden US-$ anstieg, ein Wert <strong>der</strong> immerhin<br />

r<strong>und</strong> 100% des BSP aller Entwickelten Staaten entspricht (Lees / Slater / Wyly 2008, 181).<br />

Dieser Anstieg verweist auf einen inflationären Immobilienpreisboom.<br />

Relevant ist aber vor allem, dass die Innovationen <strong>der</strong> Finanzindustrie, die weiter unten<br />

bereits angesprochen wurden, ebenfalls zu einer Explosion <strong>der</strong> Vergabe von Hypothekenkrediten<br />

führte. Im Umfeld eines inflationären Immobilienmarktes schienen diese Hypo­<br />

33 Lei<strong>der</strong> machen sie keine Angaben dazu, in genau welchen fünf Jahren!<br />

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